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Hurtigruten & Polarlichter

Bericht vom 14. – 25. Dezember 2018

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Hurtigruten & Polarlichter

Norwegen, das Land der Mitternachtssonne und der Polarnächte. Wir Schweizer haben Norwegen schon lange als traumhaftes Reiseland entdeckt. Polarlichter, ein Lichtzauber, den man nur im Winter in der dunkelsten Zeit im Norden sehen kann, sind zu einer touristischen Attraktion geworden, wie die Mitternachtssonne, das wissen auch die mit mir reisenden Gäste von car-tours Reisen.

Von Zürich fliegen wir via Amsterdam direkt nach Bergen. Der Anflug auf Bergen ist allein schon die Reise wert, Bergen, die Königin der Fjorde, umgeben von sieben Bergen und sieben Fjorden. Unser zweiter Höhepunkt, kein Regen in der Stadt, die weniger schmeichelhaft auch als „Tränensack der Nation“ bekannt ist. Die Bergener selbst sagen, dass die Stadt so wunderschön sei, dass sie oft gewaschen werden müsse. Die Nacht hat die Stadt bereits eingehüllt, wodurch wir Bergen auf unserer Stadtbesichtigung von der weihnächtlichen Seite kennen lernen. Der Weihnachtsmarkt ist eine Neuheit, über den sich die Bergener erst seit zwei Jahren freuen können. Auf der Rundfahrt besuchen wir selbstverständlich auch Brygge, die ehemalige Stadt der deutschen Kaufleute mit seinen stilvollen Holzhäusern, die unter dem Schutz der Unesco steht.

Dann aber ruft unser Postschiff. Alles geht sehr zügig, Bordkarten verteilen, Kabinenbezug und zu unserem ersten Abendessen in Form eines leckeren Büffet. 22.30 h heisst es Leinen los während wir auf Deck 8 stehen, voller Vorfreude auf das was kommen mag, die einen mit einem Glas Champagner in der Hand, um uns das erste Mal von Bergen zu verabschieden.

Bergen, unser südlichster Punkt, liegt auf dem 60. Breitengrad, auf derselben Höhe wie die Südspitze von Grönland und unser nördlichstes Ziel, das Nordkap, erreichen wir in sechs Tagen.

Norvegen, abgeleitet von Norvegr, bedeutet nichts anderes als der Weg nach Norden und auf diesen Weg machen wir uns nun. 12 Tage werden wir unterwegs sein, Tag und Nacht, bei jedem Wetter, von Bergen bis nach Kirkenes an der russischen Grenze – von Süden nach Norden und von Norden nach Süden. 4649  km warten auf uns und wir werden in jeder Richtung 34 Häfen anfahren zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Eine Entdeckungsreise entlang Norwegens Küste. Die Westküste mit seinen zahllosen Inseln und Schären. Es gibt ungefähr 150 000 Inseln und mit dem Postschiff fahren wir mitten durch diesen Insel- und Schärengarten und ich denke mir, wenn nur der Kapitän weiss, wo es lang geht. Grössere Kreuzfahrtschiffe können viele Fjorde und Sunde nicht befahren weil sie zu gross und zu tief sind. Ich denke da an den Risøy-Kanal, eine seichte Meerenge, der uns zu den Lofoten bringt, hat eine Tiefe von lediglich 7 Metern und unser Schiff einen Tiefgang von 5 Metern.

Je mehr wir nach Norden vordringen, desto karger wird die Landschaft, und wir sehen die ersten Berge, die von Schnee bedeckt sind. Kleine Fischerdörfer entlang der Ufern des Festlandes und der Inseln, und wir fragen uns, wie Menschen hier leben können. Für unsere Vorstellungen muss das Leben hier eine echte Herausforderung sein. Hier zu leben können wir uns nicht vorstellen. Nachbarhilfe ist hier seit Jahrhunderten kein leeres Versprechen. Inzwischen ist Norwegen zu einem modernen Wohlfahrtsstaat avanciert, wo es auch in den abgelegensten Gebieten an nichts fehlt, selbst medizinische Versorgung ist auf den entlegensten Inseln garantiert. Die Art des Reisens an Bord eines Hurtigrutenschiffes in sich ist ein Highlight – gemütliches, aber stetiges Vorankommen und wunderbare Ausblicke auf die norwegische Küstenlandschaft, die an einem vorbeizieht. LICHT ist der Höhepunkt jeder Norwegen Reise, sei es im Sommer wie im Winter. Das Licht ist anders als bei uns, stimmungsvoll, unbeschreiblich, man muss es gesehen haben.

Wir sind uns alle bewusst, dass wir in der dunklen Jahreszeit unterwegs sind und eine berechtigte Frage ist zweifelllos: Ja sieht man denn überhaupt etwas ? Erstaunlicherweise ja. Die Norweger sind Weltmeister im Licht brennen lassen, alle Städte sind so hell wie möglich beleuchtet. Wenn der November kommt, werden Cafés und Restaurants, die heimischen Wohnzimmer und sogar der Arbeitsplatz von Lampen aller Art und Kerzen erleuchtet. Vorhänge kennen die Norweger lediglich als Dekoration, die Sicht in die Wohnstuben ist frei. Wann immer es Tageslicht gibt, soll es in die Behausungen dringen können.

Die Polarnacht bedeutet keineswegs absolute Dunkelheit, sondern vielmehr eine Zeit voller bunter Farben und weichem, indirektem Licht. Selbst während der dunkelsten Perioden gibt es für einige Stunden etwas Licht, wenn die Sonne eben so unter dem Horizont hervorblinzelt, aber nie richtig aufgeht. An den längeren „Tagen“ der Polarnacht, im November und Januar, ist der Himmel bis zu sechs Stunden von den Farben des Sonnenauf- oder -untergangs erfüllt. Fantastische Stimmungsbilder offenbaren sich in dieser Zeit. Je nach Breitengrad haben wir Licht zwischen 09.30 h bis 15.00h. Man sollte darauf achten, diese Zeit gezielt zu nutzen. Polarnacht, arktisches Licht oder auch bekannt als die „blaue Zeit“, ein Ausdruck, der die Farbenpracht dieser Periode hervorhebt. Man bewundert den sanften blauen Schimmer, der sich über alles legt, und man empfindet das Licht als gemütlich und nicht als dunkel.

Bei uns versuchen die Menschen erfahrungsgemäß, einfach nur die Dunkelheit des Winters zu überstehen, während sie auf hellere, fröhlichere Jahreszeiten warten. Hier im Norden Norwegens ist das anders. Die Einheimischen freuen sich auf den Winter, sie sind positiv dem Winter gegenüber eingestellt. Anstatt sich mit einem kollektiven Gemurre über das kalte Wetter und den Schnee zu begrüßen, wie es bei uns üblich ist, kommen Norweger auf Skiern oder zu Fuß durch den Schnee zu Verabredungen, erfrischt und belebt durch die eisige Kälte. Der Winter ist die gemütliche Zeit für die Einheimischen in den Städten wie in den Fischerdörfern. Die Leute haben mehr Zeit füreinander und geniessen das.

Unser Zuhause für die kommenden 12 Tage ist die MS Finnmarken, eines der 11 Schiffe, die die Postschiffroute, bekannt als Hurtigrute, bedient. Die Norweger nennen sie „hüürtirüüte“ übersetzt  als die „schnelle Route,“ denn als die legendäre Hurtigrute vor 125 Jahren mit ihrem regelmässigen Dienst als Post-, Fracht- und Passagierschiff entlang der norwegischen Küste anfing, lieferte  sie die schnellste Schiffsverbindung.

Die MS Finnmarken ist ein stattliches Schiff aber kein Kreuzfahrtschiff, kein schwimmender Palast, sondern übersichtlich und angenehm von der Grösse her. Man kann leicht Kontakte knüpfen, Zeit ist vorhanden, man trifft sich regelmässig, ohne speziell einen Treffpunkt auszumachen. Die Kabinen sind keine Wohnstuben aber verfügen über alles, was man benötigt und man schläft wunderbar, selbst mit allfälligen Nebengeräuschen beim Andocken des Schiffes. Viel Zeit verbringen wir sowieso nicht in der Kabine, der Tag spielt sich entweder an Deck oder an Land ab. Die MS Finnmarken bietet überall viel Platz zum Sitzen und Hinausschauen. Der schönste Aufenthaltsort ist zweifellos der Panoramasalon zuoberst auf Deck 8 ganz vorne. Grosszügig eingerichtet, mit vielen Sofastühlen und grosser Fensterfront, lädt er zum Verweilen ein. Der grosse Raum hat Ambiance mit seinen Lampen und Lämpchen und ist stimmungsvoll, „koselig“ – gemütlich, wie die Norweger es nennen. Ebenso auf Deck 4, wo sich der Hauptspeisesaal, eine Caffeteria, ein Kartenspielraum und die Bar befinden, gibt es viele Sitzplätze mit Tischchen den Fenster entlang, wie auch auf Deck 7. Und da sind selbstverständlich die Aussendecks, um die Landschaft auch mit allen Sinnen aufnehmen zu können. Warm gekleidet kann man auf Deck 5, dem Rundumdeck, spazieren, allenfalls gegen den Wind ankämpfend. Zulauf finden auch der geheizte Swimmingpool und die beiden Whirlpools auf dem Aussendeck 6.

Essen gehört auch zu den Lieblingsbeschäftigungen auf dem Schiff und die Verpflegung vom reichhaltigen Büffet bis servierten Menüs, liess keine Wünsche offen. Da schlägt jedes Fischliebhaberherz gleich einen Ton höher und für Desserliebhaber werden die 12 Tage zur Schlemmerreise.

Jeder von uns hat sich natürlich zu Hause schon mit der Frage auseinander gesetzt, was er wohl an Kleidung und Schuhen mitnehmen müsse. Norwegen hat eine extrem nördliche Lage und ist das nördlichst gelegene Land mit eisfreien Gewässern. Das Klima der Küste entlang ist überraschend mild. Nicht erstaunlich, dass alle grösseren Städte Norwegens am Meer liegen, denn im Inland sinken die Temperaturen schnell. Das warme Wasser des Golfstroms ist nämlich dafür verantwortlich, dass es hier im hohen Norden so ungewöhnlich warm ist, ansonsten würden hier wohl nur einige „Eskimos“ leben. Wir wollen nun nicht gleich vorgaukeln, dass man im Winter Karibiktemperaturen erlebt, aber unsere Mitreisenden haben es definitiv kälter erwartet, hingegen waren es uns vertraute Wintertemperaturen. Was den Unterschied ausmacht, ist der Wind, wenn er bläst, kann es einem schon um die Ohren ziehen, Am besten wickelt man sich in mehrere Lagen warmer Kleidung, um die kältesten Tagen draußen verbringen zu können. In Norwegen werden die Strassen nicht gesalzen, Schuhspikes sind ratsam. Auf dem Schiff selbst ist alles ungezwungen.

Eine Reise mit den legendären Hurtigrutenschiffen ist nicht einfach eine Schiffsreise. Obwohl sie die Funktion als Postschiff im eigentlichen Sinn verloren haben, da Norwegen heute ein modernes, reiches Land mit hervorragend ausgebauten Strassen, Brücken, Tunnels und Flughäfen ist, wird immer noch Fracht transportiert. 34 Häfen laufen wir an, jeder Hafen einmal auf der Nord- und auf der Südfahrt, das sind 68 Stopps. Transportiert wird so alles, von Sperrgut über  Baumaterial, Fischereiausrüstung, selbst frische Fische, pharmazeutische Sendungen und auch ab und zu Tiere. Es gibt auch Platz für eine bestimmte Anzahl an Fahrzeugen. Zum kurz Laden oder Entladen genügen oft 15 Minuten. Andere Aufenthalte dauern länger, der längste in Trondheim sechs Stunden.

Es ist ein Kommen und Gehen, an jedem Hafen steigen Leute hinzu und wieder aus. Es reisen auch erstaunlich viele Einheimische mit uns, meist nur kurze Strecken, manchmal nur für Stunden, manchmal mit Übernachtung an Bord. Für sie ist die Hurtigrute die schnellste und bequemste Art zu reisen.

Wann immer das Schiff in einem Hafen anlegt, kann man selbstverständlich an Land gehen, und davon machen wir fleissig Gebrauch. Dies kann man selbständig unternehmen, alles ist sehr unkompliziert und die meisten Ortschaften sind so klein, dass man keinen Stadtplan braucht. Man mischt sich unter die Einheimischen und macht sich so seine Gedanken über ihr Leben.

Auf den Hurtigruten Schiffen gibt es keine Unterhaltung in Form von Varieté-Shows und Tanzmusik. Seit 2018 verfügen alle Hurtigrutenschiffe über ein sogenanntes Expeditions Team mit Natur- und Kulturvermittler. Gibt es etwas Nennenswertes zu sehen, dann sind sie auf den Aussendecks und geben Erklärungen dazu ab. Wer interessiert ist, kann auch an Vorträge über Land und Leute, Geschichte und Geografie teilhaben und es werden auch einige Filme über Norwegen gezeigt. Auf unserer Reise wurden diese vom jungen, charismatischen Magnus präsentiert, mit viel Herzblut und Theatralik, er sang und übte norwegische Tänze mit uns und wurde von den Mitreisenden dafür heiss geliebt.

Dieses Expeditions Team verkauft auch die Hurtigruten Ausflüge, die je nach Jahreszeit ändern. Diese Ausflüge haben stolze norwegische Preise, aber damit muss man leben. Wir wollen das Land kennen lernen und erleben. Jeder kann vor Ort selbst entscheiden, aber, ein gutgemeinter Ratschlag, zögern sie nicht zulange, denn so mancher Gast entschied sich zu spät und verpasste den einen oder anderen Ausflug.

Das Angebot ist gross: Von Stadtbesichtigungen aller Art, Wikingerfest auf den Lofoten, den Winterabenteuern wie Schneeschuhlaufen, Langlaufen, Hundeschlittenfahrten, Schneescooter Fahrten, eine davon selbst nach Mitternacht, Besuch eines Eishotels oder Fischerdorfes, Nachtritt mit Isländerpferden auf den Lofoten, Busfahrt über die Vesterålen Inseln, etc. Bei einigen Ausflügen steigt man in einem Hafen aus und in einem anderen Hafen trifft man wieder auf das Hurtigrutenschiff. Eisbaden ist gratis!

ALESUND

Gleich am 2. Tag mittags noch mit gutem Licht, wunderschönes Städtchen im Jugendstil und ein absolutes Muss für gute Fussgänger (gute 400 bequeme Stufen) ist der fantastische Ausblick vom Aksla Berg.

TRONDHEIM

Eine geschichtlich äusserst interessante Stadt. Die ehemalige Königstadt Norwegens, kurz nach dem 1. Jahrtausend wurde hier ein erschlagener Wikingerkönig begraben, der zum Christentum übergetreten war – es war König Olav Haraldson. Zu Lebzeiten nannten sie ihn den Dicken, später den Heiligen, weil an seinem Grab Wunder über Wunder bezeugt wurden und überhaupt hatte er den Norwegern das Christentum nahegebracht. Zum Dank wurde der Nidarosdom über seiner Grabstätte erbaut, der im Laufe der Jahrhunderte immer grösser wurde. Er ist Krönungs- und Beerdigungskirche der norwegischen Könige. Diesen Dom haben wir natürlich alle besucht.

Auf unserer Weiterfahrt  mit dem Schiff kommen wir ganz nah am Kjeungskjæ Leuchtturm vorbei, dem wohl spektakulärsten Leuchtturm Norwegens. Er steht unter Denkmalschutz.

POLARKREIS

Am vierten Tag überqueren wir frühmorgens den Polarkreis –  die magische Zahl des 66.33 Breitengrads wird durch eine Weltkugel auf einer kleinen unbewohnten Insel symbolisch bezeichnet.  Nun sind wir in das Gebiet der Polarnächte vorgedrungen. Während der Polarnacht ist die Sonne mehrere Tage bis Monate nicht direkt zu sehen. Der Polarkreis ist der Ort an dem die Sonne am 21. Dezember, dem längsten Tag des Jahres, nicht mehr aufgeht.

Nord bzw Neptun, der König der Meere, besucht uns persönlich auf Deck. Es könnte eher unser Kulturvermittler Magnus gewesen sein, der uns kostümiert eine theaterreife Aufführung liefert und mit Hilfe des Kapitäns die Eiswassertaufe vornimmt, die er sicherlich am meisten geniesst.

Auf der Südfahrt ging es dann weniger kalt zu. Als wir das zweite Mal den Polarkreis überqueren,  verschenkt der Kapitän grosszügig eine norwegische Delikatesse, Kabeljauleber in flüssiger Form, uns allen aus der Kindheit bekannt als Lebertran. Die Tapferen dürfen dann auch den Hurtigruten  signierten Löffel als Andenken behalten. Ein Ehepaar unserer Gruppe brachte es auf 6 Löffel. Spätabends ging es durch den engen Raftsund mit seinen wie von einem Zuckerguss bedeckten  Bergen die im Vollmond hell schimmerten. Vom Raftsund zweigt auch der bekannte Trollfjord ab, weshalb wir gegen Mitternacht auf dem Aussendeck eine heisse Trollsuppe serviert bekommen.

POLARLICHTER

Plötzlich über dem Himmel aufflammenden Lichter, gehört zu den beeindruckendsten Naturphänomenen überhaupt. Sie werden auch Nordlichter genannt weil sie in der Regel nur in den Nordregionen unserer Weltkugel wahrzunehmen sind.

Das Wetterspektakel im Norden, auf das alle an Bord ungeduldig warten. Einmal über dem Polarkreis befinden wir uns in der Nordlicht-Zone. Nordnorwegen gilt zwar als bester Ort, um Polarlichter zu sehen, aber nur bei wolkenlosem Himmel und bei entsprechender Sonnenaktivität.  Es gibt keine Garantie, Nordlichter sind launisch, mal tauchen sie auf, mal nicht. Unsere Gruppe hat immenses Glück und mehrmals werden wir über Lautsprecher aufgefordert, uns rasch auf die Aussendecks zu begeben um dieses mysteriöse Lichtspiel zu beobachten. Die Lichter sind jedes Mal anders, einmal dauern sie länger, einmal kürzer, einmal präsentieren sie sich intensiver dann wieder schwächer – effektiv können unsere Augen die Farben weniger gut erkennen als die gute Linse eines Fotoapparates. Meistens sind sie grün, manche laufen dann in Rot oder Lila aus. Dieser Sonnenwind präsentiert sich teils wie Laserstrahlen in verschiedenen Farbbündeln, einige tanzen über den Himmel, andere hängen wie Vorhänge am Horizont oder sind einfach nur ein langer gerader Streifen oder ein Schal im Wind. Jedes Mal ist es ein unvergessliches Spektakel. Die einfachen Völker des Nordens sahen sie als Wunder, einige fürchteten sich auch vor ihnen. Im Mittelalter sah man die Nordlichter als Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüche, als Vorboten von Kriegen, als göttliche Hilfe für Fischer, oder als tanzende Götter, etc. An der Westküste Norwegens glaubte man, alte Jungfern würden zum Nordlicht auffahren und daher kommt wohl der Ausspruch „ sie ist so alt, dass sie bald zum Nordlicht gehen wird“

TROMSO

Gilt als Eingangstor zur Arktis, denn es war der Ausgangspunkt viele berühmte Polarforscher.

Die Ankunft in Tromsø ist sensationell, obwohl es bereits um 14.00 h dunkel ist. Dank dem Vollmond können wir das Gebirge hinter der Stadt klar erkennen, die Eismeerkathedrale ist hell erleuchtet, erinnert von weitem an Eisschollen und auch die Bergbahn auf den Hausberg Fjellheisen ist klar zu erkennen. Tromsø ist eine winzige Insel, in etwa so groß wie Manhattan, beherbergt gut 70.000 Einwohner und ist damit die zweitgrößte Stadt nördlich des Polarkreises (die größte ist Murmansk in Russland). Ein spezielles Erlebnis ist das Mitternachtskonzert in der Eismeerkathedrale auf der Rückfahrt, das sich unsere Gäste nicht entgehen lassen.

LOFOTEN UND VESTERALEN

Wir legen an mehreren Häfen dieser beiden wohl bekanntesten Inselgruppen an. Spektakuläre Inselgebirge, durchschnitten von unzähligen Fjorden, Heimat der Wikinger und des Stockfisches, von dem einst tausende von Lofotfischern im Winter lebten. Einige von uns fahren ein Zwischenstück mit dem Bus über Land.

NORDKAP – DACH EUROPAS

Der Hafen befindet sich in Honningsvag im Süden der Insel Magerøya. Das Nordkap befindet sich 35 km im Norden der Insel. Man braucht also ein Fahrzeug, um da hin zu kommen. Wenn es viel Schnee hat, dann räumt ein Scheepflug die letzten Kilometer zum Nordkap frei.

Wir hatten traumhaftes Wetter, wolkenfreien Himmel; die Fahrt hinauf war magisch bei dem arktischen Licht, auf der einen Seite Sonnenuntergang, auf der anderen Sterne und fast Vollmond.

Zu dieser Zeit sind wir praktisch die einzigen Leute am Nordkap, keine Heerscharen von Touristen, durch die man sich zu den Aussichtspunkten durchkämpfen muss, wie im Sommer. Herrlich angenehm auch im Inneren der Nordkapphallen, ruhig und stressfrei.

KIRKENES

Kann etwas kälter sein, da es sich dem Einfluss des Golfstroms entzieht. Kirkenes ist ein ruhiger Wohnort aufgrund seiner Lage, nur 7 Kilometer von der russischen Grenze entfernt, und an der Nordostpassage gelegen, definitiv aber interessant. Einst war es beängstigend, so nahe an der russischen Grenze zu wohnen, heute komme Russen, um hier einzukaufen. Irgendwie lustig anmutend ist auch die Tatsache, dass wir bei Dunkelheit zu Mittag essen.

Natürlich gäbe es noch vieles über schöne und sehenswerte Orte unserer Reise zu erzählen, Orte die uns unbekannt sind aber nicht weniger interessant, aber das  soll man sich am besten selber ansehen. Das schöne an einer Hurtigruten Reise ist auch dass wir uns auf einem norwegischen Schiff mit norwegischer Crew und vielen Einheimischen uns an Norwegens Küste befinden. Die Norweger sind zwar etwas zurückhaltend aber sehr freundlich und professionell in ihrer Arbeit. Wenn die Restaurantsmannschaft jedoch mit Fähnchen in der Hand singend durch den Speisesaal zieht, um eines Gastes Geburtstag zu würdigen, dann lachen ihre Gesichter.

Weihnachten – in Norwegen kennt man keinen Weihnachtsmann und Rudolf mit der roten Nase und die Rentiere sind reine Erfindung der Amerikaner. In Norwegen sind, wie für alles, die Trolle zuständig, auch für Weihnachten oder Jule, wie sie hier genannt wird. In diesem Fall ist es Nisse, der Name ist eine Ableitung vom Namen Niels, der dänischen Form für Nikolaus. Ein Troll,  mit einem weißen Bart, der eine rote Mütze trägt!

Der Julenisse hilft dem Weihnachtsmann beim Erstellen der Geschenke und erwartet als Gegenleistung von den Menschen, dass er während der Adventszeit mit Milchreis versorgt wird. Julenisse hängte am Weihnachtstag an unsere Kabinentüren ein wunderschönes Buch über die MS Finnmarken und wir danken ihm herzlich für diese in Buchform festgehaltenen, unvergesslichen Erinnerungen.

Am Schluss kann ich nur sagen, die ganze Gruppe ist sich einig, es ist eine aussergewöhnliche Reise und wir haben mehr erlebt und gesehen als erwartet. Es ist eine echte Erholungsreise, eine Entschleunigungsreise. Man fühlt sich jeden Tag der Reise entspannter, fühlt sich ruhig und sorgenfrei, der Alltag und das Zuhause sind weit weg. Man fühlt sich rundum zufrieden, und dafür werde ich als Reiseleiterin auch noch bezahlt – bitte erzählen Sie es nicht meinem Chef !

Veronika Haltinner

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