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Adventszauber in Prag

Bericht vom 16. – 19. Dezember 2019 | Bus Nummer 17                             

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Adventszauber in Prag

Děkuju (Tschechisch)

Danke (děkuju) meiner tollen Reisegruppe die ich in die goldene Stadt, nach Prag zur vorweihnächtlichen Zeit, begleiten durfte.

Tag 1

Unsere Hinfahrt begann frühmorgens um 05.00h in Basel. Die ersten Gäste unserer Gruppe mussten schon ziemlich früh aus den Federn. Wir fuhren zuerst nach Olten, dann Aarau, Zürich, Pfäffikon und Sargans, bis unser Car fast auf den letzten Platz besetzt war. In Sargans verabschiedete sich unser Walliser Chauffeur Arthur und Marius übernahm das Steuer. Schon bald überzeugte er jeden von uns mit seiner langjährigen Erfahrung und seinem Humor.

Prag kenne er wie seine Westentasche.  Da waren wir ja in besten Händen! Bald verliessen wir die Schweiz, streiften kurz Österreich und befanden uns dann auf dem Weg durch Deutschland zur tschechischen Grenze. Am romantischen Ammersee, auch genannt Bauernsee (Fürstensee nennt man den nahegelegenen Starnbergersee), machten wir dann unseren Mittagshalt. Die restlichen Kilometer bis zu unserem Ziel vergingen wie im Flug und um 19.00h kamen wir im Hotel Duo an. Zum Abendessen gab es ein reichhaltiges Buffet und wir konnten ein erstes Pilsner Urquell testen, so nah an der Quelle des berühmten Bieres ist ja man selten.  Die Stadt Pilsen mit der berühmten Brauerei ist gerade mal ca. 94km entfernt von Prag. 1842 braute dort Josef Groll das erste goldene Pils der Welt – Pilsner Urquell. Prost auf ein paar erlebnisvolle, gemeinsame Tage!

 

Tag 2

Ausgeruht trafen wir uns am nächsten Morgen nach dem Frühstück. Die Sonne blinzelte zwischen ein paar Wolken hindurch und versprach uns gutes Wetter. Auf dem Bildschirm im Bus zeigte es 2 Grad Celsius an, aber ein bisschen Kälte im Dezember gehört halt auch zu Prag. Marius heizte uns, sprich den Bus, schnell ein, und wir fuhren hinauf bis zur Burg. Begleitet wurden wir von Sonia und Jaromir, 2 lokalen Stadtführern, die uns während der Führung viel Wissenswertes über die faszinierende Stadt erzählten.

Wir starteten, warm eingepackt, zu Fuss mit dem Besuch der Festungsanlage, die hoch über der Stadt thront. Die Kirche im Hintergrund liess sich im morgendlichen Nebel nur schattenhaft erahnen, es herrschte eine mystische Stimmung. Um in die Burg-Anlage zu gelangen überquerten wir den Hirschengraben, eine 8 Hektar grosse Naturschlucht. Ursprünglich diente die Schlucht nur als Schutzbarriere, aber unter Rudolf II. wurden hier Hirsche ausgesetzt. Diese wurden zwecks Unterhaltung der adligen Herren für die Burgküche gejagt. Direkt aus dem Fenster konnten die Fürsten und Könige, ohne grosse Mühe, auf die Tiere zielen. Davon wurde der Name Hirschgraben abgeleitet. «So ein fauler Herr», hörte ich es aus der Gruppe murmeln.

Die Entstehung des Hradschin (dt. Burg) reicht zurück bis ins 9. Jahrhundert. Damals wurde oberhalb der Moldau die erste Burg errichtet. Inzwischen sind mehr als 1000 Jahre vergangen und aus der kleinen, mit Erdwällen geschützten Burg, entwickelte sich die größte Burganlage der Welt.

Im Lauf der Zeit wohnten hier Könige und Kaiser, etliche böhmische Adlige ließen hier prächtige Paläste errichten, und auch die Prager Bischöfe ließen sich auf dem Hradschin nieder, die nun auch Amtssitz des tschechischen Staatspräsidenten ist. Seit 1992 gehört die Burg zusammen mit der Prager Altstadt zum Weltkulturerbe.

Um 12.00h erklang plötzlich eine Sirene und liess uns verstummen. Alles blieb stehen, die Herren zogen ehrfürchtig ihre Kopfbedeckungen vom Haupt und alle gedachten in einer Schweigeminute der Opfer der Schiesserei die sich in Ostrau vor einer Woche ereignet hat.

Die Burganlage wurde zu einem Ort der Stille, trotz hunderten von Besuchern.

Nach einer spektakulären Aussicht auf die Stadt Prag begaben wir uns zur Treppe, deren Ursprung bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht, und stiegen die 121 Stufen hinunter zur Stadt. Besonders eindrücklich ist natürlich auch die berühmte Karlsbrücke mit einer Gesamtlänge von 56 Metern. Die Brücke wurde im 14. Jahrhundert errichtet und verbindet die Altstadt mit der Kleinseite in Prag. Sie ist die älteste erhaltene Brücke über den Fluss Moldau und eine der ältesten Steinbrücken Europas. «Wie tief ist die Moldau hier?» fragten wir Jaromir, unseren Tourguide.  Zurzeit nur gerade 40 cm und in der Mitte 80cm, da der Fluss hier sehr breit ist, ist die Wassertiefe sehr gering.  «Oh, da könnten wir ja zu Fuss die Moldau überqueren», meinte ein Teilnehmer schmunzelnd.  Wären da nicht die 2 Grad Celsius, vielleicht….

Nach einer ca. 3-stündigen Tour durch Prag knurrte uns so langsam der Magen, die Blase drückte, und die Beine wünschten sich eine Verschnaufpause. Wir bedankten uns bei Jaromir und Sonia für die interessante Führung und alle konnten nun den Nachmittag frei nutzen.

Mich lockte der Geruch von Zimt und Zucker zum Weihnachtsmarkt. Soll ich nun ein Stück vom Prager Schinken oder doch lieber eine brutzelnde Paprika Wurst essen? An einem der vielen kleinen Holzhäusschen entschloss ich mich für die Wurst. Lecker!

In Prag findet man fast nur Kopfsteinpflaster Gassen, so auch am Altstädter Ring. Aber aufgepasst, die Steine sind nicht immer eben gepflastert, es fehlen auch manchmal ein paar Teile und schon kann mal die Wurst durch die Luft fliegen und man fällt auf die Knie. Ich habe Glück gehabt, nichts Schlimmes passiert, aber danach habe ich vermehrt nach unten geguckt.

Wir trafen uns alle abends im Hotel wieder, wo wir mit dem Bus in eine typischen Brasserie zu einem leckeren, traditionellen Abendessen fuhren. Die Brauerei U Fleků ist die einzige Brauerei in Mitteleuropa, wo das Bier ohne Unterbrechung seit über 500 Jahren gebraut wird. Berühmt wurde sie durch das gezapfte Spezial 13° Bier und seine berüchtigte alttschechische Küche. Im Fleku wurden wir in den Rittersaal geführt, wo wir ganz unter uns die typisch altböhmischen Gerichte goutierten. Sicher, es floss auch so manches Glas Bier und eine Drei-Mann Band sorgte für musikalische Unterhaltung. Bald konnten wir auch schon die Liedtexte mitsingen und ritterlich wurden die Damen von unseren Herren zum Tanz gebeten.  Keiner hatte es eilig zurückzufahren, heute bestimmten ausnahmsweise die Gäste die Rückfahrzeit😊

 

Tag 3

Yeah ausschlafen!  Wir fuhren erst um 10.00h mit dem Bus wieder in die Stadt. Dank einem Stadtplan und vielen hilfreichen Tipps von unserem Tourguide Sonia, wurden wir schon zu richtigen « Prager Experten». Jeder konnte heute den Tag selber gestalten und tun wozu er Lust hatte.

Weihnachtsmärkte fand man in der ganzen Stadt auf jedem Platz, Geschäfte für letzte Weihnachtsgeschenke gab es in allen Preislagen, Dior, Prada und Co. säumen sich entlang der Pariser Strasse. Aber es gab auch viele Märkte mit Souvenirs und oha, sogar auch Cannabis Bier! Zeit um unsere Taschen zu füllen hatten wir bis zum Abend.  Bevor wir uns dann auf den Weg zur Klara machten – nein dies ist nicht meine Tante in Prag, so hiess unser Schiff, mit dem wir eine nächtliche Rundfahrt auf der Moldau machen wollten – traf sich so mancher auf dem grossen Platz mit dem Weihnachtsbaum.

Golden leuchteten die Augen, beim Eindunkeln auf dem Altstädter Ring (Staroměstské náměstí) als die Lichtshow begann.

Auf diesem historischen Platz, der im 12. Jahrhundert entstand, befindet sich das Altstädter Rathaus, die Kirche St. Maria, die Barockkirche des Hl. Nikolaus, das Rokoko-Kinsky-Palais, das gotische Stadtpalais „Haus zur steinernen Glocke“ und das monumentale Denkmal von Meister Jan Hus. Im Pflaster des Platzes ist der Hinrichtungsort von 27 tschechischen Herren (1621) markiert sowie der Prager Meridian. Doch heute dominiert vor allem ein riesiger, reichgeschmückter Weihnachtsbaum.  Genau mit dem Glockenschlag der Kirche begann der Baum, begleitet von weihnachtlichen Klängen, in einer Lichtshow zu funkeln.

Zauberhafte Adventsstimmung, ein unvergessliches Erlebnis mitten in Prag.  Dazu ein Glühwein- ja das muss sein!  Um 17.30h trafen wir uns dann alle bei der Czech- Brücke und freuten uns auf ein Abendessen auf dem Schiff.  Während wir mit der «Klara» 2 Stunden auf der Moldau durch die Stadt fuhren, wurde uns ein reichhaltiges Buffet mit feinen kalten und warmen Speisen serviert. Der traditionelle Prager Schinken duftete dabei verführerisch. Und die vielen süssen Nachspeisen, flugs verschwanden die Schokoröllchen. Begleitet wurden wir von einem fröhlichen Akkordeon Spieler.

Prag erstrahlte im Lichterglanz der weihnachtlichen Beleuchtung. Nach dem Essen kletterten wir alle hoch aufs Deck um uns ganz der romantischen Stimmung hinzugeben und viele schöne Bilder zur Erinnerung an diese traumhafte Stadt zu machen. Ich erblickte plötzlich so viele Pärchen? Die Magie der Lichter.

 

Tag 4

Um 7.00h und noch dunkel begann schon wieder unsere Heimreise zurück in die Schweiz. Marius verstaute das Gepäck mit den einen oder anderen Weihnachtsgeschenken im Kofferraum. Vorher hat er natürlich nicht vergessen den Bus zu heizen und die Kaffeemaschine zu starten.  «Müssen wir wirklich schon zurück?» Unsere gesamte Gruppe, die sich inzwischen untereinander angefreundet hatte, wäre sicher gerne etwas länger geblieben, aber das Navi liess sich von unserem Wunsch nicht beirren.  BITTE WENDEN – also wieder zurück zur Grenze. Im Bus war es daraufhin mucksmäuschen still, alle träumten noch vom Zauber der Stadt Prag.

«Einmal um die ganze Welt – und die Taschen voller Geld!» Karel Gott sang dieses Lied vor langer Zeit.  Wir reisten vielleicht nicht gerade um die ganze Welt, hatten die Tasche auch nicht voller Geld- aber voller unvergesslichen Erlebnissen und Eindrücken.

 

«Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden». (Franz Kafka)

 

Viola Schärer

 

 

 

 

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