Zur Inhalts-ID springen

Advent in Dresden & Prag mit Viola Schärer

Bericht vom 5. – 8. Dezember 2022 | Bus Nummer 1                              

Weiterempfehlen / Teilen

Advent in Dresden & Prag

Mit einem erwartungsvollen Lächeln werde ich von den ersten Gästen früh am Morgen in Basel begrüsst. Der Doppelstock-Bus von der Firma Intertours, die im Auftrag von Zerzuben für car-tours.ch fährt, steht zum Einsteigen bereit.

Insgesamt sind wir 69 Gäste aus allen Ecken der Schweiz, eine bunt gemischte Gruppe, die sich nun auf dem Weg nach Dresden so langsam beschnuppert und kennenlernt. Vorweihnachtszeit, die Zeit der stimmungsvollen Adventsmärkte. Wir freuen uns auf vier erlebnisreiche Tage, auf den berühmten Striezelmarkt in Dresden und den Besuch der Weihnachtsmärkte in der Altstadt von Prag, der goldenen Stadt an der Moldau. Wir sind bereit und warm eingepackt.

Cédric, unser französisch sprechender Chauffeur kennt natürlich die deutschen Strassen und wir rollen flott voran! Oui Oui, Bonjour et ça va bien, wir verstehen uns prächtig und sind schon bald ein eingespieltes Team. Auch die Gäste sind begeistert von seinem sicheren Fahrstil. Immerhin, so ein Bus ist 14.30m lang, 4 Meter hoch und wiegt bis zu 26 Tonnen. Bin ich froh, sitz ich rechts am Mikrophon und nicht am Steuer. Kurz vor Dresden werden wir auf der Autobahn von Schneefall überrascht und schon beginnt beim Kaffeehalt eine Schneeballschlacht. An meiner Wurftechnik muss ich noch arbeiten, da gibt es Gäste mit mehr Zielsicherheit 😊. Wieder zurück im warmen Bus erreichen wir pünktlich zum Abendessen das Hotel Ramada by Wyndham**** in Dresden, nur etwa 20 Fahrminuten vom Stadtzentrum entfernt. Ein modernes Business Hotel mit einem eleganten Restaurant, wo wir freundlich vom Hotelpersonal empfangen werden. Das Buffet bietet von Salatbar über verschiedenen Hauptgängen bis zum Dessert eine grosse Auswahl an, ein richtiges Schlemmerbuffet. Gut gereist, gut gespeist und kurz darauf verziehen wir uns müde in unsere Zimmer, gute Nacht zusammen.

Guudn Morschn- werden wir tags darauf von Steffen, dem örtlichen Reiseleiter, auf echt «sächsisch» begrüsst. Er begleitet uns mit dem Bus zur Altstadt, dort wartet seine Kollegin, Susanne auf uns. Im Bus teilen wir uns in 2 Gruppen auf- Gruppe 1 wird mit den beiden Städteführern die Dresdner Altstadt besichtigen und sich anschliessend auf dem Striezelmarkt mit einem Glühwein aufwärmen. Gruppe 2 fährt mit dem Bus weiter zur Bäckerei Matzker, wo die bekannten Dresdner Weihnachtsstollen hergestellt werden. Im September beginnen die Bäcker schon mit ihrem Backwerk, damit die Stollen auch zeitgerecht zur Weihnachtszeit in die ganze Welt verschickt werden können. Es riecht so herrlich in der Konditorei und wir bekommen 3 verschieden Stollen zur Verkostung und dazu natürlich ein « Käffele». Die Striezel Stollen gefüllt mit Mohn munden uns sehr, davon nehmen wir gerne auch ein Stück mit nach Hause- im Kreis der Familie einen echten Dresdner Stollen zu essen, direkt importiert, so schmeckt er am besten.

Beide Gruppen wechseln sich ab und so lernen wir in kurzer Zeit viel über die Stadt und ihre Spezialitäten kennen. Dresden ist die Landeshauptstadt des Freistaates Sachsen und hat rund 560.000 Einwohner. Bekannteste Sehenswürdigkeiten der Stadt sind die Frauenkirche, die nach der Bombardierung im Jahre 1945 in den Jahren 1993 bis 2005 in ihrer originalen historischen Gestalt wiederaufgebaut wurde. Berühmt ist auch die Semperoper, eines der schönsten Theaterhäuser der Welt und der „Dresdner Zwinger“ mit den Galerien und Gärten. Das barocke Gebäude befindet sich mitten im Stadtzentrum nah an der Elbe. Aufgrund der vielen historischen Gebäuden, nennt man Dresden auch Elbflorenz. Steffen erklärt uns auch, weshalb es zu den dunklen Verfärbungen an den Fassaden der Gebäude aus Elbsandstein kommt. Der Grund sind die oxidierenden Mineralien im Sandstein. Mit den Jahren nimmt das ursprünglich helle, gelbe Gestein eine dunkelgraue bis schwarze Färbung an.

Zu dieser Jahreszeit ist aber der älteste Weihnachtsmarkt Deutschlands, der Striezelmarkt, das Highlight der Reise. Der erste Dresdner Striezelmarkt dauerte – sage und schreibe – einen einzigen Tag. Das war im Jahre 1434! Begleitet von weihnachtlichen Klängen schlendern wir entlang der hübsch geschmückten Buden, bestaunen das vielfältige Angebot der Holzschnitzereien aus dem Erzgebirge, die Plauener Spitze, Keramik aus dem schlesischen Teil Sachsens und den Weihnachtsbaumschmuck aus Thüringen. Einige lassen sich auch von dem herrlichen Zimtduft des Glühweins verführen. Der Weihnachtsmarkt ist übersichtlich und zu dieser Tageszeit auch noch nicht mit vielen Besuchern überlaufen und dass es kalt ist- nun das gehört dazu oder? Pünktlich um 15 Uhr kommt Cédric mit dem Bus und wir verabschieden uns schon wieder von Dresden- weiter geht’s, nach Prag in Tschechien. Eifrig wird gerechnet, in Tschechien sind die tschechischen Kronen die Landeswährung. 1CHF = ca. 25 CZK / 10 CHF= 250CZK.  Man kann mittlerweile in Prag auch mit Euro bezahlen, meist ist dann der Umrechnungskurs aber etwas höher. Ein Cappuccino kostet 60 CZK (2.50 CHF) und für 219 Kč bekommt man in einem traditionellen tschechischen Restaurant ein böhmisches Gericht wie z. Bsp.  200g Pilsner Rindgulasch, Semmel und Speckknödel, Kartoffelpuffer. Ach ja und was kostet denn ein Bier? In der Altstadt von Prag kostet es bis zu 80 CZK, in einer Kneipe außerhalb des Zentrums kostet es etwa 25 CZK. Bekannt ist das Pilsner Urquell, das seit 1842 in Pilsen produziert wird. Und natürlich das Budweiser, gebraut in der Brauerei Budvar in Budweis, die 1895 von tschechischen Bürgern gegründet wurde. Bier heisst auf Tschechisch « Pivo» und gilt als Nationalgetränk. Das Land hat viele jahrhundertealte Brauereien und verfügt über eine traditionsreiche und hochentwickelte Bierkultur. Allein in Prag werden über 30 kleine Biermarken produziert. Es gibt zudem auch ein Prager Biermuseum. Weltweit trinken die Menschen in Tschechien am meisten Bier, sagenhafte 140 Liter pro Einwohner pro Jahr.  Zum Vergleich trinkt der Schweizer laut Statistik 52.8 Liter Bier pro Jahr.

Na zdraví! – Zum Wohl!

 Während der 2-stündigen Fahrt von Dresden nach Prag dösen die meisten im Bus, es dunkelt mittlerweile ja auch schon früh ein und so ein Weihnachtsmarktbummel macht müde. Kurz nach der Grenze muss Cédric allerdings anhalten, um eine spezielle Box für die Autobahnvignette/ Gebühren zu kaufen. In einem Container hinter einer Tankstelle mitten auf einem LKW-Parkplatz befindet sich der Schalter für den Vignetten Verkauf. Die Dame verkauft uns etwas mürrisch das Gerät, tippt irgendwo, irgendwas in einen Computer und kassiert dann ein. Zurück im Bus bemerkt Cédric, dass das Gerät nicht funktioniert. Also wieder zurück zur Dame. Ja – super, nun hat sie ein Schild vor die Scheibe gestellt- PAUSE!!! Doch wir lassen uns nicht abweisen, schliesslich warten 69 Gäste auf die Weiterfahrt. Also tippt sie wieder auf die Tastatur am PC, wir wieder im Bus und noch immer geht nichts. Beim dritten Anlauf dann- die Dame kennt uns mittlerweile, klappt es endlich und das Gerät ist auf 3 Achsen programmiert.

Weiter geht’s – nach Prag ins Hotel NH Prague**** mitten im Zentrum der Stadt. Die Verzögerung hat uns etwa 30 Minuten gekostet. Direkt vor dem Hotel steigen wir aus, holen unsere Koffer und beziehen die Zimmer. Das Hotel ist sehr modern, mit grossen Zimmern und sehr komfortabel eingerichtet. Bei der Rezeption hat es die RED BAR, hier treffen sich die meisten Gäste abends noch zu einem Schlummertrunk, oder zur WM-Übertragung am Grossmonitor (am Dienstag war der Match Schweiz – Portugal 1:6, welche Katastrophe). Im Hotel befindet sich ein Frühstücksrestaurant, das Abendessen ist hingegen individuell. Nur etwa 5 Minuten zu Fuss vom Hotel gibt es zwei tschechische Restaurants mit typischen böhmischen Gerichten. 40 von unseren Gästen essen dort in dem Gewölbekeller und verbringen einen gemütlichen Abend. Andere Gäste fahren mit dem Tram in die Altstadt oder sie fahren mit dem «cable car» hoch ins Schwesternhotel, zum italienischen Restaurant Il Giardini Toscana mit einer Top Aussicht über die Stadt. Prag am Abend im Lichtermeer sieht aus wie ein Sternenhimmel, sehr eindrücklich und auch romantisch.

Am dritten Tag treffen wir uns alle in der Lobby mit Erica und Paula- den beiden lokalen Stadtführerinnen, die uns heute zu einem 3-stündigen Rundgang durch die goldene Stadt begleiten. Sie sprechen beide sehr gut deutsch- mit einem slawischen Akzent, der mir so gefällt und die beiden Damen so liebeswert macht. Mit dem Bus fahren wir hoch zur Prager Burg. Gegründet im 9. Jahrhundert wurde sie zum ständigen Sitz der tschechischen Herrscher und zuletzt auch der Präsidenten. Seit über 1000 Jahren ist die Prager Burg auf dem Berg Hradschin das politische und kulturelle Zentrum der Stadt. Es heißt, sie sei mit ihren drei Schlosshöfen das größte geschlossene Burgareal der Welt, insgesamt eine Fläche von 45 Hektar. Um in die Burganlage zu gelangen passieren wir die Sicherheit Kontrolle- wie am Flughafen. Vor dem Tor bewacht die Burggarde (tschechisch : Hradní stráž) die Anlage. Die Wachablösung findet von 5 – 23Uhr zu jeder vollen Stunde statt. Natürlich verziehen die Wachmänner keine Miene, als wir mit unseren Kameras und Handys ein Erinnerungsfoto knipsen. Ich fotografiere eine Dame aus unserer Gruppe zusammen mit einem der Soldaten und als wir uns bei ihm bedanken, blinzelt er mit einem Auge- er kann also doch sprechen- wir lachen ihm freundlich zu. Wieder sind wir in 2 Gruppen aufgeteilt und zu Fuss gehen wir von der Burg die Treppen hinunter zur berühmten Karlsbrücke. Auf der anderen Seite der Moldau befindet sich die Altstadt mit weiteren Sehenswürdigkeiten und natürlich auch mit den Weihnachtsmärkten.

Der älteste und bedeutendste Platz in Prag ist der Altstädter Ring (tschechisch: Staroměstské náměstí). Der Platz ist ganze 9.000 Quadratmeter groß!  Hier befindet sich das Altstädter Rathaus mit seiner astronomischen Uhr. Die Uhr zeigt verschiedene Zeiten an: die astronomische Zeit, die mitteleuropäische Zeit, die alt-tschechische und die babylonische Zeit. Die Prager Rathausuhr ist die einzige Uhr auf der ganzen Welt, die die babylonische Zeit anzeigt. Gegenüber befindet sich die Teynkirche. Sie wurde von Mitte des 14. bis Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut und ist einer der bedeutendsten gotischen Sakralbauten in Prag. Die beiden Türme, die Adam und Eva heißen, wurden erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts fertiggestellt. In der abendlichen Dunkelheit erscheint die Kirche mit den dunklen Türmen wie ein Disney Märchenschloss, oder doch eher wie Draculas Schloss? Wir sind uns nicht ganz einig.

In der Adventszeit befindet sich auf dem Platz hier der Weihnachtsmarkt, der größte und bekannteste Markt in ganz Böhmen. Er gilt sogar als einer der bekanntesten und schönsten Weihnachtsmärkte Europas. So stehts geschrieben, unseren Gästen gefiel der Dresdner Weihnachtsmarkt aber doch noch ein bisschen besser. Ein riesiger Weihnachtsbaum mit Tausenden Lichtern erhellt die Nacht und versetzt uns mit einem Lichtspiel, begleitet von Musik, in eine weihnächtliche Stimmung.

Nach der Stadtführung haben wir noch alle Zeit zur freien Verfügung. Die Gelegenheit nutzen einige Gäste um eine Besichtigungsschifffahrt auf der Moldau zu machen. 3 Gäste kaufen sich Konzertkarten für eine klassische musikalische Aufführung, fast zum halben Preis, Schnäppchen vor Ort. Oder man macht sich auf zum Shopping, isst danach auf dem Weihnachtsmarkt eine Klobása, eine typisch tschechische Wurst und dazu einen leckeren Trdelník” ein knusprigen Zucker-Zimt-Kringel oder wärmt sich mit einem Glühwein die klammen Finger. Ab und zu treffe ich auf einige der Gäste, lachend zeigen wir uns unsere Errungenschaften, ja so ein grosser Bus müssen wir doch mit Weihnachtsgeschenken füllen. Denn schon morgen fahren wir wieder zurück in die Schweiz, 4 Tage vergehen wie im Flug. In dieser kurzen Zeit haben wir viel gesehen, viel erlebt und ausprobiert und viel Neues erfahren. Wir haben viel zusammen gelacht, ob die Schneeballschlacht der Eisbrecher war? Und- dies ist immer eines der großartigen Dinge am Reisen – wir haben freundliche, interessante und liebe Menschen kennengelernt.

„Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.“  Wilhelm von Humboldt

Uvidíme se znovu – wir sehen uns wieder!

Viola

An den Anfang scrollen
Suche