Dresden und Leipzig im Advent
Es berichtet für Sie unser Reiseleiter
Daniele Degiorgi
Wie bist du Reiseleiter geworden?
Ich bin aus beruflichen Gründen sehr oft gereist und habe die ganze Welt erkundet. Bei Car-Tours und als Bergführer mag ich den Konakt mit Menschen und teile gerne mein Wissen unseren Gästen weiter.
Was gefällt dir an dieser Tätigkeit besonders?
Jede Reise ist ein neues Abenteuer. Ich lerne neues kennen in einer fantastischen Umgebung.
Was unterscheidet Car Tours Reisen von anderen Reisegesellschaften?
Das jede Reise von einem Schweizer Reiseleiter begleitet wird ist ein echter Mehrwert für die Gruppe!
Wohin reist du privat?
Als Bergführer mag ich natürlich die Berge. Ich mache Trekkings in unbekanntere Regionen und geniesse die Natur.
Es lebe Dresden
In vier Angriffswellen vom 13. bis 15. Februar 1945 wurde Dresden vollständig zerstört. Durch sie starben mehr als 25.000 Menschen. Wer danach die Ruinen besuchte hatte den Eindruck, Dresden sei Tod. Es gab sogar Pläne die Stadt doch zu verlassen und anderswo zu rekonstruieren. Es kam aber anders, durch die tüchtige Arbeit der Überlebende wurde die Stadt an der gleiche Stelle wieder gebaut.
So kommen wir heute an, als neugierige Touristen in eine Stadt die zerstört wurde, danach 40 Jahren zur Ostblock gehörte und immer noch als wunderschöne Stadt berühmt ist. Wie soll es sein?
Mit akribischer Präzision hat man die alten Steine gesammelt, gemessen und zur Seite gelegt. Dann hat man zum Teil mit Hilfe von Computerrechner die Steine wiederverwendet, womöglich an der gleiche Position wie im Originalzustand. Das Resultat ist verblüffend: Der riesige Zwinger mit seine 6 wunderschöne Pavillons, die Semperoper und die Frauenkirche wurden wie ein Puzzle wiederhergestellt. Wir sind hier und staunen, was für ein Wunder!
Wir flanieren in der bitteren Kälte durch die breiten Strassen und geniessen den frühen Winter. Ein wenig weiter, nach der Frauenkirche, öffnet sich der grosse Altmarkt Platz mit dem riesigen Weihnachtsmarkt. Da zeigt sich Dresden wieder als stolze und eigenständige Stadt, der Striezelmarkt zeigt seinen eigenen Charakter. Man findet Herrenhüter Sterne, Blaudruck und Keramik aus der Lausitz, Korbwaren und Plauener Spitzen, Schnitzereien aus der Erzgebirge sowie Baumschmuck aus der thüringischen Glasbläserstadt Lauscha und kulinarische Sächsische Köstlichkeiten. Hier herrscht nur gute Qualität und einheimisches.
Überall sind Nussknacker zu sehen, in jeder Grösse, Farbe und Art. Als stolze Kosaken, süsse Niklaus und sogar als Ballerina sind die Nussknackern die Metapher der Problemlösung. Das Problem wird als Nuss geknackt. Ich fühle mich jetzt geschützt, der Kosake steht zur meiner Hilfe.
Leipzig ist wieder einmal anders, die Altstadt wirkt kleiner und kompakter, die Strassen haben noch zum Teil ihr mittelalterliches Flair. Wir flanieren am Nachmittag durch die Altstadt, überall durch die kleinen Weihnachtsmärkte, überall hat es schöne rekonstruierte Kulturdenkmäler. Es ist wieder bitter kalt, wir suchen uns ein Restaurant und steigen in den historischen Auerbachs Keller ab. Dort finden wir plötzlich ein Bild von Dr. Faust und seine Studenten. Was für eine Überraschung, das Bild ist vom Jahr 1625, Goethe hat aber seinen Roman erst in 1808 veröffentlicht!
Ich hatte den grossen Deutschen durch seine Tragödien immer als Seriös und langweilig betrachtet. Hier hat aber der Dichter in seinen jungen Jahren sein rechtswissenschaftliches Studium verbracht und scheinbar das Leben in vollen Zügen in den vielen stattlichen Weinstuben genossen. Die Geschichte über Dr. Faust soll also in der Stadt Leipzig schon lange vor Ihm bekannt gewesen und als Puppenspiel auf Jahrmärkten aufgeführt worden sein.
Bald stehen wir in der Nikolaikirche. Die riesige Orgel in der eher kleine Kirche ist beeindruckend, ich bin wieder einmal hier um eine in dieser Stadt entstandene Orgelkomposition von Johan Sebastian Bach zu geniessen.
Im Herbst 1989 war die Nikolaikirche zentraler Ausgangspunkt der friedlichen Revolution in der DDR. Aus dem riesigen Bahnhof in der Altstadt einkommend, trägt die Fassade eines Hochhauses ein Graffiti aus dieser Zeit. Freiheit, freie Wahlen, die Mauer muss weg!
26 Jahren später sind wir da, wir staunen und können überzeugt bestätigen, Dresden so wie Leipzig ist wunderbar, es lebe Dresden!