Der Bauer und der Milliardaer
Der Bauer und der Milliardär
Mit Ausnahme des weltberühmten Gstaad Palace, das in dritter Generation von der Gründerfamilie Scherz geführt wird, sind alle fünf Luxusherbergen im Berner Oberländer Nobelkurort im Besitz von schwer reichen Investoren. Das Park Gstaad gehört Dona Bertarelli, die gemeinsam mit ihrem Bruder Ernesto das weltweit drittgrösste Biotech-Unternehmen Serono erbte und es dann für 16 Milliarden Franken verkaufte. Das atemberaubend schöne Le Grand Bellevue, Schweizer Hotel des Jahres 2022, ist im Besitz der Familie von Daniel Koetser, einem kreativen, schwer reichen Unternehmertyp mit einem Milliardär als Schwiegervater. Das ultraluxuriöse Ultima, die jüngste Nobelherberge im Ort, gehört einer handvoll Erben aus Genf. Weil es von den Besitzern bisweilen auch privat genutzt wird, kann es bloss mit Einschränkungen als Hotel durchgehen.
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Besonders interessant sind auch die Eigentümer des Alpina, Jean-Claude Mimran und Marcel Bach. Es ist ein Duo, das unterschiedlicher kaum sein könnte. Mimran machte mit dem Anbau von Zuckerrohr in Senegal Milliarden und lebt schon seit vielen Jahren in Gstaad. Der Einheimische Bach war Bauer und gab im Winter Skiunterricht. Dann baute er in Gsteig für einen seiner Skischüler sein erstes Chalet, erkannte die Zeichen der Zeit und sagte der Scholle ade. Von da weg war der charismatische, hemdsärmlige und schlaue Bach beim Bau fast aller schönen Chalets im Saanenland dabei, natürlich auch bei jenem seines ehemaligen Skischülers Mimran.
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300-Millionen-Franken-Chalet The Alpina Gstaad.
Und plötzlich, er wusste kaum, wie ihm geschah, zählte Bach selbst zu den vielen Superreichen im Berner Oberland. Als die Bewilligungen da waren, taten sich Mimran und sein ehemaliger Skilehrer Bach zusammen und bauten für 350 Millionen Franken The Alpina. Dem steilen Aufstieg zum Trotz hat Bach seine Herkunft nie vergessen und weiss genau, weshalb er sich in der Welt der Multimillionäre und Milliardäre so gut zurechtgefunden hat: Man dürfe sich nie verstellen, sagt er. Man solle einen gewissen Abstand wahren und sich stets bewusst sein, dass man selbst kein Superstar sei.
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Das Mammutchalet The Alpina mit der Silhouette eines Grand Hotels wurde vor dreizehn Jahren mit einer fantastischen Party eröffnet und zählt seither zu den Leuchttürmen der alpinen Luxushotellerie. Gründe, sich im famosen Angebot an Gstaader Traumherbergen für das Alpina zu entscheiden, gibt es mehrere. Bach nennt als wichtigste die Lage, die Aussicht und dass man kein Auto hört. Wir finden noch ein paar weitere. Die unterirdische Einfahrt vorbei an beleuchteten Wasserspielen an den Tunnelwänden könnte einem James-Bond-Film entstammen. Im Hotel selbst dominieren dreihundertfünfzig Jahre altes Holz, Sandstein, Marmor, edelste Materialien, viel Kunst und verblüffende High Tech. Kompromissloser, unaufdringlicher Luxus, alpiner Stil und exzentrischer Lifestyle bilden einen ebenso faszinierenden Mix wie die Schweizer Gastlichkeit und das internationale Flair.
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Und die Zimmer und Suiten sind bei allem Luxus so gemütlich, dass man sich gar nicht wie in einem Hotel fühlt. Kaum erstaunlich, dass man hier mit hoher Wahrscheinlichkeit auch (echten) Promis wie Elton John oder Madonna über den Weg läuft. Dass das Spa zu den schönsten und besten in den Alpen zählt und die drei Restaurants genauso begeistern, ist hier selbstverständlich. General Manager in diesem kleinen Paradies ist seit acht Jahren der in Südafrika aufgewachsene Deutsche Tim Weiland, ein Mann mit grosser Erfahrung in der Luxushotellerie (unter anderem Aman Resorts). Mit seinem unaufgeregten Führungsstil kommt er ausgezeichnet an, und auch dank ihm wird im ganzen Haus viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Weil das auf ausgeklügelte, raffinierte Weise und nicht mit erhobenem Zeigefinger geschieht, wirkt es erst recht überzeugend.
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Marcel Bach ist regelmässig in der prächtigen Lobby seines Hotels anzutreffen. Keiner der gutbetuchten Gäste käme auf den Gedanken, dass der freundliche Mann in Jeans und Pullover der Mitbesitzer dieses Gesamtkunstwerkes ist. Und dass er eines der schönsten Märchen im Berner Oberland mitgeschrieben hat.
Märchenhafte Karriere: Marcel Bach.