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Feuriges Andalusien mit Susann Bovay Flisch

Bericht vom 10. bis 17. April 2024   

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Feuriges Andalusien

Es ist sehr gut möglich, dass man beim Namen «Costa del Sol» zuerst einmal an überbelegte Strände und in der gleissenden Sonne bratende Touristenmassen denkt…zum Glück trifft dieses Bild aber eher in der Hauptsaison zu, welche noch nicht begonnen hat. Doch die Interessen meiner Teilnehmer der car-tours Flugreise «Feuriges Andalusien» liegen definitiv anderswo. Der Flugplan der Swiss ist optimal, denn die Landung in Malaga erfolgt am Nachmittag und erlaubt somit, die Umgebung rund ums Hotel in Torremolinos etwas zu erkunden. Unser Hotel liegt direkt am Meer, doch das Wasser ist noch kühl und nur ein paar Verwegene wagen ein kurzes Bad. Der kilometerlange Strand hingegen lädt zu einem ausgedehnten Spaziergang ein – eine schöne Einstimmung auf die kommenden intensiven Tage.

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Wir beginnen unsere Erkundungstour gleich mit einem absoluten Höhepunkt: einer Fahrt nach der roten Stadt – Granada – wo wir die sagenumwobene Alhambra besuchen (rote Stadt übrigens wegen der Farbe der verwendeten Steine). Unser Bus kurvt entlang des trockenen Flussbetts des Guadalhorce entlang durch die Sierra de Mijas ins Hinterland von Malaga. Die Hügel werden flacher und die Landschaft karg. Im Gebiet hin zu Granada begegnen wir Steineichenwäldern, Ziegen- und Viehherden und wegen der nicht optimalen Bodenbeschaffenheit nur wenig Landwirtschaft wie z.B. Spargeln und Kartoffeln. Bald begrüsst uns von weitem die Sierra Nevada mit ihren immer noch weiss verschneiten Gipfeln. Zu ihren Füssen liegt auf 700 m.ü.M. Granada. Die einstige Festung der Mauren wurde durch das erfolgreiche Zusammenleben von Arabern, Juden und Christen und die sich dadurch verschmelzenden Einflüsse das Vorbild für Multikultur. Als Kulturzentrum Andalusiens behält sie diesen Ruf bei, und als Folge ist die Universität von Granada heute eine der grössten Spaniens. Doch wir sind ja hier, um die Alhambra zu besichtigen, und mit dieser Absicht sind wir nicht die Einzigen. Versehen mit Audiogeräten und personalisierten Eintrittskarten folgen wir unserer allwissenden Begleiterin, einer Kunsthistorikerin, welche jeden einzelnen Stein der Anlage kennt, durch die Herrschaftsräume der ehemaligen Festungsanlage. Die herrlichen Räume und kunstvoll verzierten Innenhöfe sowie die prächtigen Gärten mit den ausgeklügelten Wassersystemen machen uns sprachlos. Da Granada die letzte Bastion der Maurischen Herrschaft war, ist deren Stil hier am besten erhalten und ein Vorzeigeobjekt islamischer Bauweise und Kunstfertigkeit. Kein Wunder, hat sich Boabdil, der letzte Sultan, 1492 die Augen ausgeweint, als er mit seiner Gefolgschaft nicht nur die wunderbare Anlage, sondern auch Iberien für immer verlassen musste…

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Nach so viel Kultur und etwas Freizeit für kulinarische Genüsse in der Altstadt müssen wir leider schon wieder retour. Diesmal führt die Fahrt über einige Hügelketten mit halbvollen Stauseen, kühnen Brücken und spektakulärer Aussicht, zunehmend auch wieder auf das endlose Blau des Meeres entlang der Küstenstrasse. Kaum sind die Eindrücke der Alhambra verarbeitet, folgt schon der nächste Höhepunkt, denn heute erkunden wir Sevilla, mit 700’000 Einwohnern die viertgrösste Stadt Spaniens und selbst ernanntes Zentrum der Lebensfreude. Die Hauptstadt liegt am Guadalquivir, dem längsten Fluss Andalusiens, und war in früheren Zeiten vom Mittelmeer per Schiff zu erreichen. Als Folge von Bodenerosion, Verschlammung sowie Wasserknappheit ist dies heute nur noch schwer vorstellbar. Sevilla wäre allein schon eine Reise wert, und so picken wir zwei Rosinen heraus und erfreuen uns am Real Alcazar, dem ursprünglich von den Almohaden erbauten, später von den Christen unter Einbezug der islamischen Elemente erweiterten Komplex und heute noch verwendeten Königspalast mit seinen überschwänglichen, blühenden Gärten. In Sevilla fand 1929/30 eine Weltausstellung statt, und zu diesem Zweck wurde die Plaza de España erbaut. Ein riesiger, halbrunder, sehr eleganter und absolut sehenswerter Gebäudekomplex mit sämtlichen Wappen der spanischen Regionen und einem grossen Platz davor. Umgeben von lauschigen, kühlenden Gärten, die zum Schlendern einladen. Die gut erhaltenen Pavillons der teilnehmenden südamerikanischen Staaten dienen heute noch als Botschaften derselben. Gut, wenn man wie wir im Frühjahr hier ist, denn im Sommer klettern die Temperaturen hier schnell auf über 40 Grad am Schatten. Deshalb werden die belebten Einkaufsstrassen sommers auch mit Tüchern überdeckt, um die Bummeltour oder den Tapas-Genuss etwas erträglicher zu machen.

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Unser nächster Ferientag dient der Erholung, bzw. der individuellen Erkundung der näheren Umgebung sprich Malaga. Der nahe Vorortszug fährt direkt ins Zentrum, und die Stadt wartet mit verwinkelten Gassen, historischen Gebäuden, tausend Shoppingmöglichkeiten, gastronomischer Vielfalt und einer belebten Hafenpromenade auf. Langeweile kommt garantiert keine auf! Weiter geht unsere Entdeckungsreise mit einer Fahrt in die Berge, nach Ronda mit seiner berühmten Stierkampfarena. Hier haben sich früher zuerst Schmuggler und später Freiheitskämpfer eine schwer einnehmbare Basis geschaffen. Dieser Umstand hat diverse Schriftsteller angezogen, unter anderen auch Rainer Maria Rilke sowie Ernest Hemingway, welcher sich hier zu seinem grossen Roman «Wem die Stunde schlägt» inspirieren liess. Die angenehm übersichtliche Stadt wird uns von einem hervorragenden lokalen Führer erklärt, dem die Gruppe keine Minute von der Seite weicht. Ganz toll! Im Umland von Ronda fahren wir an mehreren Viehwirtschaftsbetrieben vorbei, wo in jahrelanger, aufwendiger Auswahl die Stiere für die heute noch stattfindenden Corridas herangezogen werden. Erst mit sieben Jahren hat der Stier «ausgelernt» und darf in die Arena.

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Eine letzte Perle erwartet uns mit dem Besuch von Cordóba. Diese Stadt ist nicht zwingend im gängigen Touristenprogramm zu finden, denn der Weg dahin zieht sich. Aber die Busreise in den nördlichen Teil Andalusiens ist aufschlussreich, denn wir fahren an zigtausend Olivenbäumen vorbei – Spanien produziert insgesamt 40% des weltweit angebauten Olivenöls, und der Hauptanbau geschieht wegen der optimalen Bodenbeschaffenheit genau in dieser Region. Sehr eindrücklich, an den vielen Oelmühlen vorbeizufahren, und auch in der Luft liegt ein dezidierter Geruch nach Olivenöl. Cordóba liegt am Fuss der Sierra Morena-Berge in einer Talsenke am Ufer des Guadalquivir auf immerhin 1700 m.ü.M. Trotzdem klettern die Temperaturen im Sommer auch hier rasch auf über 40° C. Sehenswert ist einerseits die Altstadt mit den für Erstbesucher unübersichtlich verwinkelten Gässchen, die ehemalige Medina. Absolut überwältigend ist jedoch der Besuch der Mezquita, der heutigen Moschee-Kathedrale. Begonnen wurde der Bau im Jahr 748, wegen der unablässigen Zuwanderung in die wegen fortschrittlichen und vorausschauenden umayadischen Herrschern zunehmend attraktive Stadt aber laufend vergrössert, bis er 988 seine heutige Grösse erhielt. Cordoba galt eine Zeitlang als grösste Stadt der Welt mit einer Million Einwohnern, man stelle sich dies einmal vor! Mit der Rückeroberung der maurischen Gebiete Iberiens durch die christlichen Bündnisse – der sogenannten reconquista – fiel die Stadt an die katholischen Kräfte, welche im 16. Jahrhundert schliesslich ein gotisches Kirchenschiff in die bis dahin grösste Moschee einbauten und das Minarett in einen Glockenturm umfunktionierten. Die bauliche Verschmelzung der Religionen ist perfekt und äusserst eindrücklich. Für mich ein wunderbares Beispiel von miteinander-leben-können ohne Dogmen. Solche Ideen sollte man in der heutigen Zeit wieder aufnehmen…

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Ein letzter freier Sonnentag am Meer, wo sich die Eindrücke der vergangenen Woche nun aneinanderreihen zu einem grossen Bilderbogen. Im Nachbardorf ist heute grosser Markt, dort finden sich noch die letzten Souvenirs und Schnäppchen, bevor der Koffer gepackt werden muss. Die Swiss fliegt pünktlich los im warmen Malaga und landet knapp drei Stunden später im winterlich kalten, frisch verschneiten Zürich! Trotz diesen Wetterkapriolen verabschieden sich meine Gäste herzlich, begeistert von einer einmaligen Reise in das unglaublich vielseitige, sagenumwobene Andalusien. Es braucht noch viele Reisen dorthin, um all die Geheimnisse zu entdecken. Schön, dass ihr mitgekommen seid – ihr wart eine tolle Gruppe. Danke! Susann Bovay Flisch, begeisterte Andalusien-Reisende

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