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Die mystischen Wälder Transsilvaniens

Bericht vom 09. – 19. Mai 2018 | Bus Nummer 21                            

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Es berichtet für Sie unsere Reiseleiterin

Die mystischen Wälder Transsilvaniens 3

Heidi Halter

Kaum zu Hause, zieht es mich wieder in die Ferne..

 

Wie bist du Reiseleiterin geworden?

Nach Jahren in einem Bürojob wollte ich die letzten Jahre meines aktiven Berufslebens mit einer Tätigkeit ausfüllen die mir wirklich Spass macht.

Was gefällt dir an dieser Tätigkeit besonders?

Der Umgang mit Menschen, das Organisieren und Improvisieren, die immer wieder neuen Destinationen, die meist tollen Leute und die Zufriedenheit wenn sich die Gäste mit einem „danke, es war toll“ verabschieden nach einer Reise

Was zeichnet dich als Reiseleiterin aus?

Mein Bestreben, mit 100% zufriedenen Kunden von der Reise zurückzukommen.

Worin siehst du die Vorteile / den Mehrwert einer Gruppenreise?

Meist geht es auf einer Gruppenreise lustig zu, die Leute verstehen sich gut, können sich über das Erlebte austauschen und oft wird gelacht (oder gar gesungen) im Bus.

Was gefällt dir an deinen Aufgaben als Reiseleiterin bei car-tours.ch am besten?

Ich kann mich darauf verlassen, dass das Programm gut ausgearbeitet ist, dass die Hotels, Restaurants, etc. gut sind. Zudem kommt niemals Routine auf, jede Reise ist wieder anders.

Welches Reiseziel in Europa ist dein liebstes und warum?

Ich bin Schottland Fan geworden, ganz besonders die Highlands begeistern mich. Und…. Ich liebe Haggis.

Auf welchen Reiseleiter-Einsatz freust du dich jetzt schon?

Es gibt unzählige Reisen die ich gerne machen würde und wenig bis keine Destinationen die mich nicht interessieren. Der absolute Hit wäre natürlich eine Reise zu den Nordlichtern, da ich von Astronomie und allem was damit zusammenhängt fasziniert bin.

Was auf jeder Reise unverzichtbar?

Das NW Fähnli ist immer dabei

Welches Buch darf auf keiner Reise fehlen?

Habe während der Reisen keine Zeit zum lesen ?

Verrate uns deinen unerfüllten Reisetraum?

Sankt Petersburg habe ich privat schon besucht, würde aber eine car-tours-Reise dorthin absolut super finden.

Was ist das lustigste, was du auf einer Reise mit einer Gruppe erlebt hast?

Wir fuhren auf einen Parkplatz in Schottland, da sagte der Chauffeur „super, da um die Ecke sind ja auch gleich Toiletten“. So liess ich die Leute aussteigen und schickten sie in die Richtung dieser Toilette. Sie kamen alle wieder und sagten, dass sie keine Toiletten gefunden haben… Als ich dann nachschauen ging, kam ich zu einem Schild wo stand „To let“. Wir alle (auch der Chauffeur) haben uns köstlich darüber amüsiert und lachten wenn immer wir ein „to let“ Schild sahen während der ganzen Reise.

Welches war das schönste Kompliment, das du von einem Gast erhalten hast und dein schönstes Erlebnis bei car-tours.ch Reisen?

Eine ganze Gruppe Westschweizer Gäste dankte mir mit dem wunderschönen Lied La Montanara zum Abschied. Das ging echt unter die Haut, es waren sehr gute Sänger in der Gruppe und ich musste mir fast ein Tränchen der Rührung wegwischen.

Wohin reist du privat?

Für private Reisen zieht es mich in den asiatischen Raum.

Reisebericht „Die mystischen Wälder Transsilvaniens“

Diese Reise nach Transsilvanien war meine dritte Reise nach Rumänien und wieder erlebte ich dieses schöne Land total anders. Es kommen so viele Bilder und Eindrücke hoch wenn ich an diese Reise denke, dass ich nicht weiss wo beginnen, um diese 11 tägige Reise zu dokumentieren. Die Teilnehmer der Reisegruppe waren alle gespannt und wussten nicht so recht, was sie in diesem unbekannten Land erwarten würde. Es wird ja viel geredet bei uns über Rumänien, aber nun war man einfach gespannt, es selbst zu erleben.

 

Bereits der zweite Tag bleibt allen in Erinnerung, wohl am meisten unserem super Chauffeur Marius. Auf unserem Weg vom ungarischen Györ an die rumänische Grenze, befanden wir uns plötzlich in einem Stau der sich bis fast Budapest hinzog. Für 70km brauchten wir 4,5 Std. Bei einer der wenigen Raststätten beschlossen wir, die Toiletten zu nutzen und den Rauchern eine Rauchpause zu gönnen. Dabei stiessen wir auch gleich auf den Stau an mit einem gekühlten Feldschlösschen. Die Stimmung war sehr gut, irgendwie würden wir an die rumänische Grenze kommen an diesem Tag. Ich hatte unseren rumänische Reiseleiter Ioan bereits verständigt, dass wir verspätet sein würden. Als wir dann endlich in Rumänien waren, nach einer erstaunlich speditiven Passkontrolle, wurden wir von ihm sehr herzlich begrüsst mit den Worten: „fühlt euch gegrüsst und angekommen in Rumänien“. Mit seiner sehr herzlichen Art sollte er uns nun die kommenden Tage in Rumänien begleiten.

Bereits auf den ersten Kilometern kamen wir ins Staunen über die vielen schönen Villen in den Dörfern, über die Sauberkeit und Ordnung. Sollte dieses Land doch nicht so arm und heruntergewirtschaftet sein wie man bei uns immer hört? Hier im Maramures Gebiet jedenfalls sahen wir nur schöne, saubere und gepflegte Dörfer, oft waren die Häuser durch ein schön geschnitztes Holztor, typisch für diese Gegend, von der Strasse getrennt. Ich würde sagen, dass der erste Eindruck von Rumänien gut ausfiel und war überzeugt, dass dieser gute Eindruck während der ganzen Reise anhalten würde.

Auf dem Weg ins Hotel stand noch der Besuch des fröhlichen Friedhofs in Sapanta auf unserem Programm, vorher aber gab’s noch eine kurze Pause für einen Pflaumenschnaps. Da wir so spät dran waren konnten wir den Friedhof nur noch bei Nacht besuchen, aber genau das machte diesen Besuch so speziell und unvergessen. Eine kleine Gruppe Schweizer besucht mit einer Taschenlampe und dem hellen Mondschein diesen lustigen Friedhof. Die Gestaltung dieses sehr speziellen Ortes erfolgte über Jahrzehnte durch den örtlichen Künstler Stan Ioan Pătras. Er hat die traditionellen hölzernen Grabstelen mit handgemalten Bildern der Verstorbenen und mit lustigen Versen zu ihrem Leben verziert. Der Künstler, dessen Grab wir ebenfalls besuchten, hätte seine helle Freude daran gehabt, stand doch auf seiner Grabstele, dass er von Leuten aus 62 Ländern besucht wurde, aber sicher noch nie vorher bei Nacht und im Scheine einer Taschenlampe.

Bei Ankunft im Hotel war wieder Staunen angesagt; das Gebäude war im Jagd Haus Stil erbaut und lag in einem wunderschönen Park. Man nahm erstaunt zur Kenntnis, dass es in Rumänien schöne Hotels gibt, und auch das anschliessende Essen war sehr gut, wie übrigens auf der ganzen Reise.

 

Am kommenden Tag mussten wir früh los. Das schöne Hotel hätte zum längeren Verweilen eingeladen, aber die Wassertalbahn wartete auf uns. Die Busfahrt durch die morgendliche ländliche Gegend ist fast unbeschreiblich. Noch lag leichter Nebel über den Dörfern, die ersten Sonnenstrahlen drückten bereits durch und erzeugten eine wunderschöne, fast mystische Stimmung. Marius flüsterte leise, dass hier wirklich die Zeit stehengeblieben ist. Wir fuhren durch einfache, aber sehr saubere kleine Dörfer, sahen alte Frauen die mit Wasserkesseln auf der Dorfstrasse unterwegs waren, Männer auf dem Weg aufs Feld, hie und da ein Hund der sich an der langsam wärmenden Sonne räckelte oder Störche die ihr Nest hoch auf einem Lampenmast gebaut hatten und nun stolz darin sassen und ihren Nachwuchs fütterten.

 

Im Bahnhof von Viseul de Sus hörten wir schon von weitem das Zischen und Schnaufen der Dampflokomotive. Die ehemaligen Wagen der Lauterbrunnen-Wengen Bahn standen aufgeheizt und abfahrtbereit, der Geruch von Rauch lag in der Luft und wir konnten in den uralten Waggons, die vor vielen Jahren in der Schweiz unterwegs waren, losfahren in die transsilvanischen Wälder. Es ruckte, schüttelte und pfiff, und los ging die Fahrt mit der berühmten Wassertalbahn. In jedem Waggon stand sogar noch ein Holzofen in der Ecke. Diese Waldbahn ist ein einzigartiges technisches Kulturgut und ist weltweit wohl die letzte echte Waldbahn mit Dampfbetrieb. Die Strecke führte dem Fluss entlang, die Häuser wurden langsam seltener und der Zug brachte uns in das wilde Karpatental bis nach Paltin. Natürlich durfte auch das alte Karton Bahnbillet nicht fehlen, das jeder vorzeigen musste zum knipsen. Ich konnte den Kontrolleur sogar überreden, mir diese wichtige Aufgabe zu überlassen. An der Endstation Paltin erwartete uns ein Grill Picknick, bevor die Fahrt zurück zum Ausgangsbahnhof ging.

Die Weiterfahrt zum nächsten Uebernachtungsort führte uns über den 1416 hohen Pasul Prislop-Pass hinunter nach Gura Humorului. Marius nahm’s locker wenn auch die Strasse ab und zu Schlaglöcher hatte und der brandneue Bus hin und her schaukelte.

 

Am kommenden Tag gings weiter zu den weltbekannten Moldauklöstern. Moldovita ist eines der berühmten rumänischen-orthodoxen Frauenklöster und wurde mit sechs anderen Moldauklöster in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen. Wir wurden von der resoluten Schwester Tatjana durch das Kloster geführt, dies in zügigen Schritten, denn sie meinte „vorwärts bitte, wir sind hier nicht auf einer Beerdigung“. Mit viel Freude zeigte sie uns das Kloster, das 1532 gegründet wurde und mit schönen Wandmalereien an den Innen- und Aussenwänden versehen wurden. Berühmt ist vor allem die Darstellung des jüngsten Gerichtes.

 

Dann wartete wieder ein Zug auf uns, die Schmalspurbahn von Moldovita nach Argel. Bei unserer Ankunft im Bahnhof fehlte ein Wagen, aber da wurde nicht lange diskutiert, sondern einige Minuten hin und her rangiert und schon wurde unser Wagen, auf für uns etwas abenteuerliche Art und Weise angekoppelt und los ging die Fahrt. In weiten Schwaden dampfte der Rauch über das offene Land, in den Dörfern winken uns Bauern zu, und ab und zu begegnet uns auch eines dieser typischen rumänischen Fuhrwerke mit Pferden oder Ochsen. Auf gut 13 km fuhren wir durch kleine rumänische Dörfer, über bebautes Land, durch wilde Landschaften nach Argel. Hier waren wir nur einige Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Während dem Aufenthalt konnten wir uns an einem grosszügigen Imbiss bedienen. Da standen Platten mit Käse, Streichwurst, Schinken, Würsten, Gemüse und andere Köstlichkeiten. Auf dem Tisch standen ebenfalls Flaschen mit Waldbeeren Wein und Waldbeeren Likör. Wie in ganz Rumänien ist das Essen auch hier gut, währschaft und nichts für Vegetarier. Gerne wären wir länger an diesem idyllischen Ort geblieben, war das Wetter doch schön und warm, aber die Lok pfiff zur Abfahrt und zurück zuckelte die Waldbahn nach Moldovita. Unterwegs genossen wir bei bester Stimmung und viel Gelächter den übriggebliebenen Waldbeeren Likör und die feinen „rumänischen“ Berliner, warme Krapfen aus Quarkteig.

Auf dem Weg zum Kloster Voronet war es sehr ruhig im Bus, nur ab und zu war ein leises Schnarchen zu hören; die verdiente Siesta nach der schönen Zugfahrt und vor allem nach dem feinen Picknick und dem Waldbeeren Likör. Aber schon bald war wieder Lachen zu vernehmen von den hinteren Sitzen, wie das auf der ganzen Reise der Fall war. Da war ich wirklich mit einem lustigen Trüppchen unterwegs!

Nach dem Besuch im Kloster Voronet, auch Sixtinische Kapelle des Ostens genannt wegen der exzellenten Fresken ging die Fahrt weiter nach Piatra Neamt, wo wir im top modernen Hotel mit dem traditionellen Brot und Salz begrüsst wurden. Für uns standen neben Brot und Salz aber auch noch Gläser mit Schnaps auf dem Tablett. Der feine Visinata Schnaps, hergestellt aus Sauerkirschen sollte uns auf der ganzen Reise begleiten. Das Hotel liegt im Zentrum der pulsierenden Stadt. Der Kontrast zwischen den ländlichen Gebieten und den modernen Städten ist typisch für Rumänien. Vor dem Nachtessen konnten wir noch etwas bummeln gehen oder den Stadtpark besuchen. Mit einem feinen Nachtessen ging ein weiterer, sehr erlebnisreicher Tag zu Ende.

 

Am kommenden Morgen, wiederum bei schönem Wetter, ging die Fahrt durch die 10 km lange Bicaz Klamm Schlucht, die Route zählt zu den spektakulärsten Gebirgsstrassen Rumäniens. Direkt an der Strasse erheben sich schroffe Steilwände bis zu 300 Meter nahezu senkrecht in die Höhe und schaffen ein phantastisches Landschaftsbild. Zu den beeindruckendsten Stellen zählt der Höllenschlund, die engste Stelle der Schlucht und der schon von weitem unübersehbare Altarfelsen. Wir wollten diese Natur Schönheit unbedingt festhalten und machten hier unser Gruppenbild.

Der rote See, am Ende der Schlucht gelegen ist nicht nur wegen seiner wechselnden Färbung durch Eisenoxide sehenswert, sondern auch wegen eines Unterwasser Waldes. Der See entstand durch einen Waldsturz der den Fluss aufstaute. Ein ganzer bewaldeter Abhang war damals ins Wasser gerutscht und heute noch ragen Baumstämme aus dem Wasser.

 

Am Nachmittag wartete wieder ein kleiner Zug auf uns. Im Bahnhof von Sovata wurde bereits kräftig eingeheizt, damit die kleine polnische Lok die beiden Wagen der Schmalspurbahn über die 300m Steigung ziehen konnte. Die uralte aber tipptoppe Dampflok ruckelte dann mit uns von Sonate nach Campul Cetatli. Die Fahrt führte uns durch wilde Landschaften, die Dampflok schaffte die 300 Meter Steigung ohne Probleme und hatte auf den flachen Stellen eine Geschwindigkeit von 20km/h. Mit viel Rauch zuckelte die Bahn über die Felder, durch Wälder und vorbei an kleinen, schmucken Dörfer. Jedes Pfeifen der Lok wurde durch Händeklatschen begleitet und ich weiss nicht wer sich mehr freute; wir im Zug oder die Leute in den Autos und in den Dörfern an denen wie vorbeifuhren und die uns teils mit Applaus beim Vorbeifahren zuwinkten. Unser nächster Uebernachtungsort war die Geburtsstadt von Fürst Vlad, sprich Dragula. Im Tiroler Stil erbaute Hotel Binder Bubi konnten wir ein feines Nachtessen und einen entspannten Abend geniessen.

 

Auf einem gemütlichen Spaziergang, auch heute wieder bei schönem Wetter, zeigte uns Ioan am nächsten Tag das kleine Städtchen Sigisoara mit dem imposanten Stundturm als Wahrzeichen dieser transilvanischen Kleinstadt die seit ihrer Gründung überwiegend von Siebenbürger Sachsen bewohnt wurde. Unser Weg zum etwas höher gelegenen Schulberg mit der Waldkirche führte uns durch den alten deutschen Friedhof mit den überwiegend deutschen Namen auf den Grabsteinen. Vor unserer Weiterfahrt führte uns Ioan in einen schmücken Hinterhof wo wir selbstgebrannten Cognac, Waldbeeren Likör oder Apfelschnaps degustieren durften.

Beschwingt stiegen wir dann in den Bus und weiter ging die Fahrt nach Biertan, bekannt durch die grösste Kirchenburg. In Erinnerung werden uns dort sicher zwei Dinge bleiben; das Scheidungszimmer und die Sakristeitür. Im Scheidungszimmer wurden die zerstrittenen Paare eingeschlossen – und zwar mit nur einem Bett, einem Tisch, einem Stuhl, einem Teller, einer Tasse, einem Löffel. Sie wurden so lange dort gehalten, bis sie wieder von ihrer Trennung absehen wollten. In den 400 Jahren, in denen das Scheidungshaus genutzt wurde, soll es angeblich nur eine einzige Scheidung gegeben haben.

Die Sakristeitür aus dem Jahr 1515 ist eine der größten Schätze der Kirchenburg. Sie ist mit einer raffinierten Mechanik ausgestattet, die insgesamt 19 Riegel und einen automatischen Verschluss beinhaltet. Wie das Gestühl ist die Tür ebenfalls reich mit Holzeinlegearbeiten verziert und das Schloss auf der Innenseite ist mit fein gearbeiteten Nilpferdköpfen eingefasst und aufwendig ziseliert. Die Tür wurde auf der Weltausstellung 1889 in Paris ausgestellt und fand dort sehr grosse Beachtung.

Die anschliessende Fahrt durch den Ort machten wir mit 1PS. Auf Holzwagen von Pferden gezogen und von Zigeunern gelenkt, konnten wir das ursprüngliche Biertan kennenlernen, mit einfachen Häusern, ungeteerten Strassen und viel Natur. Ab und zu stand ein Pferdewagen vor einem der Häuser, Männer genossen ein Bier im Schatten und Kinder waren auf dem Heimweg von der Schule. Diese Fahrt war übrigens unsere einzige direkte Begegnung mit Zigeunern in Rumänien. Das ist ja auch so ein Cliché bei uns, dass Rumänien gefährlich sei wegen der Zigeuner. Nun, Tatsache ist, dass Rumänien 20 Milllionen Einwohner hat, wobei 500ˋ000 Zigeuner sind, also eine absolute Minderheit. Es gibt viele Vorurteile gegen dieses Volk, leider immer von Leuten die nie in Rumänien waren. Betrügen würden sie und Messerstecherei Geschichten gäbe es und was nicht noch alles…. Wer in Rumänien reist sollte z.B. Geldwechsel bei den Zigneunern vermeiden, jenen Zigeunern sagt man schon eine gewisse „Schlitzäugigkeit“ nach und sollte sie meiden. Aber es gibt auch Zigeuner die ehrlich mit ihren Händen Geld verdienen, seien dies die bunt gekleideten Zigeunerfrauen die auf den Bahnhöfen und Strassen der Stadt für Sauberkeit sorgen oder die Männer die im Wald oder auf dem Strassenbau arbeiten. Und dann gibt es da noch die Kesselflicker und die Messerschleifer, die mit ihren kleinen Pferdewagen durch`s Land ziehen und ihre Dienstleistungen anbieten. Und trotz dieses niederen Lebensniveaus besitzen die Zigeuner einen aussergewöhnlichen Stolz.

Nun bin ich etwas abgeschweift, aber es war mir einfach wichtig, auch dieses Vorurteil anzusprechen.

 

Der nächste Halt war bei der Dracula Burg. Die Törzburg, so ihr korrekter Name verdankt ihren Ruf als Dracula-Schloss dem ehemaligen rumänischen Herrscher Ceausescu, der sie nach dem zweiten Weltkrieg zur touristischen Sehenswürdigkeit ausbauen liess. Nach dem Erscheinen des Kinofilms „Bram Stoker’s Dracula“ im Jahr 1992 kamen immer mehr Besucher um die Dracula Burg zu besichtigen. Man kann sich sehr gut vorstellen, dass sich ein blutsaugender, sonnenscheuer Vampir Graf wohlgefühlt hätte in diesem Schloss, das stolz auf einem hohen Felsen drohnt, umschwirrt von Krähen, mit seinen Zinnen und Türmen, kleinen Fenstern und Geheimgängen.

 

Der nächste Uebernachtungsort war in Braşov, Kronstadt. Wieder wohnten wir im besten Hotel der Stadt und wurden mit einem feinen Nachtessen verwöhnt. Ioan war stolz, uns am nächsten Morgen seine Heimatstadt zu zeigen. Bei einem gemütlichen Spaziergang durch diese von den Karapten umgebene Stadt mit der Altstadt und den belebten Strassencafés sahen wir die Stadtmauern und Bollwerke und waren natürlich gespannt auf die berühmte schwarze Kirche. Nur, die war wegen einer Weiterbildung des Küsters genau heute geschlossen. Kein Problem, ein kurzes Telefonat von Ioan und der Pfarrer kam mit einem 15cm grossen Schlüssel angerannt. So kamen wir in das Privileg eines privaten Besuchs dieser sehenswerten Kirche.

Nach einem freien Nachmittag in der Stadt, auf dem Hausberg der Stadt oder im Schwimmbad des Hotels ging’s los zum Folkloreabend. Nach einer Weindegustation, einem feinen Essen und folkloristischen Darbietungen konnten auch wir das Tanzbein schwingen. Als dann Armin und Luzia einen absolut sensationellen Rock ’n’ Roll hinlegten, applaudierten und gratulierten sogar die Musiker und Sänger, so etwas hatte man hier wohl noch nicht gesehen. Ein grosses Bravo euch beiden!

 

Der erholsame Aufenthalt in Kronstadt ging zu Ende und unsere Fahrt führte weiter durch wunderschöne rumänische Landschaften von Siebenbürgen. Die typischen Dörfer sind meist von  den sogenannten Siebenbürgen Sachsen bewohnt, einer deutschsprachigen Minderheit in Rumänien. Die schmucken Dörfer sind identisch mit zur Strasse gerichteten Fensterfront und Hof und Garten gegen hinten, meist sind die Häuser eng aneinander gebaut, vielerorts sieht man grosse Storchennester auf den Dächern oder den Masten. Auch hier ist alles sauber und gepflegt.

 

Der nächste Halt ist in Sibiu. Diese in der geografischen Mitte Rumäniens gelegene Stadt ist bekannt für die germanische Architektur. Im deutschen Kulturzentrum machen wir einen kurzen Halt und können deutsche Bücher, Musiknoten oder Pläne kaufen. Über die sogenannte Lügenbrücke, der Legende nach bricht sie zusammen wenn ein Lügner sie überschreitet, gelangen wir zum lokalen Markt und erfreuen uns an den farbenfrohen Ständen und dem regen Treiben. Gegen Abend geht die Fahrt weiter nach Alba Lulia.

 

Am nächsten Morgen ermöglicht uns ein Morgenmarsch einen kurzen Besuch der Burg Alba Lulia bevor die Fahrt weitergeht. Heute stand ja unsere letzte Zugfahrt auf dem Programm. Wir waren gespannt auf die Industriebahn. Die 6 km lange Stecke diente bis ins 21. Jahrhundert dem Braunkohletransport, der Personenverkehr wurde in den 70 Jahren eingestellt. Als wir auf das Industriegelände fuhren fragten wir uns, ob wir hier richtig waren. Die Szenerie ist schwierig zu beschrieben. Man stelle sich alte, verlotterte Industriehallen vor, ab und zu hörte man Hämmern oder sonstige Arbeitsgeräusche. Und dann sahen wir sie, ganz am Ende der Hallen stand sie, unsere Industriebahn, bereits aufgeheizt, mit einem offenen und einem geschlossenen Wagen. Nach vielen Fotos von diesem Gelände auf dem man sich in die Vorkriegszeit versetzt fühlte, bestiegen wir den Zug und ab ging’s durch kleine, schmucke Dörfer, durch ländliche Gegenden, wo ab und zu eine Kuh am grasen war oder dicke Schweine unter den Bäumen ruhten. Rumänien pur! Dieser Zug fährt nicht oft, so freuten sich auch die Bewohner der Dörfer, die Automobilisten und Fussgänger am vorbeiziehenden Dampfzüglein. Auf der rechten Seite tauchte plötzliche in grosser offener Markt auf; ein echter Zigeunermarkt. Unmengen von Kleidern wurden da zum Verkauf angeboten. Da hätte ich wohl auch meine Kleider und Schuhe gefunden die ich im letzten Jahr in die Kleidersammlung gegeben hatte.

Wie gesagt fährt der Zug nur selten und da musste halt auch die Strasse für uns gesperrt werden. Gar nicht so einfach das mit einer Ampel zu organisieren deren Batterie nicht mehr funktionierte. Aber alles kein Problem für die rumänische Polizei. Schnell wurde die Batterie der Ampel mit dem Überbrückungskabel vom Polizeiauto aus kurz geladen, in der Zwischenzeit schrieb der Polizist seelenruhig einige SMS am Steuer seines Autos und schon funktionierte die Ampel wieder. Von freudigen Autohupen und begeisterten Zuschauern begleitet koppelte die Lok um und zurück ging die Fahrt. Am Bahnhof von Criscior kamen wir allerdings mit nur einem Wagen an, der zweite Wagen war unterwegs, zu unserer grossen Belustigung, entgleist und wir mussten in den vorderen Wagen umsteigen. Welche Freude und welches Gelächter! Für mich, und für viele andere Teilnehmer war diese Bahnfahrt das absolute non plus ultra. So etwas erlebt man nur in Rumänien.

Während dem anschliessenden Aufenthalt in Brad, einer typisch rumänischen Stadt ohne jeglichen Touristen, durften wir gar noch teilnehmen an der Heldenfeier und man erlaubten uns die Militärparade und die Ehrung der Helden zu fotografieren.

 

Die Strasse nach Oraeda war auch Rumänien pur. Laut Ioan war hier die EU zu Ende. Oft fragte ich mich, ob das nun wirklich die Hauptstrasse war oder ob wir irgendwo auf kleinen holprigen Nebenstrassen gelandet waren. Aber irgendwie passte auch diese Strasse zum heutigen Rumänien authentischen Tag.

In der Grenzstadt Oraeda mussten wir uns von unserem rumänischen Reiseleiter Ioan verabschieden und kamen dann an den rumänisch-ungarischen Zoll. Weiter ging die Fahrt zu unserem Übernachtungsort in Ungarn, bevor wir am kommenden Tag nach Wien fuhren und dort noch etwas Zeit hatten, die Gegend um den Stephansdom zu besichtigen bevor wir im Hotel ein typisches Wiener Nachtessen serviert bekamen: Wienerschnitzel mit Kartoffelsalat und Apfelstrudel mit Vanillesauce.

 

So ging diese tolle Reise zu Ende. Ich bin sicher, dass alle Teilnehmer überwältigt und überrascht waren was Rumänien zu bieten hat; wunderschöne Landschaften, sehr gastfreundliche Leute, eine grosse Geschichte und viele Sehenswürdigkeiten.

 

Ein herzliches Dankeschön dieser grossartigen Gruppe, die neugierig war dieses unbekannte und oft verkannte Land selber zu besuchen. Ich werde euren Humor, euer Lachen und euren Witz vermissen! Ebenfalls ein grosses Danke dem herzlichen Reiseführer Ioan und natürlich unserem hervorragenden Chauffeur Marius für seine Fahrt durch dieses Land mit den oft holprigen Strassen. Auch er war absolut begeistert von Rumänien.

 

Ich freue mich schon auf die hoffentlich nächste Reise nach Rumänien und hoffe, auch dann wieder eine so tolle Gruppe begleiten zu dürfen. Es war super mit Euch!

 

Herzlich,

Eure Reiseleiterin

Heidi

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