Advent der Lichter in Amsterdam
Es berichtet für Sie unser Reiseleiter
Pedro Lipp
Der Weg ist das Ziel
Wie wurdest Du Reiseleiter?
Ich habe an einer höheren Fachschule Tourismus studiert. Ich wollte schon immer die weite Welt entdecken. Nun bin ich seit 1986 im Tourismus auf allen Kontinenten tätig, teilweise auch stationär. So war ich z.B. auch Clubchef für einen Sportreiseveranstalter.
Welche Eigenschaften braucht es, um diesen Beruf professionell auszuüben?
Für mich sind das wichtigste die vier grossen M: Man Muss Menschen Mögen. Dazu sind Organisationstalent, Troubleshooting in allen Situationen und Kommunikationsfähigkeiten sehr wichtig.
Was sind Deine liebsten Reiseziele als Reiseleiter?
Eigentlich mag ich die ganze Welt. Ich freue mich auf jede Reise. Wenn ich aber etwas hervorheben muss, sind es die exotischen noch zu entdeckenden Reiseziele und der hohe Norden.
Was macht eine car-tours-Reise aus?
car-tours Reisen sind sehr gut organisierte Reisen mit super Cars – bequem ab der Schweiz nach ganz Europa bis hoch zum Nordkap. Wir Reiseleiter sind immer darauf aus, dem Gast noch mehr zu geben, als ihm versprochen wurde.
Verreist Du auch in den eigenen Ferien? Wenn Ja, wohin?
Sehr gerne bleibe ich zu Hause in den Bergen. Ich bin aus Graubünden und wohne im Glarnerland. Aber wenn ich verreise, dann tue ich das mit meinem 15jährigen Sohn. Wir machen gerne sehr sportliche Ferien in einem Clubhotel, wo die Sonne scheint.
Advent der Lichter im Amsterdam
Von Sargans bis Basel sind es über 900 Kilometer. Ich wundere mich immer wie gelassen die meisten unserer Gäste diese Distanzen nehmen. Liegt es am komfortablen Bus, an den sanften Fahrkünsten unserer Fahrer oder vielleicht sogar an meinem Service von Soft Drinks, Bier und Wein bis zu Nespresso à la George Clooney? Durch Frankreich, das flächenmässig grösste Land der Europäischen Union und durch die Benelux Staaten Luxemburg und Belgien geht es in die Niederlande. So heisst das Land eigentlich. Holland ist nur ein Teil davon. Von Raststätten mit Restaurant ist diese Strecke nicht wirklich reich beglückt. Unser geplante Mittagsstopp fällt aus, da die Raststätte in Renovation ist. Okay, warten wir auf die nächste. Und das dauert. Da kommt einfach nichts mehr für gefühlte Stunden. In solchen Momenten leide ich keinen Hunger. Denn da hoffe ich einfach, dass die Gäste nicht «grantig» werden. Als Familienvater weiss ich sehr wohl, was Hunger bewirken kann. Aber meine Car-tours Gäste nehmen es locker. Sogar noch mehr: Zu meinem Erstaunen zeigen sie humorvolle Flexibilität als wir tatsächlich Mittagspause in einem riesigen McDonalds einlegen müssen. Denn es wird noch krasser: Die Bestellung muss an einem Automaten selbst eingegeben werden.
Am nächsten Tag besuchen wir also Amsterdam. Eine Stadt wie Venedig, einfach im Norden. Die Kanäle heissen hier Grachten. Die Holländer sagen «Chrachten». Die können das fast besser als die Deutsch-Schweizer. Wir fahren und spazieren. Die Fahrräder sind die Chefs auf der Strasse hier. Man hört sie nicht, ausser die wichtige Glocke, und sie fahren da wo wir gehen. Also eigentlich gäbe es schon zwei Spuren, aber dass man sich das Trottoir mit den Velos teilt, daran sind sich die Schweizer nicht gewohnt. Velos überall, auch hängend geparkt an den Geländern der unzähligen Brücken. Am Abend geht’s auf die Grachtenfahrt mit zwei Booten. Eine Grachtenfahrt bei Dunkelheit und spezieller Route um die Kunstwerke des Lichterfestivals zu sehen. Es regnet und wir geniessen den Glühwein im Boot und die Oliebollen, das sind holländische Õlkrapfen. Fast mehr als die Lichterskulpturen interessieren uns die vielen Hausboote, deren Bewohner sich offenbar nichts draus machen, dass wir ihnen direkt in die Stube blicken. So ein Hausboot ist toll, denke ich. Wenn dir der Nachbar nicht mehr passt, dann löst du die Leine, am besten seine. Die meisten Hausboote sind aber gar nicht mehr manövrierfähig. Sie bleiben immer am gleichen Ort, haben den Standplatz auf lange Zeit gemietet.
Blauer Himmel und Sonnenschein erwartet uns am nächsten Tag in Nord-Holland fast überall, ausser bei der Käserei bei Edam. Da regnet es in Strömen. Wir lassen uns den Käse erklären und dürfen probieren. Unendlich die vielen Geschmacksorten, die angeboten werden. Knoblauch, Bärlauch, Chilli, geräuchert, Trüffel usw. Ich nehme einen geräucherten Jalapeño Käse mit nach Hause. Wirklich lecker. Übrigens, das ist gar kein Edamer, den wir bekommen. Es ist Gouda, ein anderer berühmter Käse aus Holland. Der Unterschied ist gemäss Käsereimitarbeiter nur die Verpackung. Der eine ist gewachst, der andere plastifiziert. Weiter geht’s ins schmucke Städtchen Edam. Auch hier finden wir wie in Amsterdam romantische Grachten und wegen der Absenkung des Bodens schiefe Reihenhäuser. Sehr verträumt geht es auch in Volendam und auf der Insel Marken zu und her. Auf der Schifffahrt folgen uns die Möwen. Der Propeller des Schiffs wirbelt fressbare Kleintiere an die Wasseroberfläche. Welch idyllische Szenerie präsentiert sich uns auf dem Spaziergang durch Marken. Zum Abendessen fahren wir nochmal jns Zentrum von Amsterdam. Natürlich muss auch das weltberühmte Red-Light-District besucht und bei den Coffee-Shops im Vorbeigehen tief eingeatmet werden. Denn in diesen Cafeterias gibt es nicht nur Kaffee. Die Legalisierung von Marihuana in kleinen Mengen hat in Amsterdam schon fast Tradition. War es nun das Eingeatmete, was unsere Gäste die lange Rückfahrt am nächsten Tag mit fast genussvoller Gelassenheit ertragen liess?
Euer Reiseleiter
Pedro Lipp