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Wandern an der Blumenriviera

Bericht vom 23. – 27. April 2022 | Bus Nummer 2                              

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Wandern an der Blumenriviera

„Reisen bedeutet, die Grenzen zu überschreiten, auch die eigenen.“

Auf meiner heutigen Reise an die Blumenriviera erwarte ich einen vollbesetzen Bus, also 48 wanderfreudige Gäste aus der ganzen Deutschschweiz. Ich freue mich auch sehr auf meinen Chauffeur Peter Schönbächler, denn ich weiss dass er nicht nur ein super Fahrer ist, sondern mich überall unterstützt. Unsere Reise beginnt in Thun. Heute sind auch mehrere allein reisende Gäste dabei, einige sind sogar das erste Mal auf einer Busreise; was sicher auch etwas Mut braucht, doch bald beginnen die ersten Gespräche. Wie so oft gibt es Stau am Gotthard und unser geplantes Mittagessen rückt in weite Ferne, aber meine Gäste sind Wanderer und bestens ausgerüstet mit kleinen Snacks und so scheint sich niemand über das sehr späte Mittagessen kurz vor Mailand zu ärgern. Zum Glück kommen wir am nachmittags sehr gut durch die schöne Poebene voran und pünktlich zum Abendessen sind wir in unserem Hotel Mediterraneo in Diano Marino, an der ligurischen Blumenriviera.

Trotz Regen steigen alle gut gelaunt aus und freuen sich auf ein feines italienisches Abendessen. Nach einer sehr gewitterhaften Nacht, treffe ich meine Gäste am nächsten Morgen beim Frühstück und eine gewisse Skepsis liegt in der Luft…wollen wir wirklich wandern? Doch zum Glück behält mein Wetterprogramm recht und bald lässt sich zaghaft die Sonne blicken. Ich bin super froh darüber und so treffen wir wie verabredet auf eine unserer Wanderleiterin Nadine. Wir fahren direkt zum Vivaio Montina, ganz in der Nähe von Albenga. Dort erwartet  uns die Hausherrin, oder soll ich besser sagen die Plantagenchefin und Giorgio, unser zweiter Wanderleiter.

Die Signora legt gleich los mit ihren Erklärungen und man merkt, wie stolz sie auf ihren Betrieb ist, der schon seit Generationen von ihrer Familie geführt wird. Unterstützt wird sie dabei schon von der übernächsten Generation, ihrer 3-jährigen Enkelin Ginevra. So süß die Kleine und Scheue vor meinen 48 Gästen scheint sie nicht zu kennen. Wir spazieren ganz gemütlich durch die Gärten und Nadine versucht, so gut es geht, die vielen ausschweifenden der temperamentvollen Chefin in Deutsch zu übersetzen.  Natuerlich sind wir dann noch zu einigen Köstlichkeiten eingeladen wie Zitronenmarmelade, Rosensirup oder Chinotto, bis wir wirklich weitermüssen. Aus der geplanten Stunde, sind fast zwei geworden.

Albenga und unsere Wanderung warten auf uns. Der Tourismus stellt auch für dieses Städtchen, wie für die meisten an der  für ligurischen Küste,  eine wichtige Einnahmequelle dar. Es ist Wochenende und viele Italiener aus den umliegenden Großstädten verbringen hier das Weekend. Nach einem gemeinsamen Spaziergang durch Albenga und etwas Freizeit, geht es dann endgültig los Richtung Alassio. Es ist eine sehr schöne und einfache Wanderung und auch wenn es in der Zwischenzeit etwas zu nieseln angefangen hat, kommen wir gut voran und danche knapp 3 Stunden erreichen wir Alassio. Der Wettergott meint es gut mit uns uns und so lässt sich auch schon wieder die Sonne blicken. Die meisten freuen sich jetzt auf eine kühle Erfrischung und eine kleine Shoppingtour. Ein schöner Tag geht zu Ende.

Am nächsten Morgen steht die eigentlich strengste Wanderung mit circa 3/4 Stunden und 500 Höhenmeter auf dem Programm. Niemand lässt sich aber davon abschrecken. Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir den mit­tel­alterlichen „borgo“  Dolceacqua, die etwa 8 km nördlich von Venti­mi­glia liegt. Oberhalb des Ortes thront majetätisch eine Burgruine. Der Ortskern unterhalb der Burg der damaligen Adelsfamilie Doria, besticht durch den rus­ti­kalen Charme seiner Architektur. Enge, für Autos un­zu­gäng­liche Gassen die sogenannten „carruggi“ führen den steilen Berghügel hinauf. Diese laby­rinth­artigen, ma­le­rischen Gassen mit ihren kleinen Arkaden, Treppen und kleinen Plätzen verbergen kleine Ecken von unvergleichlichem Zauber. Bekannt ist der Ort auch vor allem dank Claude Monet, der hier oft seine Zeit verbrachte.  Hier entstand sein bekanntes Gemälde „Juwel der Leichtigkeit“, wo die alte Nerviabrücke zu sehen ist. Nach einem gemeinsamen Spaziergang bis hinauf zur Burg, beginnt nun unsere eigentliche Wanderung. Einige meiner Gäste bleiben im Dorf zurück, denn der steile Aufstieg ist nicht jedermanns Sache. Wer es etwas langsam angehen will, geht mit Nadines Blümchengruppe mit und Giorgio führt die etwas flottere Gruppe bis ganz nach oben.

Zeit zum Ausruhen bleibt nicht viel, doch zumindest etwas Kleines essen und Aussicht zu genießen muss schon sein. Danach beginnen wir vorsichtig den  Abstieg, welcher zwar kürzer, aber doch relativ steil ins Dorf führt. Ich bin froh, dass alle gut unten ankommen und wir weiterfahren können, um dem Städtchen San Remo einen Besuch abzustatten, das nur etwa 20 km von der französischen Grenze entfernt liegt. Giorgio zeigt uns das besonders bekannte „Kasbah“ von Sanremo, ein orientalisch anmutendes, sehr verwinkeltes Gewirr von Durchgängen und Gassen in der Altstadt, der „La Pigna“.

San Remo ist der eigentliche Hauptort an der „Riviera dei Fiori „ und deshalb aber auch wegen der Zucht von Nelken und Rosen sehr bekannt. Für Sportfans ist Sanremo zudem als Ziel des klassischen Radrennens Mailand–Sanremo ein fester Begriff. Zudem kennen viele es wahrscheinlich wegen des Musikfestivals, welches hier alljährlich seit vielen Jahren stattfindet oder des Spielcasinos. Es gäbe noch viel über San Remo zu erzählen, doch wir sind etwas müde von der Wanderung und lassen es uns in einem der vielen Kaffees gutgehen, oder besorgen noch ein kleines Souvenir. Zurück im Hotel bleibt noch etwas Zeit zum „aufhübschen“ und wir genießen das gemeinsame Abendessen im Hotel.

Das Wetter am nächsten Morgen ist super! Ausgeruht und gut gelaunt treffe ich meine Gäste und wir fahren der Blumenriviera entlang bis nach Menton, die erste französische Stadt nach der italienischen Grenze. Wer über diese Ortschaft spricht, muss auch über Zitronen sprechen, welche als Wahrzeichen der Stadt gelten. Hier findet auch alljährlich das traditionsreiche Zitronenfest statt, wo etwa 180 Tonnen Zitrusfrüchte gebraucht werden, um wunderschöne Umzugswagen zu schmücken und die Stadt für 2 Wochen in einen Ausnahmezustand versetzten.

Aber nicht nur das, man spürt hier überall die Mischung des italienische Flairs und der Eleganz der Franzosen. Sei es durch die pastellfarbenen Häuserfassaden, die vielen Autos mit italienischen und französischen Nummernschildern, das Stimmengewirr zweier verschiedener Sprachen und der Duft von italienischen „brioche“ gemischt mit „ pain au chocolat und baguette“.

Doch nun ist es Zeit, unsere Wanderung Richtung Monaco zu beginnen. Es ist eine traumhafte Kulisse, die uns während der ganzen Wanderung begleitet. Es ist ein relativ flacher Küstenweg, der uns direkt am Meer entlang in das nahegelegene Monte Carlo bringt. So nahe ist es nicht wirklich, obwohl wir schon bald die ersten Hochhäuser von weitem sehen, dauert die ganze Strecke doch etwa 4 Stunden. Wir sind aber vollends begeistert von dieser tollen Küste, den steilen Klippen und von den vielen Fotomotiven, die wir immer wieder einfangen können. Ich muss schauen, dass meine Gäste vom vielen Fotografieren nicht das Laufen vergessen. Immer wieder gibt es ein tolles zu bewundern. Wir laufen am Städtchen Roquebrune beim Cap Martin vorbei, bestens bekannt für seine Schönheit. Giorgio erzählt uns einiges über die Gegend, Land und Leute.

Bald erreichen wir die ersten Wolkenkratzer des mondänen und weltweit bekannten Fürstentums Monacos. Es ist schon etwas komisch und einigen ist es fast etwas unangenehm, mit unseren Wanderstöcken und Rucksäcken durch diesen vornehmen Ort der Schönen und Reichen zu spazieren. In diesen Tagen laufen gerade auch die Vorbereitungen für den in den nächsten Wochen stattfindenden Grand Prix der Formel 1. Wir lassen uns nichts anmerken und suchen uns später ein ruhiges Plätzchen in einem kleinen Park hinter dem Casino, wo wir unsere Mittagspause machen. Wer danach noch Lust hat, geht mit bis zum Fürstenpalast, wo man eine tolle Aussicht über den zweitgrößten Zwergstaat der Welt hat. Es bietet sich uns eine wirklich traumhafte Kulisse des nur zwei Quadratkilometer großen Fürstentums. Etwas später werden wir von Peter abgeholt, um noch einen weiteren kleinen Höhepunkt des heutigen Tages zu erleben.

Wir fahren in den nahegelegenen französischen Ort Eze-sur mèr, wo ganz in der Nähe die weltweit bekannte Parfümerie Fragonnard ihren Firmensitz hat. Dort sind wir heute Nachmittag zu einer Besichtigung eingeladen. Obwohl wir etwas verschwitzt sind, werden wir ganz herzlich von der sympathischen Holländerin Linda begrüßt. Sie führt uns durch einen kleinen Teil des Labors und erklärt uns die Welt des Duftes. Witzig und kurzweilig bringt sie uns ihre Leidenschaft fürs Parfüm näher. Natürlich werden wir auch von den traumhaften Düften eingesprüht und als ich alle wieder im Bus treffe, scheint ein kleiner Parfumladen an Bord zu sein. Schön zu sehen, wie sich auch die Männer in diese interessante Welt eingetaucht sind. Zurück im Hotel, verbringen wir unseren letzten Abend gemütlich bei unserem gemeinsamen Essen.

Morgen heißt es wieder Abschied nehmen und ich freue mich, dass wir am nächsten Tag nach einer kurzweiligen und angenehmen Fahrt wieder in der Schweiz ankommen.

„Niemand kommt von einer Reise zurück, so wie er gegangen ist.“
Graham Greene

 

Cornelia Scalenghe

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