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Wandern in Istrien

Bericht vom 2. – 6. Mai 2018 | Bus Nummer 14                              

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Wandern in Istrien

Istrien ist ein schönes Land, und es ist zu Recht ein vielbesuchtes Reiseziel. Man muss nicht immer nur die Küstenstädte wie Pula, Rovinj, Porec, Portoroz oder Rabac auf der Ostseite der Halbinsel besuchen. Das Landesinnere hat viel zu bieten mit seinen abwechslungsreichen Landschaften aus dichten Wäldern, Wiesen und Feldern, den sattgrünen Hügeln und den romantischen Städchen obendrauf. Die „Wellen des Hinterlandes“ wie die reizvolle Gegend auch genannt wird.

Wir wohnen in Vrsar an der Küste und unsere wunderschöne Hotelanlage liegt direkt am Meer so dass einige Mutige ein erfrischendes Bad im Meerwasser genossen. In Vrsar, erzählt mir einer unserer Gäste, gab es in den 60er Jahren weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte FKK Strände und die waren ihm als junger Mann eine Reise wert.

Gut gefrühstückt starten wir unsere erste Wanderung vom hübschen Dörfchen Brtonigla (ein wahrer Zungenbrecher) durch die hügelige Landschaft. Vorbei geht es an Olivenplantagen und Rebbergen und dabei werden wir stets belohnt mit schönen Aussichten auf unseren Zielort Buje der geduldig auf unsere Ankunft wartet. Unser Wanderleiter, Edgard, ist sehr redselig und vor allem liebt er sein Istrien. Er nutzt die Wanderung um uns Land und Leute, die über 3000 jährige Geschichte Istriens bis zur Gegenwart, die zu einem enormen Bevölkerungsgemisch geführt hat, näher zu bringen. Das frisch gezapfte, weisse und fast rote Bier, der ersten privaten Familienbrauerei Istriens „San Servolo“, das uns zum Mittagessen serviert wird, haben wir uns redlich verdient und geniessen das gemütliche Zusammensitzen.

Am zweiten Tag erwartet uns Montovun, eines der schönsten Städtchens Istriens. In hügeliger Lage liegt Opratlj, ein sehr ursprünglicher Ort, fast verlassen, in dem wir lediglich ein kleines, leeres Café, einen kleinen Tante-Emma-Laden und ein Souvenirlädeli mit Olivenöle vorfinden. Wir sind ganz alleine auf unserem Spaziergang durch die alten schmalen Gässchen und begegnen lediglich zwei älteren Männern und einigen herumsträunenden Katzen, die sich freuen von uns mit Streicheleinheiten wahr genommen zu werden. Eine eher leichte Wanderung erwartet uns durch einen Eichen- und Eschenwald, blühende Holunderbäume und der betörende Duft der Blüten der Silberregenbäume, auch bekannt als falsche Akazien, begleitet uns. Ein Teil des Feldweges folgt dem ehemaligen Trasse der Parenzana. Diese ehemalige Schmalspurbahn verband anfang des 20. Jahrhunderts Triest mit Porec. Die Schienen wurden 1944 unter Mussolini demontiert. Unsere Wanderung endet in Livade, einer ehemaligen Eisenbahnstation, wo wir viele Hunde sehen und ich frage mich ob das wohl die berühmten Trüffelhunde sind. Livade wie auch Montovun liegen im weit über die Grenze bekannten Trüffelgebiet Istriens, wobei in Livade vor rund zwanzig Jahre der damals grösste weisse Trüffel der Welt gefunden wurde. Dies brachte dem Ort sogar einen Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde ein.

Das extrem steile Stück auf den fast 300 m hohen Bergkegel, auf dem das historische Montovun mit seinen mittelalterlichen Stadtmauern und Wehrtürmen liegt, wollen wir im Bus hochfahren. Kaum losgefahren stehen wir vor einem riesigen Umleitungsschild auf dem zu lesen ist, dass die Zufahrtstrasse ab 2. Mai wegen Bauarbeiten geschlossen sei – und heute ist der 4. Mai. 30 Kilometer Umfahrung ist die Alternative. Das will unser kroatische Begleiter Edgard nicht hinnehmen. Schnell telefoniert er nach Montovun und erfährt, dass am Vortag noch kein Spatenstich erfolgt war. Ja, ja, das sei wieder einmal typisch für sein Land, Strasse sperren und nichts tun. Er weist unseren Chauffeur Michael an, das Umfahrungsschild zu ignorieren und ruhig den Berg hochzufahren – wir bemerken, dass Michael dieser Sache gar nicht traut aber wenn der lokale Reiseführer so meint….. Im Stile der Tremolastrasse geht es steil rauf, aber nicht für lange. Nach einer dieser Haarnadelkurven stehen wir plötzlich vor gefällten Baumstämmen und Ästen, da ist kein Durchkommen. Selbst für unsere erprobte Wandergruppe ist der Weg versperrt. Unser Michael nimmt es gelassen und fährt  rückwärts dieselben haarscharfen Kurven wieder ins Tal runter. Mit grosser Bewunderung applaudieren wir ihm für dieses Kunststück. Beim verspäteten Mittagessen genossen wir dann die Spezialitäten von Montovun. Fuzi (traditionelle Teigwaren) mit Trüffeln begleitet von einem Glässchen Montovuner Teran-Wein, diesem kraftvollen Rotwein der seine einzigartige Aromenvielfalt den Karstböden Istriens verdankt.

Die ehemalige österreichische Riviera, das wunderschöne Opatija an der Kvarner Bucht, ist unser letztes Wanderziel. Die Kaiser Franz Josef Promenade von Lovran bis Opatija führt uns vorbei an Villen und Hotels aus der Kaiserzeit  – tja, die gekrönten Häupter wussten schon wo sich der Winter am angenehmsten verbringen liess – ein wunderschönes Fleckchen mit Blicken auf die vorgelagerten Inseln Krk und Cres. Eine Augenweide sind die Parkanlagen mit ihren Zierpflanzen; Magnolien, Tulpenbäumen, Rosen, Kamelien in allen Farben, Myrten und verschiedenen Palmen.

Das war ein perfekter Abschluss unserer Istrien Wanderreise. Einige wären gerne noch einen Tag länger hier geblieben – ein Grund wieder zurück zu kommen – es gibt noch viele Wanderwege !

Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen. (Johann Wolfgang von Goethe )

Euere Reiseleiterin

Veronika Haltinner

 

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