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Wandertage im Südtirol mit Silvia Gall

Bericht vom 4. – 8. Mai 2024

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Wandertage im Südtirol

Wir sind um 7.00 Uhr in Bern gestartet und am Abend ohne Verspätung im Hotel Stella delle Alpi in Ronzone im Trentino im Val di Non angekommen. Das Dorf Ronzone besteht aus einem südlicheren, älteren Teil sowie einem moderneren Dorfteil mit einem Wohngebiet. Im Dorfzentrum erhebt sich die Pfarrkirche mit dem hohen Kirchturm mit Spitzgiebel, der vom Hauptgebäude getrennt ist.

Unser Anfahrtsweg führte uns durchs Vorarlberg und über die drei Pässe Arlberg, Reschen und Gampen (Passo Palade). Die Stimmung im Bus war von Anfang an super, es wurde viel gelacht und die Gäste waren gespannt auf die kommenden Tage. Die Zeit bis zur Ankunft verging wie im Flug, wir kamen ohne Stau durch, ich nutzte die Zeit um die Gäste kennenzulernen und kalte Getränke oder einen feinen Kaffee zu servieren.

Nach der Ankunft erkundeten einige Gäste das Dorf, bevor wir vor dem 3-Gänge Nachtessen mit einem feinen Apéro mit einheimischen Spezialitäten verwöhnt wurden.

Am nächsten Morgen durften die Gäste ein paar car-tours.ch-Wanderstöcke entgegennehmen, was Freude bereitete. Wir fuhren wieder über den Gampenpass Richtung Lana, wo zuerst Birgit und etwas später Edith, unsere Wanderleiterinnen, zustiegen. Unsere Wanderung am Marlinger Waal entlang startete in Töll (Tel) beim Wasserkraftwerk.

Der Marlinger Waal ist mit 12 km der längste Waalweg in Südtirol. Waale sind künstlich angelegte Bewässerungskanäle. Die Bezeichnung leitet sich vermutlich vom lateinischen Wort „Aqualis” (Wasserlauf) ab. Zur Instandhaltung und Pflege eines Waals wurde ein Steg errichtet, der Waalweg.

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Der Marlinger Waalweg verläuft relativ eben entlang des Wasserkanals oberhalb der Dörfer Forst, Marling und Tscherms durch gut befestigtes Gelände. Apfelwiesen, Weinberge, Kastanienbäume und schattenspendende Wälder säumen den Weg. Nach dem mittelalterlichen Schloss Lebenberg, auch Löwenberg genannt, führt der vor über 250 Jahren angelegte Waalweg dem Berg entlang leicht abwärts nach Lana an der Etsch. Oberhalb von Lana bietet der Weg atemberaubende Panoramablicke über das Etschtal. Die Landschaft hier ist vollkommen anders als in den ersten Wegabschnitten am Eingang des Vinschgaus. Auf der gesamten Strecke blickten wir auf die umliegenden Berge, mit der imposanten Texelgruppe und auf abwechslungsreiche Kultur- und Naturlandschaft. Was gibt es Lieblicheres, als dem Plätschern des Wassers zu lauschen und den Blick über den Meraner Talkessel schweifen zu lassen? Die Aussicht war vielfältig und das Wetter war perfekt.

Eine Besonderheit dieser Wegstrecke: Einheimische bieten ihre Produkte zum Kauf an u.a. Zirbensalbe, Konfitüre, Honig und Apfelsaft. Wer nach der Wanderung Muskelkater verspürte, hätte sich mit der Zirbensalbe definitiv Abhilfe schaffen können.

Unterwegs haben wir von Edith und Birgit Interessantes und Wissenswertes erfahren, auch über die Tätigkeit der Waaler in früheren Zeiten. Damals waren am Marlinger Waalweg drei Waaler angestellt. Sie hatten die Aufgabe, die Waale zu überwachen und den gesicherten Wasserfluss zu gewährleisten. Diese Aufseher mussten auch die Wasserstunden der Berechtigten nach einer bestimmten Reihenfolge ansagen. An gefährlichen Stellen, wo Wasserversickerungen mit nachfolgendem Erdrutsch zu befürchten waren, mussten die Waaler auch nachts die Waale beaufsichtigen. Ebenso musste die Überprüfung von unerlaubter Wasserentnahme („Stehler”) vor allem in den Nachtstunden stattfinden. Eigene „Waaler Hütten”, die entlang des Waalverlaufs aufgebaut waren, boten Unterkunft für den Waaler. Um auf das „Wasserstehlen” leichter aufmerksam zu machen und jede verringerte Wasserführung akustisch feststellen zu können, wurden eigene „Alarmanlagen”, sogenannte Waalerglocken, errichtet. Es handelt sich um eine sehr einfache, aber geniale Vorrichtung. Ein Wasserrad mit einem Hammer, der fortlaufend gegen diese Waalerglocke schlägt.

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Nach so vielen Eindrücken und Fotostopps machten wir einen Mittagshalt in einer der vielen Buschen Schänken, einer sogenannten „Besenbeiz”. Frisch gestärkt ging die Wanderung weiter bis zu unserem Tagesziel Lana, das wir am späteren Nachmittag erreichten.

Wir hatten noch ausreichend Zeit bis zum Abendessen, deshalb beschlossen Peter und ich einen Abstecher nach Meran zu machen. Die Gäste konnten das mediterrane Klima, das dem Texelgebirge zu verdanken ist, beim Flanieren durch die Thermenstadt oder bei einem Kaffee geniessen.

Nach der Rückkehr ins Hotel bestand auch noch die Möglichkeit, einen feinen Aperol Spritz zu trinken oder die schöne Wellnessanlage mit Sauna, Indoor-Pool oder Jacuzzi zu nutzen.

Am zweiten Tag stand die Rundwanderung vom Kaltern See nach Kaltern auf dem Programm. Am Treffpunkt in St. Josef am See trafen wir Edith und Andreas, die uns begleiteten.

In zwei Gruppen nahmen wir den Weg unter die Füsse. Unser Weg hinauf nach Kaltern führte uns entlang von Obstplantagen. Wir marschierten über Brücken entlang von Bächen und bestaunten die Flora. Andreas wusste viel darüber zu erzählen.

Edith erklärte uns eine Besonderheit mit den Blättern des Breitwegerichs oder Spitzwegerichs Sollte man einen Bienenstich haben, werden die Blätter dieser Pflanze zerkaut und anschliessend wird diese Masse auf den Stich gestrichen, so sollte er schneller heilen.

Kurz vor Kaltern begann der leichte Aufstieg ins Dorf, zum Treffpunkt am Marktplatz. Die Marktgemeinde Kaltern liegt am Fusse des Mendelkamms. Kaltern hat acht Ortsteile oder Fraktionen und jeder Ortsteil verfügt über eine eigene Kirche. Eine Stadtführerin erzählte uns einige interessante Details über das Ortsbild und das Dorf. Kaltern hiess damals ein wenig anders, zum Beispiel Caltare, Chaltar oder Caldarium. Alle Begriffe weisen auf den lateinischen Begriff „caldarum” hin, der so viel wie „Kupferkessel” bedeutet. Ein Kupferkessel, der traditionell für das „Plent kochen” (Polenta) benutzt wird, ist auch im Wappen von Kaltern enthalten.

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Während der freien Zeit in Kaltern haben die Gäste die Mittagspause individuell genutzt, bevor uns dann am Nachmittag ein anderer Weg entlang von Obstplantagen und Weinreben zurück nach St. Josef führte. Während der Wanderung konnten wir immer wieder einen wunderbaren Ausblick auf den Kalterer See erhaschen, welcher unter Windsurfern weitum bekannt ist. Am Ziel in St. Josef liessen wir den späteren Nachmittag mit einem Spaziergang am See oder in einem Restaurant ausklingen. Die Windsurfer waren dank des Windes auch an diesem Nachmittag vor Ort. Es war ein emsiges Treiben auf dem See zu beobachten.

Der See befindet sich in einer Mulde, ist einer der größten Seen Südtirols, aber seine Masse sind überschaubar. Der Kalterer See ist 1,8 km lang, 0,9 km breit und maximal 5,6 m tief. Er bedeckt eine Fläche von ca. 155 ha und liegt auf einer Meereshöhe von 216 m. Auf dem Hügel darüber thront die Leuchtenburg, das Wahrzeichen dieser Gegend. Am Südufer ist der Kalterer See ein Naturschutzgebiet. Hier befindet sich das grösste erhaltene Feuchtgebiet zwischen der Poebene und dem Alpenhauptkamm. Es ist ein wichtiger Lebensraum für Sumpfvögel und ist Rastplatz für Zugvögel. Seine Schilfbestände und Feuchtwiesen machen es zu einem einzigartigen Ort.

Unser letzter Tag war eine Stadtbesichtigung in Bozen (Bolzano). Pünktlich um 10 Uhr haben wir Martina unsere einheimische Stadtführerin getroffen. Sie hat zwei Stunden lang sehr viel Interessantes über die Vergangenheit der Stadt Bozen erzählt. Sie zeigte uns verschiedene Plätze, darunter den Walther-von-der-Vogelweide-Platz. Dort steht das Walter- Denkmal aus Laaser Marmor in der Mitte des Platzes. Der Waltherplatz ist einer der markantesten Punkte und das gesellschaftliche Zentrum der Stadt. Hier finden auch diverse Veranstaltungen statt, zum Beispiel der Christkindlmarkt oder das Jazzfestival.

Wir sind durch die Gassen spaziert, haben den Dom Maria Himmelfahrt von innen besichtigt und dabei viele beeindruckende und auch traurige Details zur Kirchengeschichte erfahren. Vor der Kirche ist ein Bild, das die Plappermadonna zeigt. Dazu hat uns Martina eine lustige Anekdote erzählt. Diese Dame wurde früher immer von Familien aufgesucht, die besorgt waren, weil ihre Kinder noch nicht sprechen konnten. Nach dem Besuch – oh Wunder – haben die Kinder auf einmal gesprochen. Gab es Kinder, die zu viel plapperten, wurde auch die Plappermadonna aufgesucht, um das Gegenteil zu bewirken und auch das funktionierte.

Die Laubengasse (Via dei Portici) ist die bekannteste und meistbesuchte Gasse von Bozen. Die Einkaufsstrasse mit ihren gotischen Rundbögen verbindet den Obstplatz mit dem Rathausplatz. Die Lauben sind das Herzstück des Bozner Handels. Unter den Rundbögen wurde bereits im 12. Jahrhundert Handel betrieben. Heute sind die 300 m langen Lauben eine Shoppingstrasse. Das typische Laubenhaus ist 4 m breit und rund 50 m tief, hat schmiedeiserne Geländer und charakteristische Erker.

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Martina hat uns die Stadt Bozen interessant und blumig mit viel Witz und Humor, aber auch Ernsthaftigkeit nähergebracht. Uns hat diese Abwechslung sehr gut gefallen. Nach dem Rundgang hatten die Gäste die Möglichkeit, die Stadt auf eigene Faust zu entdecken. Sei es mit einem Besuch des Archäologiemuseum Südtirol mit der Mumie Ötzi, des Franziskanerklosters oder des Schloss Maretsch oder haben sich in einem der zahlreichen Cafés oder Restaurants kulinarisch verwöhnen lassen.

Mit vielen Eindrücken, neuem Wissen über die Geschichte und Anekdoten der Stadt Bozen haben wir die Rückfahrt angetreten.

Am nächsten Morgen hiess es Abschied nehmen vom Trentino und dem Südtirol. Unsere Rückreise führte uns über die Brenner-Autobahn, den Kaffeehalt machten wir in einer Raststätte, in der noch die letzte Gelegenheit war, Geschenke und Köstlichkeiten aus dem Trentino und dem Südtirol einzukaufen.

Zwei wundervolle Wandertage und eine Stadtführung in Bozen liegen hinter uns. Ich bedanke mich bei euch, ihr wart tolle Gäste mit viel Humor, immer und überall pünktlich. Ihr habt zu einer unvergesslichen Reise beigetragen. Einen herzlichen Dank geht an unseren Chauffeur Peter, der diese Reise mit seiner ruhigen, zuverlässigen und angenehmen Fahrt bereichert hat.

Dankeschön und hoffentlich auf Wiedersehen

Silvia

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