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Frühling im Piemont

Bericht vom 10. – 13. Mai 2018 | Bus Nummer 22                             

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„Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem einzigen Schritt“  . Laotse

 

Heute bin ich seit langem wieder mit einem Zerzuben Doppelstöcker Bus unterwegs. Ich freue mich ganz besonders auf diese Reise, denn sie führt uns ins Piemont, wo ich schon seit gut 20 Jahren meine zweite Heimat gefunden habe.

Unsere Reise mit Chauffeur Paul Steiner beginnt in Thun, Richtung Bern, Aarau, Zürich…bis ich dann in Sargans alle meine 59 Gäste eingeladen habe. Ein bunt durchmischtes Publikum; fast einen ganzen Gemeinderat samt Gemeindepräsidentin aus dem Appenzell und eine siebenköpfige Familie aus der Nähe von Winterthur. So junge Reisende habe ich selten auf meinem Bus, doch das freut mich ganz besonders und bringt frischen Wind in unsere Gruppe.

Es ist das Pfingstwochenende, doch unsere Reise ist via San Bernardino geplant; also sollten wir keinen Stau haben. Zu früh gefreut. Es gibt noch viele andere Reisende, die sich ebenfalls für die San Bernardino Route entschieden haben. Unser Chauffeur kennt natürlich alle Strassen und so fährt er einen Abschnitt der Hinterrheinschlucht zwischen Thusis und Zillis , die Via Mala und wir umfahren einfach den Stau und  kommen gut voran.

Schon befinden wir uns in der bekannten Po Ebene im Piemont, genauer gesagt in den Provinzen Vercelli und Novara und können das riesige Reisanbaugebiet bestaunen, wo rund ein Drittel der europäischen Reisproduktion entsteht.

Leider scheint der Verkehr es heute nicht so gut mit uns zu meinen. Als wir an der Stadt Turin vorbeifahren, ist genau Feierabendverkehr, doch meine Gäste nehmen dies locker und bringen sich mit einem „Glaesli Fendant“ oder einem Bier in die richtige Ferienstimmung.

Abends werden im Hotel „Gelsi“ mit  feinen „Agnolotti“ und „Brasato“ in die typisch piemontesiche Küche eingeführt.

Am nächsten Morgen steht ein Ausflug in das so bekannte „Langhegebiet“ auf dem Programm.

Wer kennt schon nicht den weissen Trueffel aus Alba und den dazugehörigen Wein „Barolo“? Oder Nutella und Ferrero Küsschen? Hier ist nach wie vor das weltbekannte Familienunternehmen „Ferrero“ zu Hause und stellt mit den aus der Region stammenden Haselnüssen diese herrlichen Köstlichkeiten her.

Wir treffen auf unsere Reiseleiterinnen Susanne und Silvia und teilen uns in zwei Gruppen, um die kleine mittelalterliche Stadt Alba, die Stadt der hundert Türme besser kennen zu lernen. Es sind nicht mehr ganz so viele Türme übrig geblieben, doch wir treffen auf wunderschöne Plätze und imposante Kirchen. Zu ihnen gehört sicherlich der Dom San Lorenzo mit seinem Glockenturm aus dem 12. Jahrhundert. Es soll der höchste Glockenturm im Piemont sein. Der heute noch besterhaltene Turm ist der Torre di Casa Chiarlone in der Via Calissano.

Es ist aber auch Freizeit und Shopping angesagt. Die Fußgängerzone in via Vittorio Emanuele durchquert das historische Zentrum und es befinden sich hier auch zahlreiche Boutiquen für meine Damen. Wer kann schon der italienischen Mode widerstehen?

In vielen gemütlichen Cafés und Enotheken können meine Gäste etwas verweilen und eine Kleinigkeit essen, bis wir uns dann nach dem Mittagessen wieder treffen.

Während einer wunderschönen Fahrt über die Weinhügel lernen wir auch noch andere regionale Weine wie den Barbera, Barbaresco, Dolcetto und Nebbiolo kennen, die ebenfalls in dieser Region zu Hause sind. Ein kurzer Besuch im Dorf Barolo und dann geht’s zu der von meinen Männern lang ersehnten Weinprobe.

Wir werden durch den Weinkeller geführt und sehen uns einen kleinen Film über das seit vielen Jahren familienbetriebene Weingut an. Sehr interessant wie seit vielen Generationen die Tradition des Weinanbaus weitergeben wurde. Dann geht es zu der Weinverköstigung mit einem kleinen Imbiss.  Ein paar meiner Gäste können den Weinbauer dazu bewegen, uns auch etwas von dem teuren Tropfen Barolo auszuschenken. Die Folgen bleiben nicht aus. Die Wenigsten konnten da widerstehen und Chauffeur Paul hat alle Hände voll zu tun, den edlen gekauften Tropfen im Bus zu verstauen.

Am nächsten Tag führt unsere Reise in die Hauptstadt des Piemonts, Turin.

Alle bekommen von mir einen Stadtplan, denn heute sind meine Gäste auf sich alleine gestellt. Während der einstündigen Fahrt versuche ich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu erklären und meinen Gästen ein paar Tipps zu geben, wie sie ihren Tag in der viertgrößten Stadt Italiens am besten gestalten können. Denn Turin ist ganz und gar nicht nur die Industriestadt, die durch den Autokonzern Fiat bekannt geworden ist. Weit gefehlt! Sie wird von vielen unterschätzt; war sie doch für eine kurze Zeit auch Hauptstadt Italiens. Durch den Einfluss und die Herrschaft der Savoyer bis ins Jahr 1946 hat die Stadt viele prachtvolle Bauten zu bieten:

Der Königspalast Palazzo Reale im Stadtzentrum, die Veneria Reale mit seinen prachtvollen Gärten, das weltweit zweitgrößte ägyptische Museum, den Dom San Giovanni Battista mit dem Grabtuch und das Wahrzeichen der Stadt, die Mole Antonelliana, wo man mit einem gläsernen Aufzug hinauffahren und die Aussicht über die ganze Stadt genießen kann. Natürlich nicht zu vergessen die zwei wichtigsten Plätze in Turin, die Piazza San Carlo und die Piazza Vittorio Veneto, wo mit Strassencafe’s übersähet sind und man Stunden damit verbringen kann, den modebewussten Italiener/innen nachzuschauen.

Nirgends sonst kann man so lange trockenen Fußes unter Arkaden bummeln wie hier. Das beweist sich heute von Vorteil, denn am Nachmittag werden wir von einem kräftigen Regenguss überrascht, doch nach etwa einer dreiviertel Stunde wieder schönster Sonnenschein.

Wer es ganz gemütlich angehen will, kann sich auch von dem roten hopp on, hopp off Touristenbus herumfahren lassen. Es gibt also zahlreiche Möglichkeiten, die Stadt auf eigene Faust zu entdecken.

Als wir uns am frühen Abend wieder auf der „piazza Castello“ treffen, gibt es auf der Rückfahrt ins Hotel viel zu erzählen. Leider heißt es schon wieder Koffer packen, denn unsere kurzer Ausflug ins Piemont geht schon zu Ende.

Doch eine kleine Überraschung erwartet uns beim Abendessen noch. Unser Geburtstagskind Franca mit ihrem Mann laden uns alle zu einem Glas Prosecco und Moscato ein, um mit ihnen auf den Geburtstag anzustoßen. So gastfreundlich sind halt nur die Italiener!

Salute!  (Gesundheit!)

Das wünsche ich Franca und natürlich all meinen lieben Gästen, die mir die Reise in meine zweite Heimat zu einer lieben Erinnerung werden ließen.

„Spuren verschwinden, Erinnerungen halten ewig.“

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