Faszination Loiretal
Es berichtet für Sie unsere Reiseleiterin
Verena Hanselmann
Beobachte immer die „stillen“ Teilnehmer!
Wie bist du Reiseleiter geworden?
Aufgrund meiner langjährigen Arbeit bei KUONI.
Was gefällt dir an dieser Tätigkeit besonders?
Neue Destinationen, neue Gruppe und hie und da ein Wiedersehn mit Gästen aus früheren Reisen.
Was zeichnet dich als Reiseleiter aus?
Auch bei Regenwetter kann ich fröhliche Reisestimmung verbreiten.
Worin siehst du die Vorteile / den Mehrwert einer Gruppenreise?
Bequem, sicher, unterhaltsam.
Verrate uns deinen unerfüllten Reisetraum?
Nochmals nach OMAN reisen, den freundlichen Einwohner begegnen und die ausserordentlich schönen Männer in ihrer Landestracht zu betrachten.
Wohin reist du privat?“
Im Moment entdecke ich die Schweiz, ein bisschen abseits der Touristenströme.
Loire – mit Genuss & Wein im Tal der Könige
5 Schlösser in 5 Reisetagen
Als der Car in Basel gefüllt ist, verwandelte sich der Innenraum alsbald in Musikstation, Leseraum und Schlafstätte. Entlang der Autobahn immer wieder abgeerntete Kornfelder, Frankreichs Kornkammer, Wiesen mit den weissen Chardolais Kühen, die besten Fleischproduzenten! Kaiserwetter war angekündigt, und gottlob ist das Hotel in Tours gut gekühlt.
Erholt und erwartungsvoll treten wir am anderen Morgen die Stadtführung in Tours an, der Stadt des heiligen Martin. Als Bischof hat er die Gegend vor über 1700 Jahren bis heute geprägt. Im Bischofsgewand thront er hoch auf der Kuppel der St. Martins-Basilika.
Die Kathedrale St.Gatien, mir seiner Doppelturmfassade ist ein eindeutiges Beispiel gotischer Kirchenbaukunst. Sie besticht vor allem durch die prächtigen Fenster aus dem 13. Jh. Klugerweise wurden sie vor dem Krieg ausgebaut und sind darum in ganzer Schönheit erhalten.
Auf dem Place Plumereau geniessen einige Gäste die bekannte Spezialität «Galette». Es ist eine Crêpe aus Sarrasin-Mehl mit Füllungen nach Belieben (immer salzig). Dazu fliesst reichlich Cidre, ein champagnisierter Apfelsaft. Entsprechend die Stimmung ..!
Das Château Chenonceau ist besonders bekannt für seine Brücke über den Cher, die notabene die Geliebte des Königs in Auftrag gab! Seine Witwe jedoch versah die Galerie mit einer zweiten Etage, um prunkvolle Feste im langen Ballsaal zu geben. Im zweiten Weltkrieg wurde die Brücke zur Demarkationslinie. Es heisst, dass die schlauen Bauern den deutschen «Aufpassern» Wildsäue vors Lager getrieben hätten, um der Resistance die Möglichkeit zu geben auf die noch freie Seite Frankreichs zu gelangen.
Während der Revolution verstand es die kluge Diana von Poitiers mit allerlei Verstecken das Schloss vor der Zerstörung zu retten. Zum Beispiel wurde die Hauskapelle zu einem Brennholzlager umfunktioniert.
Bei der anschliessenden Schifffahrt auf dem Cher lässt man die Augen im weiten Ufergrün versinken, und leise gleitet das Boot unter der berühmten Schlossbrücke durch.
Als wir am nächsten Tag bei fast 40 Grad Aussentemperatur starten, freuen sich alle auf die Führung in der Champignonzucht. Sie befindet sich in einer, für die Gegend bekannten Tuffsteinhöhle. Dort wohnten scheints früher Wölfe. Am meisten erstaunen uns die bordeauxroten Austernpilze. Niemand hat diese gekannt und schon gar nie gesehen.
Das kleine Schloss Azay-le-Rideau zeigt in animierter Art die damaligen Festivitäten. Teilweise steht der Bau im Wasser. Er wurde von Honoré de Balzac als von der «Indre umspülter geschliffener Diamant» gepriesen. In diesem wohlproportionierten Schlösschen schrieb er die weltberühmte „Comedie Humaine„.
Nach dem Städtchen Saumur besuchen wir noch die fantastischen Gärten von Villandry. Nichts fehlt, Kräutergarten, Labyrinth, Gemüsegarten, Wassergarten und ganz besonders der Liebesgarten, wo in Ornamenten die verschiedenen Gemütsstationen im Liebesleben aufgezeigt werden – leider bis zur Trennung und es heisst frei übersetzt: Jeder geht seinen Weg!
Schon starten wir zum letzten Besichtigungstag. Vorbei an Schloss Amboise fahren wir nach Blois und wenn man die «richtige» Brücke wählt, sieht man direkt vor sich die Treppe, die zum Jardin de l’Évêché führt.
Diese Treppe wird alljährlich in ein Kunstwerk verwandelt. Heuer lächelt uns Mona Lisa entgegen, zum 500sten Todestag von Leonardo da Vinci.
Das Schloss von Blois mit dem achteckigen Treppenturm besteht aus diversen einzelnen Gebäuden. Der Stile viele: Gotik, Renaissance und Klassizismus. Man wollte sich profilieren, das Neuste von Europas Baukunst zeigen. Prächtig möbliert, Himmelbetten, zierliche Schreibpulte, bemalte Kassettendecken, Bodenkacheln aus lackiertem Ton, Portraits, Ahnengalerien und riesige Wandteppiche. Sie zeigen Szenen aus dem «schönen» Alltag, Kriegsbilder, Jagd- und Festmotive. Aber alle diese Teppiche sollten auch helfen, die Kälte der Schlösser einzudämmen.
Das Schloss Cheverny ist ein rein klassizistischer Bau. Eines der wenigen, welches noch im privaten Besitz ist und von der Familie in einem der Flügel bewohnt wird. Cheverny gilt als das prächtigst möblierte Schloss in der Loire. Die grosse Hitze dringt zwar nicht bis ins Schloss hinein, doch den Gartenbesuch wagten nur noch wenige.
Ob arm ob reich, es war kein goldenes Zeitalter, wie die Schlösser es vermuten lassen. Einst als Wehr gegen die Engländer errichtet, entstanden unter den Königen Ludwig, Karl, Heinrich und Franz etc. Prachtbauten, die wir immer noch gerne besuchen und bewundern.
Aber krass, überall Intrigen, Brudermord, Gift für ein Feind, eine Feindin oder abrupter Verweis wenn es nicht mehr passt! Mal ein Schloss für die Geliebte oder eine Flucht und das Schloss bröckelt leise vor sich hin!
Welch eine Freude wieder in unserer Zeit zu leben und am Abend ein typisch französisches Abschiedsmahl in einem grossen Tuffkeller zu geniessen. Angenehm kühl, freundlich bedient, mit Wein verwöhnt und einer «Traumschifftorte» überrascht.
Auf der Heimreise anderntags wars leise, nur der seit Tagen andauernde Wunsch nach Wasser versiegte kaum. Es gab viel zu verdauen oder träumte man gar sein Leben als Schlossherr oder Königin?
Verena Hanselmann