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Faszination Zentralmassiv mit Heidi Halter

Bericht vom 18. – 25. Mai 2024

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Faszination Zentralmassiv

Liebe Leser, möchten Sie während einiger Tage entschleunigen? Möchten Sie wunderschöne Orte ohne Touristenströme entdecken? Möchten Sie eine grossartige Landschaft mit kleinen Ortschaften, grünen Weiden und grasenden Aubrac Kühen erleben? Möchten Sie eine der beeindruckendsten Gebirgsregionen Frankreichs sehen? Möchten Sie eine köstliche Küche entdecken? Dann kommen Sie mit in die Auvergne.

Eine kleine Gruppe hat sich entschlossen, das für uns doch recht unbekannte Zentralmassiv Frankreichs zu entdecken, und sie werden nicht enttäuscht werden. Vom ersten Moment an bin ich überzeugt, dass das eine tolle Reise werden wird.

Am ersten Tag fahren wir nach Maçon und haben dort nach Ankunft genügend Zeit, um das Städtchen zu entdecken bei einem Spaziergang dem Fluss entlang, einem Ballon de blanc auf einer Terrasse und dem samstäglichen Leben zuzuschauen. Am Abend essen wir auswärts und dürfen in der Brasserie de l’ Academie ein feines Essen geniessen und uns ein bisschen besser kennen zu lernen.

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Nach einem feinen Zmorge gehts am nächsten Tag weiter nach Lyon. Die Strassen sind wie ausgestorben, es ist Pfingsten und die Stadt an der Rhône liegt ruhig vor uns. Mit Véronique besuchen wir die Höhepunkte des geschichtsträchtigen Lyons, erst mit dem Bus und dann bei einem gemütlichen Spaziergang durch die Altstadt. Nach dem Mittagessen geht die Fahrt weiter in Richtung Zentralmassiv, vorbei am ebenfalls geschichtsträchtigen Vichy, ehemals Sitz der Vichy Regierung, heute ein bekannter Bade- und Kurort. Vor uns liegt die Châine des Puys, eine Kette von vulkanischen Bergen welche sich über eine Länge von 30 Kilometern erstreckt und an die hundert erloschener Vulkane umfasst. Besonders der Puy de Dôme mit einer Höhe von 1465 m sticht hervor. Für uns kaum vorstellbar, dass dort jedes Jahr die Fahrer der Tour de France rauf radeln. Wir fahren ebenfalls an der Hauptstadt der Auvergne vorbei, Clement Ferrant mit der riesigen, durch Lavasteine erbauten Kathedrale. Die Lage dieser Stadt ist einmalig, umgeben von Vulkanen. Clement Ferrant ist auch heute noch geprägt durch Michelin und bekannt als Geburtsort des Michelin-Männchens. Je weiter wir fahren, desto ruhiger wird alles. Die Strassenränder sind gesäumt von blühendem Ginster und weit reicht der Blick über grüne Felder und Wiesen. In Issoire legen wir einen kurzen Halt ein um die imposante Kirche, ein Juwel aus dem 12. Jahrhundert zu besuchen. Kathrine die uns dabei begleitet, kann uns begeistern mit ihren lebhaften Erzählungen.  Die Fahrt geht weiter durch ländliche Gebiete nach Granges, ein kleines Städtchen in der Auvergne, in der Gemeinde Aveyron, nicht weit entfernt von Rodez und dort finden wir auch unser Hotel, wo wir die kommenden 5 Tage verbringen werden. Bei einer feinen Entenkeule mit Beilagen und einem Glas Wein lassen wir den erlebnisreichen Tag ausklingen.

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Am kommenden Tag stehen «die schönsten Dörfer Frankreichs» auf dem Programm. Wir beginnen unsere Rundfahrt in Villefranche-de-Rougue mit dem schönen Place Notre Dame. Dieses Städtchen hat zwar das Prädikat «schönste Dörfer Frankreichs» nicht, da das nur Dörfer mit weniger als 2000 Einwohner und einem Baudenkmal tragen dürfen, aber schön und typisch französisch ist der Ort alleweil. Bekannt wurde es auch, da einige Historienfilme dort gedreht wurden. Die engen gepflasterten Gässchen liegen wie ausgestorben vor uns, es ist Pfingstmontag, die Leute bleiben zu Hause und das öffentliche Leben steht still. Am Nachmittag besuchen wir das auf einem langen Fels Grat thronende Dorf Najac mit 720 Einwohnern mit der imposanten Burgruine, erbaut im 13. Jahrhundert durch Alphonse de Poitiers, von wo aus man einen herrlichen Blick hat auf den tief unten fliessenden Fluss Aveyron. Extra für unseren Besuch hat die Schlossverwaltung einen deutschen Beschrieb verfasst, so kann jeder Besucher die Burgruine und den Tum in seinem Rhythmus besuchen. Vor der Weiterfahrt reicht die Zeit für einen Café auf der Terrasse oder für einen feinen lokalen Kuchen aus der Bäckerei. Das Wetterglück begleitet uns, es ist recht warm und wir geniessen die Zeit in diesem kleinen wunderschönen Dorf vollauf. Das letzte Dorf das wir heute besuchen ist Belcastel mit 192 Einwohnern, das von einem mächtigen Schloss überragt wird. Auch die Steinbrücke über den Fluss Aveyron mit den 5 Bogen aus dem 5. Jahrhundert bietet ein hervorragendes Fotosujet.

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Mit dem Thema «vom Canyon zum Schafstall» machen wir uns am nächsten Tag auf für neue Abenteuer. Der berühmte Canyon von Bozoul gilt als einmaliges Naturdenkmal. Wir entdecken die Szenerie mit einem kleinen Zügli und sehen, dass die ganze Stadt rund um einen Canyon gebaut ist. Wie wir humoristisch feststellen, leben die Bewohner von Bozoul am «Abgrund eines tiefen Lochs» Das Zügli fährt uns aber auch runter in den Canyon und das ist nicht minder eindrücklich als die Sicht von oben. Der Vergleich mit unserem Creux du Van im neuenburgischen Jura ist nicht mal weit hergeholt.

Dann geht’s in die Berge. Wir werden im Restaurant Buron du Couderc auf 1400 müM zum Mittagessen erwartet. Vom landschaftlich einmaligen Hochplateau sehen wir leider heute nichts, alles ist in dicken Nebel gehüllt, aber das Mittagessen im umgebauten Schafstall geniessen wir dann in vollen Zügen. Nebst einem hausemachten Apero stehen Rotwein und Wasser auf den rustikalen Tischen. Dann werden Holzplatten mit verschiedenen Würsten und feinem Brot gebracht. Zur Hauptspeise dürfen wir eine typische Spezialität der Auvergne geniessen, lokaler Käse wird mit einer grosszügigen Geste direkt am Tisch unter den Kartoffelstock gemischt. Dazu eine rezente, gut gewürzte Bratwurst und ein feiner Salat. Zum Dessert wird eine Fruchtorte aufgetischt (für diejenigen de noch mögen) mit einem feinen Café. Die Stimmung ist gut, gerne wären wir länger geblieben, aber wir haben einen weiteren Besuch auf dem Programm im Messermuseum in Laguiole. Dort wäre eigentlich nur ein kurzer Besuch im Museum vorgesehen gewesen, aber der Besitzer hatte mir schon am Telefon am Morgen gesagt, dass er uns gerne den ganzen Herstellungsprozess zeigen möchte, erst mit einer sehr interessanten Erklärung über die Laguiole Messer und dann eine Vorführung direkt in der Produktion. Nun sehen wir mit eigenen Augen, warum diese Messer relativ teuer sind. Leider wurde zu Beginn kein Patent angemeldet, sodass diese Messer heute leider auch in China und Pakistan als Billigware hergestellt werden. Ein letzter Besuch dann noch in der Käserei Genossenschaft Jeune Montagne. Heute gibt es 76 Betriebe im Aubrac Naturpark mit 3600 Kühen die zwischen 30000 und 50000 Liter Milch pro Tag produzieren. Die Kühe bleiben mindestens 120 Tage auf dem Weideland und produzieren 6000 Liter Milch pro Jahr. Das scheint viel zu sein, aber es werden 500 Liter Milch gebraucht, um einen Laguiol Fourme von 50 Kg zu produzieren.

Viel haben wir erlebt und gesehen heute, vor dem Nachtessen bleibt aber doch noch Zeit für einen kurzen Besuch im Hotel eigenen Wellness Bereich.

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Der nächste Tag trägt den Titel «Kirchenschätze und Hieroglyphen». Wir fahren nach Conques, ein ebenfalls mit dem Prädikat «schönste Dörfer Frankreichs» ausgezeichnetes 500 Seelen Dorf und viel besucht von den Pilgern auf dem Jakobsweg, beherbergt doch die prunkvolle Kirche Saite Foy den grössten Kirchenschatz Frankreichs den wir in einem hochgesicherten Raum bewundern dürfen. Die Mittagspause machen wir in Figeac, dem Geburtsort von Champollion. Auch dort findet jeder rasch einen geeigneten Ort zum Essen. Ich habe mich drei Gästen angeschlossen und werde nie vergessen, als man uns die bestellten Muscheln brachte. Zwar stand auf der Karte Moules 800 gr, aber gestaunt haben wir dann doch als eine «kleinere Kinderbadewanne» kam voll mit Muscheln. Wie auch immer, ich habe die ganzen 800 gr Muscheln mit Genuss aufgegessen. Den Nachmittag haben wir dann im Champollion Museum verbracht, das dem Historiker Champollion gewidmet ist. Ihm gelang die Entzifferung der Hieroglyphen mithilfe des Rosetta Steines.

Der nächste Ausflugstag steht unter dem Motto «Templer & Schimmelkäse». Eigentlich hätte man das Motto erweitern können mit «von futuristisch bis hin in die Vergangenheit», denn am Morgen besuchten wir das grandiose Viaduct von Millau. Mit Audioguides versehen und in Begleitung eines Führers erfahren wir auf einem Spaziergang bis hin unter die Brücke mehr über die längte  Schrägseilbrücke der Welt mit 7 Pylonen, die über dem Fluss Tarn führt. Die lichte Höhe beträgt 270 Meter, die architektonische Höhe 343 Meter, die längste Spannweite 342 m. Das Viadukt wurde innerhalb von drei Jahren gebaut, die Kosten beliefen sich auf rund 400 Millionen Euro. Ein wahrlich architektonisches Highlight. Natürlich fahren wir dann auch über die Brücke auf unserem Weg über das herrliche, auf 920 m hoch gelegene, windige Plateau von Larsac wo wir uns 900 Jahre zurückversetzt fühlen im Templerdorf La Couvertoirade. Dort zeigt uns Marie voller Stolz das Templerdorf aus dem Mittelalter. Gegründet im Mittelalter von den Templern, wurde das Dorf erweitert durch den Malteserorden.

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Unser Weg führt uns dann weiter zum Schimmelkäse ins Dorf Roquefort. Wer kennt ihn nicht, diesen grün-blau marmorierten Blauschimmelkäse aus roher Schafsmilch. Wir tauchen ein in die Gewölbe der Käsefabrik Roquefort, tief unter der Erde gelegen, in den rohen Felsen gehauen. Einer der Räume wird Kathedrale genannt, den Grund kann man sehr gut nachvollziehen, es ist ein dunkles, riesig grosses und hohes Gewölbe.  Etwas weiter sehen wir hunderte von Roquefort Käselaiben die hier lagern und auf den Verkauf warten. Natürlich dürfen wir diesen speziellen Käse auch versuchen.

Unser erstes Ziel am nächsten Tag ist das Pilgerdorf Le Puy-en-Velay. Der Pilgerort war der ursprüngliche Ausgangspunkt des Jakobweges und verzaubert durch die Lage und die idyllische Altstadt. Von Weitem schon sehen wir die beiden hohen Vulkankegel mit Kirche und Statue, die diesen Ort so besonders machen. Carly führt uns durch die Stadt bis hoch oben zur Kathedrale. Später werden wir die engen Gassen der Stadt auch noch mit einem kleinen, sehr holprigen Zügli durchfahren.

Und dann geht die Fahr weiter nach Lyon zur Zwischenübernachtung. Wir stellen fest, dass wir zurück in der Hektik sind. Nach einigen Tagen in der ruhigen Auvergne sind wir zurück im französischen Verkehr in der Grosstadt Lyon. Aber wir dürfen den Abend und die Nacht in einem tollen Hotel verbringen mit einem ausgezeichneten Essen und in Gehdistanz zur Rhône und zur Saône.

Und so geht dann diese tolle Reise am folgenden Tag zu Ende. Wir sind uns alle einig, es war eine wunderbare Reise, in sehr guter Begleitung in einem wunderbaren Teil Frankreichs. Wir haben keine anderen Touristen gesehen und wurden aus diesem Grunde auch überall sehr herzlich willkommen geheissen und begrüsst. Es war die erste Reise von Car Tours ins bis anhin unbekannte Zentralmassiv und ich hoffe sehr, dass es nicht die letzte sein wird, denn sehr gerne würde ich wieder Gäste begleiten ins faszinierende Zentralmassiv.

Liebe Gäste, es war so schön mit Euch. Herzlichen Dank für eure Begeisterung, Euer Mitmachen, eure Freude. Bitte erzählt euren Freunden und Bekannten, dass es in Frankreich eine faszinierende ruhige, wunderschöne Gegend gibt, in die sich eine Reise mehr als lohnt.

Auf ein andermal hoffe ich

Eure Reiseleiterin

Heidi

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