Azoren – Blütentraum im Atlantik mit Susanna Giovanoli
Susanna Giovanoli
Azoren – Blütentraum im Atlantik
Einer der besten Gründe, um eine Reise nach Sao Miguel anzutreten, ist zweifelsfrei die wunderschöne, abwechslungsreiche Landschaft. Überall gibt es weite Wiesen in einem so kräftigen Grashüpfer-Grünton, wie ich ihn grüner noch nie anderswo gesehen habe. Die in Blau- und Grüntönen schimmernden Kraterseen, die bunten Blumen, die Steilküsten und dunklen Sandstränden, die Teefelder und Ananasplantagen, die blubbernde und sprudelnde Erdböden und heisse Quellen, die wilden Wellen des Atlantiks, die vielen kleinen Fischerdörfern sowie die Hauptstadt Ponta Delgada könnten die Kulisse von Sao Miguel kaum abwechslungsreicher gestalten. Und da Sao Miguel nicht ebenerdig, sondern hügelig und teils bergig ist, gibt es unterwegs auch immer wieder traumhafte Ausblicke über die Insel. Die Azoren liegen mitten in der Weite des Atlantiks – etwa 1500 km von Portugal entfernt. Wir – 44 Gäste von car-tours.ch, erreichen nach einem etwa 5-stündigen Flug von Zürich, mit Zwischenlandung in Lissabon, am frühen Abend Ponta Delgada. 8 Koffer bleiben leider irgendwo auf der Strecke stecken. Die Besitzer der Koffer nehmen dieses Missgeschick zum Glück gelassen, und am nächsten Morgen, noch bevor wir zu unserem ersten Ausflug aufbrechen, werden die Koffer in unser Hotel ausgeliefert.
Die Azoren bestehen aus neun Inseln: Sao Miguel, Santa Maria, Faial, Pico, Sao Jorge, Graciosa, Terceira, Corvo und Flores. Wir verbringen eine Woche auf Sao Miguel, das ist die grösste Insel der Azoren. Mit einer Länge von ca. 60 Km und einer Breite von etwa 15 Km bleibt die Insel dennoch überschaubar. Wir sind im schönen Azoris Royal Garden Hotel in Ponta Delgada untergebracht – ein Hotel, das keine Wünsche offen lässt: gutes Essen, zuvorkommendes Personal, hervorragende Betten, Innen- und Aussenpool, Jacuzzi, Gym, SPA und gerade mal «zwei Purzelbäume» von der Altstadt entfernt. Wer auf die Azoren kommt, tut natürlich gut daran, sich auf verschiedene Wetterlagen einzustellen. Das Wetter auf den Azoren ist sehr wechselhaft, wodurch es passieren kann, dass man gefühlt mehrere Jahreszeiten an einem Tag durchlebt. Oftmals ist der Himmel an einem Ort der Insel trüb und wolkenverhangen, an einem anderen Ort oder an einer anderen Küste scheint dafür die Sonne. Unser «Roadtrip» auf San Miguel startet mit der alten Hauptstadt Vila Franca do Campo an der Südküste. Hier vorgelagert erblicken wir die bekannte Vulkaninsel, deren Kraterwand durchbrochen ist, so dass Meerwasser einfliessen kann. Dadurch ist auf der Insel ein natürliches Schwimmbecken entstanden und die Insel wurde zu einem Nationalpark erklärt.
Den Folgetag beginnen wir mit einem Besuch auf einer Ananasplantage. Wir erfahren viel über den Anbau dieser typischen einheimischer Frucht – und natürlich probieren wir im Shop auch den köstlichen Ananaslikör! Weiter geht unsere Fahrt Richtung Westen zu einem beliebten Aussichtspunkt, dem Miradouro Vista do Rei (Königsblick). Hier hat man einen fantastischen Blick über den gesamten Lagoa das Sete Cidades. Der See teilt sich in zwei Teilseen auf, durch die eine Strassenbrücke verläuft. Der grössere der beiden Seen ist der Lagoa Azul (blauer See), den kleineren See nennt man Lagoa Verde (grüner See). Als wir ankommen hängt eine dicke Wolkendecke über die Umgebung. Welch Enttäuschung! Die Atmosphäre hat aber etwas mystisches und geheimnisvolles – ein Erlebnis – auch ohne Aussichten. Unsere lokale Reiseleiterin Isabel sagt uns: «Habt Geduld – das Wetter kann schnell ändern». Und so ist auch. Nach etwa 10 Minuten Wartezeit vertreibt der Wind den Nebel und zum Vorschein kommt – und wirklich nur für wenige Augenblicke – die «Königsaussicht». Wir bestaunen auch das verlassene Hotel – Lost Place und fahren dann weiter hinunter Richtung See nach Sete Cidades. Hier verbringen wir unsere Mittagszeit, vertreten uns ein wenig die Füsse bei einem Spaziergang dem See entlang und schauen uns die schöne Kirche Igreja de Sao Nicolau an.
Einer der grösseren Kraterseen der Insel ist der Lagoa do Fogo (Feuersee). Ganz Sao Miguel ist gespickt von Aussichtspunkten und so wundert es nicht, dass wir auch heute hoch hinauffahren, um die beste Aussicht auf den Kratersee zu finden. Hier oben ist es deutlich kühler und windiger als an der Küste. Heute meint es Petrus gut mit uns. Sonnenschein! – und so erfreuen wir uns der grandiosen Aussicht über die idyllische Azorenlandschaft und viele von uns laufen bis zum Pico Borrosa auf 947 müM hoch. Viele von uns spazieren auch den Weg hinunter zum Feuersee, der auf einer Höhe von 575 müM liegt. Ein weiterer kurzer Spaziergang führt uns in die Caldeira Velha – ein Naturschutzpark, in dem man unter einem Wasserfall in warmen Thermalquellen baden kann. In Ribeira Grande machen wir unseren Mittagshalt, besuchen eine typische Likörfabrik und erfreuen uns am Santa Barbara Strand der gewaltigen Wellen-Szenerie des Atlantiks.
Ein weiterer Kratersee im Osten der Insel ist der Lagoa das Furnas. Wir spazieren entlang des Südufers des Sees und besuchen natürlich auch die Caldeiras von Furnas. Dicke Dampfwolken steigen hier aus blubbernden und brodelnden Erdlöchern empor. Der Geruch von Schwefel liegt in der Luft. Hier ist es auch, wo unser Mittagessen, der “Cozido” zubereitet wird. Ein Eintopf, der im wahrsten Sinne des Wortes unterirdisch, nämlich im heissen vulkanischen Boden, über Stunden gegart wird: Schweine- und Rindfleisch, Poulet, Wurst, Härdöpfel, Rüebli, Kohl, Wirsing – und all diese Köstlichkeiten werden uns später aufgetischt. Mmmmhhhhh…. mit grossem Appetit und Freude geniessen wir in ausgelassener Stimmung dieses einmalige Gericht. Ein weiteres Highlight von Furnas ist der Terra Nostra Park. Ein botanischer Garten mit einem warmen Thermalbecken, in dem einige Gäste unserer Gruppe in braunem 36 Grad warmem Thermalwasser baden und entspannen. Wer will spaziert durch den Park und erfreut sich an die vielen in allen möglichen Farben blühenden Kamelien und Azaleen und Bäume aus aller Welt – wunder-wunderschön! Auf dem Rückweg nach Ponta Delgada besichtigen wir noch die Teeplantage «Cha Gorreana» – die einzige Teeplantage von Europa. Am Ende des kleinen Rundgangs durch die Fabrik kommen wir noch in den Genuss einer Teeverkostung.
Auch der Osten der Insel überzeugt mit Traumaussichten – wenn der Nebel nicht wäre…. Wie wahr doch Isabel’s Worte sind, wenn sie sagt: «Wir Azoraner leben in einem Garten»! Der letzte Tag auf Sao Miguel steht uns zur freien Verfügung. Natürlich kann und sollte der letzte Tag für genau das genutzt werden, was man bis hierhin noch nicht gesehen und erlebt hat, oder für Orte, in die man tiefer eintauchen möchte oder für Entspannung in heissen Quellen oder einer Wanderung oder einem besonderen Ausflug oder einer Walbeobachtung. Viele von uns starten diesen letzten Tag mit einem gemütlichen Frühstück und gemütlichen Spaziergang durch Ponta Delgada. Da der historische Kern der Stadt in seiner Grösse sehr überschaubar ist und man sich daher nicht besonders schnell verlaufen kann, schlendern wir einfach durch die Strassen und lassen die Atmosphäre auf uns wirken, besuchen die Markthalle, den Botanischen Garten, flanieren zum Hafen….. Danke liebe Gäste – Ihr alle habt dazu beigetragen, dass diese Woche einfach nur fantastisch war und unvergessen bleiben wird! Es gab keinerlei Stolpersteine – nicht nur haben wir uns einen guten Überblick über die Insel verschafft und die schönsten Orte und Highlights der Insel erlebt – nein, es wurde auch viel zusammen gequatscht, gescherzt, gelacht und neue Freundschaften geschlossen. Auch ein grosses Dankeschön an unsere überaus kompetente, freundliche und charmante lokale Reiseleiterin Isabel und den sehr freundlichen und versierten Busfahrer Carlos für das sichere und souveräne Fahren auf der Insel. Gerne wieder ein andermal – mit Euch allen!
Eure Reiseleiterin Susanna Giovanoli