Ostern in der Toskana
Es berichtet für Sie unsere Reiseleiterin
Annemarie Khalil
Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken (Magellan 1480 bis 1521).
Wie bist du Reiseleiter geworden?
Oh, das geht weit zurück. Ich habe ursprünglich einmal das KV Richtung Sprachen gemacht. Nach einem Sprachaufenthalt in Oxford und in Genf arbeitete ich für Manpower im Büro. Eines Tages stellte sich eine Dame für einen Temporärjob bei uns vor und erzählte mir, dass sie die meiste Zeit des Jahres als Reiseleiterin arbeite. Ihre Erzählungen faszinierten mich so sehr, dass ich mich von ihr inspirieren liess, entsprechende Bewerbungen verschickte und schlussendlich bei Imholz landete. Imholz blieb ich dann 8 Jahre lang treu.
Was gefällt dir an dieser Tätigkeit besonders?
Beim Reiseleitern treffen für mich all die Dinge zusammen, die ich gerne mache: Mit Menschen arbeiten, organisieren, neue Ecken der Welt kennenlernen und andere Sprachen sprechen.
Was zeichnet dich als Reiseleiter aus?
Gar nicht so einfach, diese Frage zu beantworten. Aber ich denke mal, dass ich mich fundiert vorbereite, dass ich es verstehe, Menschen zu führen, ohne gleich wie ein General zu wirken und, dass ich eigentlich immer fröhlich unterwegs bin.
Worin siehst du die Vorteile / den Mehrwert einer Gruppenreise?
Zum einen kann man sich wirklich ohne Stress auf eine Reise einlassen, vor allem, wenn man keine Zeit oder Lust hat, sich darauf vorzubereiten. Zum anderen ist es das Kennenlernen von anderen Menschen, das Teilen von Erlebnissen und das Gefühl des Miteinanders.
Was gefällt dir an deinen Aufgaben als Reiseleiter bei Car Tours am besten?
Natürlich das Reiseleitern als solches, aber auch die Kollegialität unter den Reiseleitern, den Chauffeuren und den Mitarbeitenden vom Büro. Auch gefällt mir, dass es die zwei Schienen (Volksmusik-Reisen und Car Tours) gibt. So kann ich das Bodenständige in mir als auch meine kulturellen Interessen ausleben.
Was ist das lustigste, was du auf einer Reise mit einer Gruppe erlebt hast?
Das ist noch schwierig zu entscheiden. Auf jeder Reise gbt es immer viele lustige Momente. Eine Episode liegt jedoch erst kurze Zeit zurück. Als ich das zweite Wochenende in Ellmau war, schlug ich den Damen, die vom Bauernmarkt nicht mehr ins Hotel zurückwollten, vor, sich für den Abend in der zweiten Etage des Busses umzuziehen. Gesagt, getan! Ich war also mit den Umziehenden beschäftigt während der Busfahrer die Schäfchen, die zum Hotel zurückfahren wollten, zählte und über die Abfahrtszeit informierte. Danach wollte er kurz den Bus aufräumen und mit der oberen Etage anfangen. Dass wir Damen dran waren, uns umzuziehen, hatte er ganz vergessen. Kaum war er oben, drehte er gleich wieder um und liess ein lautes „Sorry“ verlauten und ich entschuldigte mich auch noch zusätzlich für ihn. Doch die halb entkleidete Damenschar lachte nur und liess verlauten:“ Kein Problem. Das war ja nur unser Buschauffeur – der gehört doch zur (Bus)-Familie J“!
Welches war das schönste Kompliment, das du von einem Gast erhalten hast?
Ich habe bereits zwei Mal Gutscheine von Fleurop nach Hause geschickt bekommen als nachträglichen Blumenstrauss für die tolle Reise – eine Dankeschön-Geste, die mich berührte
Ostern in der Toskana
„Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist.“ (Jean PAUL 1763 – 1825 +)
Karfreitag, 30. März 2018
Der Weg ist das Ziel…, auch siebenhundertdreizehn Kilometer können ganz unterhaltsam sein!
Um 04.45 Uhr reisst mich der Wecker meines Natels aus wundersamen, süssen Träumen. Ganz ehrlich…, normalerweise klingelt der Wecker bei mir nicht vor sechs Uhr. Aber…, heute ist ja auch kein normaler Tag! Heute begleite ich eine Gruppe in die Toskana: Vier Tage lang weiche Hügel, Zypressen, Kunst, Kultur, schmackhaftes Essen und guter Wein; in der Luft der Duft von Rosmarin, Pizzateig und Espresso – was will man mehr? Viel mehr brauche ich nicht…! Aber, wie vor jeder Reise, bin ich etwas aufgeregt und wünsche mir, dass ich aufgestellte Gäste begleiten darf und, dass die Gruppe untereinander gut harmoniert. Was den Busfahrer anbelangt, muss ich mir keine Gedanken machen! Es ist Roland Zerzuben, kurz Roli genannt. Mit ihm war ich bereits in Luxemburg unterwegs und wir verstehen uns blendend. Unser Wiedersehen um 05.40 Uhr in St. Gallen ist vertraut und herzlich. Ohne Stau und ziemlich zügig fahren wir dann die anderen Einstiegsorte an: Wil, Winterthur, Zürich, Luzern und die Gotthard-Raststätte in Erstfeld. Nun sind wir also vollzählig: 58 Gäste in einem Doppeldecker-Bus mit 78 Plätzen. Da freut sich das Gäste-Herz! Obschon sich bereits Stau am Gotthard ankündigt und der Wetterbericht meldet, dass es in Italien regnet, sind alle guter Dinge und freuen sich auf ein paar Tage Erholung. Ich freue mich ganz besonders, da vier Personen bereits schon einmal mit mir unterwegs waren. „Wiederholungs-Täter“ zu begrüssen, mit denen man bereits tolle Momente verlebt hat, macht Freude.
Der Gotthard-Tunnel kostet uns eine Stunde, aber ich verkürze die Wartezeit mit Infos und Karten über unsere Route, den Gotthard-Tunnel und das Tessin. In Airolo werden wir dann von starkem Regen begrüsst, doch die Stimmung im Bus ist sonnig und so geht die Fahrt weiter in Richtung Süden vorbei an Bellinzona, Lugano, Chiasso, Como und Milano. Gerade passend zur Mittagspause klart es etwas auf und so können wir mehr oder weniger trockenen Fusses unseren Halt an der Raststätte in Villoresi geniessen. Aber vor uns liegt immer noch eine recht lange Fahrt: Erst müssen noch die restliche Lombardei und die Emilia-Romagna durchquert werden, bis wir dann in der Toskana ankommen.
Meine Reisegruppe besteht definitiv aus „Kaffeetanten“ und so verwöhne ich auf der Weiterfahrt meine Gäste mit Kaffee und Geschichten über Italien. Zum Beispiel war früher der Kaffee in Italien als Teufelsgetränk verschrien. Erst Papst Clemens der VII (1478 – 1534) erteilte diesem Trunk seinen Segen, so dass Kaffee von einem Teufels- zu einem Christengetränk mutierte. Während wir die Emilia-Romagna mit Hauptstadt Bologna durchfahren, erzähle ich den Gästen, dass es die berühmten Spaghetti Bolognese, wie wir sie kennen, in Italien gar nicht gibt. Ausser in Touristen-Hochburgen sind sie auf italienischen Speisekarten nicht zu finden. In Italien heisst diese Hackfleisch-Sauce „Ragù alla Bolognese“ und wird vor allem mit Hartweizen-Nudeln serviert oder bei der Lasagne verwendet. Tja, die Fahrt ist zwar lange, doch die Regionen mit ihrer Geschichte und ihren Geschichten sorgen für Kurzweil. Und dann, endlich, überqueren wir die Grenze zur Toskana – dem italienischen Entwurf vom Paradies! Die hügelige Landschaft nimmt uns und unseren Bus in sich auf und obschon es regnet, scheint alles etwas lieblicher und weicher zu sein. Toskana eben…, what else? Gegen 20.00 Uhr treffen wir dann müde aber zufrieden in Montecatini Terme ein und Roli bekommt einen grossen Applaus für seine tolle und ruhige Fahrt. Das Check-In geht rassig vonstatten und schon bald sitzen wir alle im grosszügigen Speisesaal unseres gastfreundlichen Hotels. Bei einem leckeren Z’Nacht, einem guten Glas Wein, fröhlichen Gesprächen und Live-Musik lassen wir den ersten Tag der Reise gemütlich ausklingen.
Karsamstag, 31. März 2017 – Toskana, wir kommen!
Leider will auch am zweiten Tag das Wetter nicht so ganz wie wir wollen. Aber Gabriella, unsere Toskana-Führerin für den heutigen Tag, bringt Italien in unseren Bus und erzählt mit Humor und einem charmanten Akzent über Land und Leute. Der Besuch von Siena, San Gimignano und einem Weingut stehen auf dem Programm und ich geniesse es, ganz einfach nur mal zuzuhören. Als wir in Siena ankommen, erwarten uns bereits die Stadtführerinnen Barbara und Silvia. Ich teile unsere Gruppe auf die zwei Damen auf und bewaffnet mit Schirmen laufen wir los in Richtung Altstadt. Ich schliesse mich Barbara an und spüre, dass die Führerin ihr Siena heiss und innig liebt. Mit Begeisterung bringt sie uns die Geschichte dieser eindrücklichen Stadt näher und uns freut zusätzlich, dass langsam auch der Regen nachlässt. Schon im Mittelalter war Siena, aufgrund seiner günstigen strategischen Lage an den wichtigsten Handelswegen, eine der mächtigsten Städte Mittelitaliens, was sie natürlich in einen starken politischen und wirtschaftlichen Kontrast zu Florenz brachte. Zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen mit wechselndem Ausgang waren denn auch die Folge, bis die Stadt im Jahr 1555 endgültig ihre stolz verteidigte Unabhängigkeit verlor und Teil des von den Medici in Florenz beherrschten Großherzogtums Toskana wurde. Barbara beendet die Führung auf der Piazza del Campo, dem Hauptplatz von Siena. Wie sie erzählt, gehört die grosse Leidenschaft der Menschen von Siena dem sogenannten Palio, dem historischen Pferderennen zwischen zehn der siebzehn Stadtviertel. Zwei Mal im Jahr, immer am 2. Juli und am 16. August wird es auf dieser Piazza ausgetragen. Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine folkloristische Veranstaltung, sondern um eine Tradition, die aus dem Jahre 1644 stammt. Obwohl das Rennen nur knapp 2 Minuten dauert, soll es ein unbeschreibliches Spektakel sein, dem die Einwohner von Siena jedes Jahr entgegenfiebern. Ja, Siena ist einer der touristischen Hauptanziehungspunkte der Toskana – eine Stadt mit Geschichte, mit Anmut und mit Grazie.
Nun haben wir noch etwas Zeit zur freien Verfügung. Für die Gäste, die zu Mittag essen möchten, hat Gabriella in einer Pizzeria bei der Piazza del Campo reserviert. Eine gute Idee von ihr, denn am Karsamstag sind wir in Siena nicht die einzigen Gäste. Ich lasse mich jedoch lieber noch etwas durch die Gassen der Altstadt treiben um Italien einzuatmen. Immer wieder begegne ich Gästen aus meiner Gruppe, die auch noch ein bisschen mehr Siena in sich aufnehmen möchten. Wir reden, wir lachen, wir fotografieren, wir freuen uns, dass es im Moment grad nicht mehr regnet und, dass wir gemeinsam miteinander unterwegs sind – fröhliche Augenblicke eben, die einem ein zufriedenes Gefühl vermitteln.
Am frühen Nachmittag fahren wir dann weiter nach San Gimignano. Das Städtchen liegt weithin sichtbar auf einem Hügel, etwa 35 km nordwestlich von Siena. Endlich zeigt sich die Sonne, so wie man es sich eigentlich vorstellt, wenn man in der Toskana unterwegs ist. Unser Besuch in San Gimignano bedeutet, vollkommen in die Atmosphäre des 14. Jh. einzutauchen. Die Ortschaft ist eines der besten Beispiele für Stadtstruktur im Mittelalter. Erkennungsmerkmal von San Gimignano – sichtbar auch von weitem für jeden Besucher – sind die beeindruckenden Türme, die die Stadt dominieren und in jedem ihrer Ziegel ein wenig Geschichte bergen. Aber nebst Geschichte anschauen, kann man hier auch so richtig gut shoppen. Bekannt ist das Städtchen für Wildschwein-Salami, Lederwaren, Keramik und natürlich die berühmten Weine der Toskana. Als wir uns zur Weiterfahrt beim Bus treffen, füllt sich der Bus nicht nur mit Gästen, sondern auch mit vielen kleineren und grösseren Einkaufstaschen.
Nicht weit von San Gimignano (die Türme können wir noch sehen) liegt die Fattoria Poggio Alloro. Das Weingut liegt auf einem sanften Hügel umgeben von Zypressen, Pinien, Weizenfeldern und Weinreben. Wir werden bereits erwartet und in eine Weinstube geführt, in der in einem grossen Kamin ein gemütliches Feuer brennt. Vier Weine aus der Region werden präsentiert. Damit einem die edlen Tropfen nicht zu schnell zu Kopfe steigen, wird auch ein schmackhafter z’Vieri aufgetischt. Und zum Dessert, wie könnte es anders sein, werden noch Cantucci und Vin Santo (Dessertwein) gereicht. Eine Versuchung, der man nur schwerlich widerstehen kann. Wir sind im Herzen der Toskana, unser Gaumen wird aufs vortrefflichste verwöhnt, die Stimmung ist heiter und die Wolken haben endlich der Sonne Platz gemacht – solche Momente nimmt man mit nach Hause…, einfach nur schön!
Doch so ganz ist der Tag noch nicht zu Ende. Zurück im Hotel erwartet uns nicht nur ein gutes Abendessen, sondern auch eine Abendveranstaltung, die der Direktor des Hotels mit viel Herzblut organisiert hat. Musik scheint ihm sehr am Herzen zu liegen und so hat er für den Ostersamstag einen Opernabend organisiert. Er bittet mich, seine Ansprache, mit welcher er in den Abend einführt, zu übersetzen. Seiner Bitte komme ich gerne nach. Eine Sopranistin und ein Tenor (bekannt im In- und Ausland) tragen Lieder aus Opern und Operetten vor. Begleitet werden die beiden Künstler von einem Pianisten am Flügel. Als Konzertsaal dient das Foyer des Hotels, das mit seinem alt-ehrwürdigen Charme die passende Kulisse bietet. Solche unvorhergesehenen, angenehmen Überraschungen liebe ich… und meine Gäste wohl auch, denn die meisten bleiben bis zum Ende des Konzerts. Ein langer Tag, aber ein schöner Tag – ich wünsche allen buona Notte und schlafe in dieser Nacht mit einem „Oh sole mio“ auf den Lippen ein.
Ostersonntag, 01. April 2017 – Florenz, benannt nach der römischen Göttin der Blumen!
Die meisten Gäste habe ich bereits beim Frühstück gesehen. Die vielen, aufgestellten „schöni Oschtere“ Annemarie zeigen mir, wie sich alle gut gelaunt auf den heutigen Tag freuen. Die Sonne dominiert den Himmel und wir brechen auf in Richtung Florenz. Im Bus kündige ich der Damenwelt an, dass wir heute an der Reihe sind! Mit was? Nun, gestern kamen die Herren in den Genuss von drei italienischen Reiseführerinnen und heute dürfen die Damen geniessen. In Florenz warten Christiano und Otto auf uns. Zwar sind das nur zwei, aber als dritten Mann haben wir ja unseren Roli und den dann auch noch während der ganzen Reise. Diese Info wird wohlwollend entgegen genommen J. Da unsere Führer sicherlich ausführlich über die Geschichte von Florenz berichten werden, zähle ich meinen Gästen während der Fahrt die fünf Gründe auf, die mich einst nach Florenz gelockt haben. Hier die Kurzversion: 1.) Das Essen und das Trinken. 2.) Die Schönheit der Stadt. 3.) Die Sprache – denn Florenz ist die Geburtsstadt des heute gesprochenen Italienisch. 4.) Die Mode – Gucci wurde hier gegründet. 5.) Der Schauplatz Florenz – bekannt aus Film und Fernsehen – so fühlt man sich bereits ein bisschen zuhause, wenn man dort ankommt.
Beim Torre Zecca treffen wir dann unsere Guides Christiano und Otto. Sie steigen zu uns in den Bus und übernehmen die Führung. Wir fahren hoch zur Piazza Michelangelo, von welcher man einen wunderbaren Blick auf Florenz hat. Die beiden weisen uns auf die Sehenswürdigkeiten hin, die von hier oben gut zu erkennen sind. Danach geht es wieder zum Torre Zecca und zu Fuss ins Herzen der Stadt. Otto ist gross, bärtig und weithin sichtbar. So schliesse ich mich mit meinem Schweizer Fähnchen Christiano an, der etwas „kleiner“ unterwegs ist und lausche seinen Erzählungen.
Florenz ist für seine Geschichte berühmt. Als Zentrum des spätmittelalterlichen europäischen Handels- und Finanzwesens war es eine der reichsten Städte des 15. und 16. Jahrhunderts. Florenz gilt als die Wiege der Renaissance. Aufgrund seiner kulturellen Bedeutung – insbesondere für die bildende Kunst – wird es schon seit dem 19. Jahrhundert auch als das „italienische Athen“ bezeichnet. Durch die mächtige Dynastie der Familie Medici stieg Florenz in der Renaissance zu einer der florierendsten Metropolen Europas auf. Zahlreiche Kunstschaffende und Geistliche waren hier beheimatet: Leonardo da Vinci verbrachte große Teile seiner Jugend in Florenz, Michelangelo fand Unterschlupf in der Kirche der Medici, Galileo Galilei wohnte als Hofmathematiker in den Palästen der Medici und von 1865 bis 1870 war die Stadt sogar die Hauptstadt des neu gegründeten Königreichs Italien. Das historische Zentrum von Florenz zieht Jahr für Jahr Millionen von Touristen an. Das merken auch wir, denn die Stadt füllt sich immer mehr. Auf der Piazza della Signoria bewundern wir die Kopie der David-Statue, beim Spaziergang dem Arno entlang erfreuen wir uns der malerischen Brücke Ponte Vecchio und als wir unsere Tour bei der Kathedrale beenden, sind wir beeindruckt vom Gesamtkunstwerk Florenz. Nun haben wir noch Zeit zur freien Verfügung, die alle ein wenig anders nutzen. Einige meiner Gäste zieht es ins Restaurant, andere zur nächsten Gelateria und wieder andere gönnen sich einen Expresso in einer der vielen Bars. Mich zieht es zur Piazza della Republica und zum Café Gilli, aber leider verdeckt eine riesige Baustelle die Sicht vom Café auf die Piazza. So ziehe ich weiter, schaue den Bodenmalern über die Schultern, schmunzle über die Bilder der Karikaturisten, höre den Strassenmusikern zu und lasse mich so von der Atmosphäre dieser grandiosen Stadt verzaubern.
Um 15.45 Uhr machen wir uns auf zur Fattoria „Il Poggio“. Das Weingut, auf dem uns eine weitere Weinprobe und ein gutes Nachtessen erwarten, liegt in einem Dorf mit dem klingenden Namen Monte Carlo. Freundlich werden wir von Antonella empfangen. In einer richtig gemütlichen Cantina ist bereits alles für unsere Ankunft vorbereitet. Auf Deutsch stellt sie sich, das Weingut und die verschiedenen Weine vor, die wir degustieren werden. Natürlich darf bei diesem Programm auch die Musik nicht fehlten. Unser Hofmusikant heisst Michele, spielt Keyboard, singt italienische Lieder und besticht durch seine sympathische Art. Es werden Antipasti serviert, gefolgt von einem Pasta- und einem Fleischgang mit Salat. Und wie wir es bereits gewohnt sind, gibt es als „Dolce“ den Vin Santo mit Cantucci. Ich schaue in die Runde und freue mich an der guten Stimmung, die in der Cantina herrscht. Es wird angestossen, diskutiert, gelacht und sogar getanzt. Fast tut es mir leid, dass wir so langsam wieder aufbrechen müssen. Aber, man soll ja bekanntlich gehen, wenn es am Schönsten ist.
Im Hotel geht es dann weiter mit musikalischen Darbietungen und dem traditionellen Zerschlagen des grossen Schokoladen-Ostereis. Der Direttore hatte mich deswegen sogar extra am Nachmittag angerufen, um mich wissen zu lassen, dass am Abend wieder Musik auf dem Programm steht. Meine Gäste sind also informiert und viele lassen sich auch diesen Anlass nicht entgehen. Wie bei einem Casting treten verschiedene SängerInnen und MusikerInnen auf und wetteifern um einen Gewinn. Ein Moderator führt durch den Abend und kommentiert auf interessante und lustige Art und Weise die diversen Musikakte. Das grosse Finale des Abends gehört jedoch nicht der Musik, sondern dem Osterei. Die kleine Giulia (4 Jahre), darf das Ei zerschlagen und dann werden die Schokoladenstücke an alle anwesenden Gäste verteilt. Wahrlich…, ein süsser Abschluss des Abends.
Montag, 02. April 2018 – Kaffee schmeckt übrigens am besten, wenn man ihn morgens trinkt!
Und schon ist es Zeit für die Heimreise – wie doch die Zeit vergeht! Bereits um 07.15 Uhr ist Abfahrt und die meisten Gäste sind zwar wach, aber noch nicht munter! Am Frühstückstisch wird nicht viel geredet, aber viel Kaffee getrunken – genau meine Welt – und draussen scheint die Sonne – perfekt! So können wir die Gegenden, die wir am Freitag bei Regen durchfahren haben, dieses Mal bei wärmenden Sonnenstrahlen geniessen. Auf der Rückreise erzähle ich über die verschiedenen Städte, die entlang der Route liegen und von lustigen Fakten. In Italien werden zum Beispiel pro Jahr 14 Milliarden Espressos getrunken und der Trevi-Brunnen in Rom „verdient“ täglich rund 3‘500.00 Euro, die dazu verwendet werden, den Obdachlosen der Stadt mit Essen zu helfen…, und, und, und J! So vergeht die Zeit bis zum Mittagshalt wie im Fluge und die Schweiz rückt immer näher.
Für den Nachmittag und zum Abschluss der Reise habe ich dann noch einen Toskana-Quiz mit neun Fragen vorbereitet und der Gewinnerin oder dem Gewinner winkt eine gute Flasche Rotwein aus der Toskana. An das Resultat des Quiz, kann ich mich ehrlich gesagt nicht mehr genau erinnern, nur noch daran, dass die meisten der Gäste über die Frage gestolpert sind, wie schief denn nun der schiefe Turm von Pisa ist J! Hätten Sie, liebe Leserin oder Leser gewusst, wie gross der Neigungswinkel ist? 1,24 Grad, knapp 4 Grad oder 17-18 Grad? Na, ja, verraten werde ich Ihnen die richtige Antwort nicht. Um diese zu erfahren, müssten Sie mich ein anderes Mal auf eine Reise in die Toskana begleiten J!
Ja, es war eine interessante, lustige, spannende, fröhliche und gemütliche Reise. Wir haben Regen, Gewitter, Wind und Sonne erlebt; waren per Bus und zu Fuss unterwegs. Wir haben lecker gegessen, guten Wein getrunken, eindrückliche Städte besucht und uns an Zypressen, Pinien und weichen, grünen Hügeln erfreut. Wir haben miteinander gelacht, getanzt, gesungen und spezielle Momente geteilt. Es war eine intensive und schöne Reise und natürlich haben Roli und ich uns gefreut, als es beim Abschied hiess:“ Wir fahren wieder mit Car-Tours! Es war wirklich eine tolle Reise! Es war das erste Mal, dass wir auf so einer Reise waren, aber sicherlich nicht das letzte Mal!
Auch für mich wird es nicht das letzte Mal sein. Ich freue mich immer wieder, mit Gästen unterwegs zu sein und ihnen, auf meine ganz eigene Art und Weise, ein Land oder eine Region näher zu bringen. Drum, liebe Gäste, bis zum nächsten Mal!
Ihre Annemarie Khalil mit Chauffeur Roli Zerzuben