Toskana für Geniesser
Es berichtet für Sie unsere Reiseleiterin
Viola Schärer
P wie Pasta und Pinocchio – Toskana für Geniesser
Vier Tage sich kulinarisch verwöhnen lassen, feine Weine degustieren, sich in der toskanischen Sonne wärmen, inmitten von sanften, in herbstlichen Farben leuchtenden Hügeln, umrahmt von majestätischen Zypressen- dies ist genau die Vorstellung, die uns für diese Reise nach Italien anspornt.
Mit Turi, unserem Walliser Chauffeur mit Charme und teilweise exotisch klingendem Dialekt, starten wir die Tour ab Basel zu noch dunkler Stunde um 6 Uhr. Hendrik, ein heftiger Sturm mit Höchstgeschwindigkeiten von 90 – 130km/h, begleitet uns zu den weiteren Einsteigeorten. Ohne Stau passieren wir den Gotthardtunnel. Im Tessin erwartet uns ein noch immer wolkenverhangener Himmel. Ich schliesse mit den Gästen eine Wette ab, indem ich ihnen Sonnenschein und Temperaturen über 20 Grad verspreche. Skeptische Blicke im Bus! Wir werden sehen…
Nach Mailand und Piacenza fahren wir entlang den apuanischen Alpen über den Cisa Pass. Der Gebirgspass liegt an der Grenze zwischen der nördlichen Toskana und der Emilia-Romagna in der Nähe der Quelle der Magra auf einer Höhe von 1.040m. Vor vielen Jahren (218 v. Chr.) hat Hannibal mit seinem Heer und den 37 Kriegselefanten diesen Pass überquert. Wie gut, dass wir in dem komfortablen Zerzuben Bus sitzen, es regnet nämlich inzwischen in Strömen. Nichts desto trotz, meine Wette gilt! Nach La Spezia fahren wir der Versilia Küste entlang und ein Gast erblickt an einem Hügel zur linken Seite plötzlich Schnee. Irrtum, dies ist der berühmte Carrara Marmor, der in der Abendsonne wie Schnee leuchtet. Ein Rohblock von diesem edlen Marmor kostet zwischen 1.500 und 10.000 Euro, je nach Qualität. Michelangelo hat damit sein Meisterwerk David erschaffen und viele weitere Skulpturen. Auch das Atrium des neuen World Trade Centers in der 432 Park Avenue in New York, das übrigens das höchsten Wohnhochhaus der Welt ist, wurde mit diesem Marmor gefliest.
Wir fahren weiter Richtung Pescia und erreichen kurz vor 18 Uhr unser Hotel Villa delle Rose. Eine ehemalige herrschaftliche Villa einer reichen Familie, die nun als Hotel im nostalgischen, edlen Stil umgebaut wurde. Der perfekte Ort für unsere Geniesser Tage.
Nach einem Willkommensdrink und einem feinen Nachtessen, serviert in dem prunkvollen Speisesaal, wünschen wir allen eine gute Nacht und sind gespannt, was uns morgen alles erwartet.
Freitag: Nachdem alle ausgeschlafen haben, wird am nächsten Morgen erstmal kräftig gefrühstückt, natürlich mit einem Cappuccino, what else. Jetzt geht’s gleich los, zu einem Kochkurs der toskanischen Küche. Claudia, unsere lokale Reiseführerin, begleitet uns zur Fattoria Settepassi, wo wir von einem motivierten italienischen Koch- Team erwartet werden. Der Weg dorthin ist allein schon ein Abenteuer und erfordert sämtliche Fahrkünste von Turi den Bus durch die abwechselnd Feld- Wald- und Wiesenwege zu lenken. Mitten in der Pampa, sprich mitten in der Toskana, erblicken wir dann die ehemalige Tabakfabrik und das daneben liegende Gebäude (ein ehemaliger Schweinestall). Hier findet nun unser Kochevent statt.
Ausgestattet mit Kochmützen und Handschuhen sind wir bereit, ein Gourmetmenu zu zaubern. Der Chefkoch erklärt uns die Zubereitung der Gerichte und voller Eifer schnippeln Mann und Frau die Zutaten für Bruschetta mit Tomaten und Steinpilzen. Eine weitere Gruppe widmet sich der Zubereitung von Pasta. Beim Dessert entwickeln die Gäste einen besonderen Eifer, der Einfallsreichtum beim Dekorieren kennt keine Grenzen, das beste Tiramisu wird nämlich zum Abschluss vom Chefkoch prämiert. Schnell lernt man sich bei diesem Event kennen, es wird viel gelacht und auch viel gegessen! Wir sind alle der Meinung, das nennt man sprichwörtlich Aktiv Ferien! Alle haben sich mit viel Enthusiasmus und Freude am Kochkurs beteiligt.
Den Nachmittag verbringen wir dann hinter Mauern. Nein, doch nicht im Gefängnis! Es ist die Stadtmauer von Lucca, ein 4,2 Kilometer langer Schutzwall, der Mitte des 16. Jahrhunderts, anfangs 17. Jahrhunderts erbaut wurde und heute das besterhaltene Beispiel für eine fortificazione alla moderna, eine neuzeitliche Befestigungsanlage in Europa ist. Gleichzeitig umgibt die Mauer das Stadtzentrum wie eine grüne Oase, in der die Einwohner und Besucher spazieren gehen, Fahrrad fahren oder joggen können. Ein wundervoller Ort auch für Verliebte, mit einem schönen Blick über Lucca, auch bekannt als die Stadt der 100 Kirchen. Hinter dem Schutzwall verbirgt die Stadt viele Monumente, die den Vätern der Nation gewidmet sind, wie zu Beispiel die Marmorstatue von Giuseppe Garibaldi. Claudia, unsere lokale Reiseführerin, zeigt uns ein paar historische Gebäude und gibt uns Tipps wo man am besten shoppen kann. Flugs und weg war unsere Gruppe auf der Suche nach Geschäften mit toskanischen Spezialitäten. Turi kommt uns am späteren Nachmittag wieder abholen und wir können unsere Einkaufstaschen im Bus verstauen, uns zurücklehnen und uns auf ein feines Abendessen im Hotel freuen.
Auf der Rückfahrt nach Peschia machen wir noch kurz einen Abstecher ins Nachbar Dorf Collodi. Und dort treffen wir auf Pinocchio, Italiens bekannteste Märchengestalt und die weltweithöchste Statue von ihm. Der hier gebürtige Carlo Lorenzini nannte sich nach dem Ort Collodi und schrieb im Jahr 1881 für eine italienische Kinderzeitschrift die ersten kleinen Fortsetzungsgeschichten über die hölzerne Puppe Pinocchio. Die Geschichte vom Schnitzer Geppetto und seiner lebendig gewordenen Holzpuppe wurde weltberühmt und in vielen Sprachen übersetzt und oft verfilmt. Der Name „Pinocchio“ ist ein Wortspiel. Er setzt sich aus dem italienischen Wort „pino“ (Pinie/Kiefer) und der Verniedlichungsform von „pinco“ (Dummkopf) und „occhio“ (Auge) zusammen.
Wie lustig war ich, als ich eine Marionette war! Und ihr, die ihr mich anschaut, seid ihr sicher, dass ihr die Marionette, die in euch lebt, gezähmt habt?
— Anthony Blacks
Samstag- wieder ein Geniesser Tag
Turi fährt uns heute wieder mitten ins gebirgige Hinterland der Toskana. Wir durchqueren zuerst eine Ebene, wo früher der grösste See der Toskana lag. Das Volk vermutete damals, dass das Wasser an der Verbreitung der Pest schuld sei und legte den See trocken. Das Wasser wird heute noch in einem angelegtem Flussbeet abgeleitet. Auf Grund des feuchten Klimas bedecken Nebelschwaden das Gebiet und zeigen uns das Bild der typischen, mystischen und faszinierenden Toskana. Auf 550m ü.d.M. erreichen wir den romantischen Ort Volterra – ehemals eine etruskische Siedlung aus dem 8. Jh. V. Chr. Volterra ist seit jeher berühmt für den Abbau und die Bearbeitung von Alabaster. Die zahlreichen Kunsthandwerkstätten des Ortes exportieren in aller Welt. Ich bin sicher, fast jeder von uns hat nun ein Souvenir aus Alabaster zuhause. Beeindruckend ist vor allem die wunderschöne Lage mit Blick auf die malerische Landschaft. Ein historisches Städtchen, noch verschont vom hektischen Tourismus von anderer toskanischer Städte und dadurch besonders einladend und sympathisch. Wir haben ja Glück, denn heute ist Markt in Volterra. Bei Temperaturen von unter 10 Grad kann ich natürlich einem wärmenden Schal nicht widerstehen. Doch kaufe ich nun den blauen oder den rosa Schal? Zum Glück beraten mich ein paar von unseren Gästen, wenn ich euch nicht hätte! Rosa hat gewonnen. Weiter geht’s, Turi erwartet uns schon.
Am Nachmittag besuchen wir San Gimignano, das für seine hoch aufragenden Geschlechtertürme bekannt ist. Weltbekannt ist hier die mehrfach preisgekrönte, von vielen prominenten besuchte Eisdiele „Gelateria Dondoli“ auf der Piazza della Cisterna. Der Besitzer Sergio Dondoli wurde für seine Geschmackskreationen bereits zwei Mal zum Weltmeister gekürt. Zu den berühmtesten Kreationen von Dondoli gehören Crema di Santa Fina Gelato (Safrancreme und Pinienkerne), Champelmo (pinke Grapefruit und Sekt), Dolceamaro (Sahne mit aromatischen Kräutern) und Vernaccia Sorbet. Mein Favorit ist Rosemary’s Baby, ein Himbeereis mit Rosemarin Käuter – mmmmhhhh lecker. Das ist unumstritten die beste Eisdiele der ganzen Welt und besonders für ein Land, das für Eis bekannt ist, ist das ein großes Lob.
San Gimignano, wahrlich ein Ort für Geniesser.
Von hier stammt auch der bekannteste Weißwein der Toskana, der Vernaccia di San Gimignano. Ein Weißwein, der aus einer einheimischen Rebsorte hergestellt wird und 1966 als erster italienischer Wein den Status einer DOC erhielt. Weinkenner aus der ganzen Welt kommen beim Genuss eines Vernaccia di San Gimignano geradezu ins Schwärmen und beschreiben ihn unter anderem „als Wein von wunderbarer Mineralität am Gaumen, die von einer schönen Frucht und einem zarten Mandelton getragen wird.“ Auch das Bouquet ist intensiv mit Anklängen an Äpfel, Ananas und Zitrone.
Auf dem Weingut FATTORIA SAN DONATO verköstigen und geniessen wir diesen Wein mit einem reichhaltigen Imbiss und einem fantastischen Ausblick über das authentische Toskana Gebiet. Das Motto der Winzerfamilie lautet: Wein wird nicht nur getrunken: Er wird gerochen, beobachtet, verkostet… und wir reden darüber.
Ein paar Weinkartons finden den Weg zu unserem Zerzuben Bus und die Stimmung auf der Rückfahrt zum Hotel ist gut gelaunt und fröhlich. Dank Turis sicherem und ruhigen Fahrstil fühlen wir uns in unseren bequemen Sitzen schon fast wie zuhause. Heute gibt es im Hotel Spezialitäten der toskanischen Küche- ach- haben wir das nicht schon gelernt? Ein letzter gemütlicher Abend mit einem Aperol-Spritz an der Hotelbar in der nostalgischen Villa und schon heisst es wieder arrivederci alla prossima.
Die Toskana liegt nicht in Italien, sondern Italien liegt in der Toskana (Goethe)
Ah ja, habe ich erwähnt, dass inzwischen die Sonne scheint? Wette gewonnen!
Eure Reiseleiterin Viola