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Cotswolds, im Herzen Englands mit Barbara Alheit

Bericht vom 15. – 22. Juni 2024

   

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Barbara Alheit-Mosing 1

Barbara Alheit-Mosing

Reiseleiterin
«Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derjenigen die die Welt nicht angeschaut haben» (Alexander von Humboldt)
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Cotswolds – im Herzen Englands

Es ist kurz vor 5 Uhr morgens, das Wetter scheint besser zu werden als angesagt. Ich gehe voll gepackt wie immer zu unserem ersten Einsteigeort in St. Gallen. Wer kommt da wohl, während das Fussballleder über die europäischen Rasen rollt. Unser neuer Bus steht bereits in der Lagerstrasse und meine ersten vier Gäste sehen mich voller Erwartungen an. Wollt Ihr nach England und die Cotswolds? Dann lasst uns losfahren!

„Habt Ihr alle Eure gültigen Pässe dabei?“ frage ich an diesem Morgen immer wieder, denn meine Erfahrungen haben mich gelehrt, dass hier schnell einmal, der für die Insel notwendige Ausweis, während der Einpackphase am Tisch liegen bleibt. Seit dem Brexit ist aber ein Grenzübertritt ohne gültigen Pass nicht mehr möglich. Diesmal muss ich mir aber keine Gedanken machen, wie ich am Folgetag im Hafen von Calais feststellen werde. Die Stunden des ersten Tages verfliegen mit Euch, denn Ihr seid alle sehr kommunikativ, aufgestellt und lustig.

Die erste Nacht verbringen wir in einem kleinen Hotel in Lille. Verkehrstechnisch ist es für unseren liebenswürdigen und ausgezeichnet fahrenden Daniele eine Herausforderung, uns vor diesem Hotel auszuladen, denn einen Bustauglichen Parkplatz gibt’s nur weiter entfernt. Aber Daniele findet, wie auf der ganzen Reise, eine Möglichkeit. Die Crew der Rezeption arbeitet speditiv und sehr zuvorkommend. Im Eilzugtempo dürfen wir unsere Zimmerkarten entgegennehmen und kurz darauf treffen wir uns zum Abendessen. Eine deutsche Google-Übersetzung  der Speisefolgen regt uns zum Schmunzeln an, aber wir  schätzen die Mühe, die sich diese Crew gegeben hat.

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Nur mehr einmal müssen wir früher aus den Federn, denn die Fähre verlässt Calais schon gegen 10:30. An diesem Tag wollen wir Canterbury geniessen. Ich war schon unzählige Male hier und liebe diese geschichtsträchtige und so typisch englische Stadt. Es freut mich sehr, dass ich Euch damit anstecken kann, denn auch in Euren Augen kann ich die Faszination sehen. Zuerst erkunden wir das lebhafte Treiben auf eigene Faust. Etwas später gibt uns unsere örtliche Führerin Kerstin einen spannenden und humorvollen Überblick über die Geschichte und das Leben der Bewohner. Viele deutsche und französische Worte finden sich noch heute in der englischen Sprache, die ihren Ursprung in den jeweiligen  Eroberungen verschiedener Völker zu finden sind. Geoffrey Chaucer,  Thomas Becket, Heinrich der VIII, und die unzähligen Pilger-Hotels erzählen so spannende Geschichten, wie sie nur das Leben schreiben kann. Der Besuch der Cathedral of Canterbury krönt unseren Aufenthalt, bevor wir  zu unserem heutigen Hotel in Maidstone aufbrechen. Auf dem Weg erläutere ich was es mit der Queue in der UK auf sich hat und auch die anderen typisch englischen Unterschiede zum Kontinent sind Thema. Da wir  nach unserer ersten Nacht auf englischen Boden  Leeds Castle besuchen werden, erzähle ich auch dazu.

Heute dürfen wir uns Zeit lassen. Nach einem ausgedehnten englischen Frühstück landen unsere Koffer erst um neun Uhr fünfundvierzig im Bauch unseres Busses, denn das Schloss ist nur einige Fahrminuten vom Hotel entfernt. Die 1000jährige Geschichte des Wasserschlosses lädt zu einem grandiosen Rundgang ein. Man sieht und fühlt das Leben unzähliger Staatsmänner die hier beherbergt wurden. Bis 1660 gehörte das Schloss Königen und Königinnen.  Dann brach das amerikanische Kapitel an. Über Jahrhunderte wechselten die Besitzer ab, was dem Zustand der Gebäude nicht entgegenkam. Zu Beginn des 20.Jhdts lebte hier Lady Baillie, die einen grossen Teil ihres Erbes für die aufwendige Restaurierung aufbrauchte. Sie liebte es fortan zu grossen Bällen und Partys zu laden.  In einem der Speisezimmer scheinen die Gäste nach einem rauschenden Fest gerade erst aufgestanden zu sein- Servietten, halbleere Teller und Gläser stehen noch auf dem Tisch und warten vom Personal abgeräumt zu werden. In einem anderen Raum sitzt Lady Baillie am Schreibtisch und schreibt vielleicht Einladungen?

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Der Blick durch die Fenster auf das umliegende Wasser und die grünen Gärten muss fotografisch festgehalten werden. Begeistert steigen wir wieder in unseren 3-Achser und Daniele fährt uns nach Windsor, wo uns eine Bootsfahrt auf der Themse erwartet. Die königliche Fahne ist auf Schloss Windsor gehisst. His Majesty  King Charles III verleiht heute diverse Orden an verdiente Persönlichkeiten. Wir erkunden derweil das Ufer der Themse und sehen Zöglinge des berühmten Eton Colleges bei einer Ruder Lektion. Das freundliche Wetter gibt unseren Fotos  einen sommerlichen Touch. Ob Petrus uns auch morgen gewogen ist?

Zuerst wollen wir aber zu unserer nächsten Unterkunft in Gloucester am Rand der Cotswolds. Diese warten nach einer angenehmen Nachtruhe auf uns.

Area of Outstanding Natural Beauty, das sind die Cotswolds, deren Name sich mit „Hügelige Schafweide“ übersetzen lässt. Touristisch sind sie unter anderem durch die Ortschaften Bibury und Broadway bekannt. Bibury beherbergt die malerische Arlington Row, eigentlich ein Weg, der an den typischen aus Stein erbauten Häuschen, die höchstens eineinhalbstöckig sind, vorbei führt. Vor den Türen blühen Rosensträucher, kleine Fenster geben den Blick auf die gegenüberliegende Weide, -das Zuhause einiger zweifarbiger Rinder, frei. Im Flüsschen schwimmen Fische unter herabhängenden Gräsern – es wirkt fast kitschig. Weiter geht’s nach Broadway, dem schönsten Dorf der Cotswolds, wie es heisst. Das Zentrum ist geprägt durch typische kleine Geschäfte. Läden mit englischem Geschirr, Tüchern und Seifen, in anderen gehen Kleider, Jacken und Schuhe der englischen Mode über den Ladentisch und dritte laden zu Tee mit Sandwiches ein.

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Die Sonne lacht, sodass wir die leicht wärmenden Strahlen im Freien geniessen können bevor wir in die Dampfbahn nach Cheltenham steigen. Allen Freiwilligen die zur Wiedergeburt dieser Bahn beigetragen haben, steht der Stolz ins Gesicht geschrieben, denn nach der Stilllegung im Jahre 1979,  war nicht nur enormer Tatendrang, sondern auch sehr viel Geld von Nöten. Der mit Kohlen geheizte Zug soll pünktlich abfahren, aber  zuvor werde ich noch aufgefordert meinen Voucher zur Begutachtung in das neu restaurierte Ticketoffice zu bringen. In einem kleinen Raum begrüsst mich der Boss, ein eher hagerer älterer Herr, der stolz seine etwas zu grosse Uniform mit Schirmkappe trägt. Er schreibt, rechnet,  kontrolliert und kopiert dann auch noch sein Werk, dessen Inhalt exakt meinem Voucher entspricht. Selbstverständlich muss ich diese aufwendige Replik übernehmen, die wohl in einem Rahmen gut aufgehoben wäre 😉.

Die vorüberziehende Landschaft wird uns von zwei weiteren Uniformierten voller Inbrunst erklärt. Wir geniessen ihre Ausführungen und humorvolle Art. Die beiden Herren ermöglichen uns sogar einen Blick in die Kanzel der Lokomotive, wo mit Schaufeln die schwarze Kohle ins Feuer befördert wird. Viele Fotos werden das Gesehene dokumentieren- was für eine seltene Möglichkeit!

Aber der Nachmittag bietet noch mehr. Im Frogmill Hotel, einer ehemaligen Mühle, werden uns köstliche Scones mit clottered cream, Tee oder wahlweise Kaffee serviert. Wir sitzen an zwei grossen Tischen und spüren förmlich das Leben in früheren Zeiten.  Die Atmosphäre lädt gedanklich zu einem längeren Aufenthalt ein. Aber diese Idee müssen wir wohl ein andermal verfolgen, denn das Dinner wird ja wieder in unserem Hotel in Gloucester serviert.

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Heute wandeln wir auf Shakespeares Pfaden. Sein Geburtshaus steht in Stratford upon Avon, eine malerischer Ortschaft in der Grafschaft Warwickshire. Knappe 24.000 Einwohner zählt der Ort und besticht mit seinen Fachwerkhäusern. Das Geburtshaus des Dramatikers zeigt eindrucksvoll, wie damals gelebt und gearbeitet wurde. Williams Vater war Handschuhmacher und es war üblich Waren direkt aus der Werkstatt durch ein Fenster zu verkaufen.

Nach diesen interessanten Entdeckungen geniessen wir einen kleinen Lunch bei angenehmen Temperaturen. Die Stärkung ist wichtig, denn gleich werden wir durch einen der schönsten Gärten Englands spazieren. Hidcote Manor, das heute vom National Trust verwaltet wird, wurde ab 1907   vom amerikanischen Privatier Lawrence W. Johnston  erstellt.  Im Laufe der Jahre entstand ein Pflanzenparadies, das seinesgleichen sucht. Viele seiner Ideen wurden später zur Grundlage anderer Gärten wie Sissinghurst. Die Farben und Gerüche bleiben noch bis in den Abend in unseren Köpfen. So viele Eindrücke müssen verarbeitet werden, zuerst bei gutem Essen und einer langersehnten Pasta Überraschung für unseren Daniele 😉,  – danach rufen die Betten zur Nachtruhe.

Nach dem köstlichen englischen Frühstück, geht die Fahrt heute nach Woodstock, das vor allem für Blenheim Castle bekannt ist. Es ist das grösste Schloss, das nicht im Besitz der Krone ist. Queen Anne I, Tochter von Heinrich dem VIII und seiner zweiten Frau Anne Boleyn, schenkte den Landsitz John Churchil, 1.Duke of Marlborough als Auszeichnung für seine militärischen Verdienste. Mit den dazugehörigen Geldmitteln wurde das Schloss entworfen und gebaut. Einer der wohl bekanntesten Nachfahren war Winston Churchill, der hier 1874 geboren wurde. Seine schwierige Kindheit, seine nicht immer erfolgreiche politische Laufbahn und seine beiden Regierungszeiten als Premierminister, sind hier gut dokumentiert. Im Schloss können wir dieses Mal auch die Mode aus verschiedenen Epochen in Form einer Ausstellung bewundern. Auch der Park hinter dem Schloss ist ein Augenschmaus. Diesen zu erkunden würde weitere Stunden in Anspruch nehmen. Doch die berühmte College Stadt Oxford wartet heute ebenfalls auf uns. Nach eigenen Erkundigungen treffen wir Susanne, unsere örtliche Führerin. Wie wir bereits wissen, waren die Studenten im Mittelalter durchaus streitbar, denn die Kirche und die Krone standen hinter ihnen. Die Bevölkerung, die sich wehrte, hatte mit ihren Bürgermeistern eher wenig Macht. Auch heute stehen die vielen Colleges, die einen ausgezeichneten Ruf geniessen und auch viele Berühmtheiten hervorbrachten und bringen, im Fokus der Stadt. Der Tourismus existiert natürlich, aber er steht nicht an erster Stelle. Doch die Kulisse der Stadt und der Schulen, hat Regisseure eine Bühne für unzählige Filme geboten. So erkennen wir auch eine Bibliotheksfenster, das im Hintergrund des Speisesaals der Harry Potter Filme zu sehen ist. In den Strassen finden sich denn auch viele der Harry Potter Läden, die von den Fans bevölkert werden. In der ganzen Innenstadt, glaubt man Daniel Radcliff und Emma Watson zu begegnen.

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Schade, dass wir an diesem Abend ein letztes Mal auf englischem Boden nächtigen werden. Der Abend zeigt noch einmal das gelb-orange Licht der untergehenden Sonne, die uns diese Tage doch sehr verwöhnt hat.

Der vorletzte Tag ist angebrochen. Wir verlassen die Cotswolds und fahren südlich an London vorbei und Richtung Dover, wo wir wieder die Fähre nach Calais nehmen. Auch heute ist uns Petrus freundlich gesinnt, sodass wir uns vor der Kulisse der weissen Klippen fotografieren lassen können.

Nach unserer Zwischenübernachtung in  Lille, übernimmt Daniele nochmals das Kommando der Heimreise. Es ist ein Genuss ihn als Chauffeur zu haben- herzlichen Dank !

Ich habe diese Reise mit Euch sehr genossen. Ihr ward stets aufmerksame Zuhörer und seid vom ersten Tag an freundschaftlich und mit viel Humor ausgestattet aufeinander zugegangen, sodass wir alle eine tolle Atmosphäre erleben durften – es war eine Freude Euch kennengelernt zu haben!

Passt gut auf Euch auf, denn ich freue mich auf ein Wiedersehen!

Herzlichst Eure Barbara

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