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Grosse Sardinien – Rundreise

Bericht vom 2. – 9. Oktober 2022 | Bus Nummer 8                              

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Es berichtet für Sie unsere Reiseleiterin

Grosse Sardinien – Rundreise 3

Susann Bovay Flisch

Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.

Wie bist du Reiseleiterin  geworden?

Vor 10 Jahren erhielt ich eine spontane Anfrage für eine Reiseleitung. Ich habe auf dieser ersten China-Reise dann rasch festgestellt, dass dies ziemlich genau meinem absoluten Traumjob entspricht.

Was gefällt dir an dieser Tätigkeit besonders?

Ich darf eine interessante Reisegruppe betreuen und kann als Bonus die leeren Flecken auf meiner persönlichen Weltkarte ausfüllen.

Was zeichnet dich als Reiseleiter aus?

Eine gründliche Vorbereitung ist die Grundlage, dass ich während der Reise auf die Wünsche der Teilnehmer eingehen kann.

Was gefällt dir an deinen Aufgaben bei  Car-tours am besten?

Jede Reise ist unterschiedlich und die Gäste haben verschiedene Erwartungen: meine Herausforderung ist es, jede Gruppe organisatorisch und didaktisch so zu begleiten , dass am Schluss alle zufrieden sind.

Die grosse Sardinien – Rundreise

Draussen klatschen dicke Regentropfen ans Fenster, und der Himmel ist grau. Dies ist jedoch kein Grund für schlechte Laune, denn in ein paar Tagen darf ich die grosse Sardinien-Rundreise begleiten – und dort soll das Wetter noch sonnig und warm sein.

Frühmorgens starten wir in St. Gallen bei Nieselregen, und stetig füllt sich unser komfortabler Bus von Heini Cars und Daniel am Steuer mit erwartungsvollen Reisegästen. Die Fahrt durch Norditalien ist abwechslungsreich, und nach einem Mittagshalt in Villoresi mit einem typischen Panini und einem echten Espresso sind wir definitiv in Italien angekommen. Obwohl sich das Wetter nun laufend bessert, stauen sich in Genua nochmals die Wolken und verbergen so die Sicht aufs Meer. Und die Trauminsel Sardinien muss man sich offensichtlich verdienen: die Auswirkungen eines Sturmtiefs sind während der Ueberfahrt auch in den Kabinen gut spürbar, und die Ankunft in Porto Torres verzögert sich deshalb um einige Stunden, weil die Fähre bei dem vorherrschenden Wellengang nicht mit voller Geschwindigkeit fahren konnte.

Nun also Porto Torres, endlich angekommen. Natürlich scheint die Sonne und es ist angenehm warm, genauso haben wir es uns doch vorgestellt! Sardinien ist gut halb so gross wie die Schweiz, und los geht die Fahrt nach Castelsardo, wo wir auch dem meist fotografierten sardischen Wahrzeichen, dem «Elefantenfelsen», einen Fotostopp widmen. Vor sehr langer Zeit Teil eines Trachyt Massivs, brach ein Teil davon ab und erhielt seine Elefanten-Form durch Verwitterung. In der Jungsteinzeit wurde dieser Felsen auch als Grabstätte benutzt. Die Fahrt geht weiter der Nordküste entlang, wo zwischen herrlichen Korkeichenwäldern und üppiger mediterraner Vegetation immer wieder das smaragdgrüne Meer hervorblitzt. Ein ausgiebiger Stopp in Porto Cervo vermittelt uns einen Hauch Jet Set, auch wenn im Hafen am Ende der Saison nicht mehr die ganz grossen Jachten ankern. Eindrücklich ist es trotzdem. Der Ostküste entlang fahren wir via Olbia nach Orosei in unseren Hotelpalast, wo uns das riesige Buffet am Abend für den langen Tag entschädigt.

Wir befinden uns nun schon am Fuss des eindrücklichen Supramonte und gehen auf Entdeckungsreise in der kargen Berglandschaft: in Orgosolo schlendern wir durch die engen Gassen und bewundern die vielen, seit den 60er-Jahren mit Wandmalereien geschmückten Häuser. Eine richtige Zeitreise! Ueber eine steile Schotterstrasse erreichen wir unseren Mittagshalt, wo bereits die Spanferkel auf dem Grill brutzeln. Unter lauschigen Eichen sind lange Bänke aufgestellt, auf denen wir erwartungsvoll Platz nehmen: von der Hirtenfamilie werden uns unzählige einheimische Leckereien angeboten – diverse Salami, Rauchkäse, Pecorino, Oliven, hausgemachtes Brot, Fleisch, Früchte, Süssigkeiten – begleitet von einem süffigen lokalen Rotwein und einer harmonischen Gesangseinlage. Denn auch die Schafzucht hat sich verändert und viele Bauern sind auf Zusatzeinkünfte angewiesen. Dieses authentische Erlebnis war ein ganz spezieller Höhepunkt dieser Reise. Abends im Hotel dann noch ein Bad im Meer bei Sonnenuntergang – einfach herrlich!

Wir verlassen Orosei und fahren heute durch das Gennargentu-Gebirge bis in die Nähe von Cagliari. Diese tolle Berg- und Talfahrt durch das nur sehr wenig besiedelte Gebiet bietet uns wunderbare Ausblicke in die Hochebene auf der einen und Richtung Meer auf der anderen Seite. Nur Daniel geniesst die Aussicht nicht wie wir, denn die schmale Bergstrasse erfordert seine ganze Konzentration. Durch das Dorf Baunei sind die Strassen so eng, dass ausser dem Bus eigentlich nichts mehr Platz hat und die Fassaden dem Rückspiegel ziemlich nahekommen. In Arbatax gönnen wir uns eine Pause und bewundern die roten Felsen im Meer, das Wahrzeichen dieses Ortes, bevor wir auf der Weiterfahrt einen kleinen Abstecher machen zu einer Nuraghe: diese prähistorischen Steinhaufen sind auf der ganzen Insel verteilt, und ihr Zweck ist umstritten. Immerhin gaben sie der Insel ihren Namen, Isola delle Nuraghe. Gegen Abend erreichen wir unser Hotel, ebenfalls wieder direkt am Meer und mit ausgezeichneter Küche. In den letzten Tagen haben wir abertausende Kaktusfeigen mit reifen Früchten gesehen, also muss man doch mal so ein Teil probieren! So habe ich zwei Früchte gepflückt und mal eben kurz abgerieben… Leider keine gute Idee, denn die kleinen unsichtbaren Haare mit lästigen Widerhaken verteilen sich überall auf der Kleidung und finden sich dann später auf der Haut wieder, wo sie Pusteln verursachen, die nur langsam abheilen. Somit ist offensichtlich, wieso es hier keine grosse Kaktusfeigen-Verarbeitungsindustrie gibt, denn die Verarbeitung ist äusserst aufwendig und mühsam.

Cagliari wartet darauf, von uns entdeckt zu werden. Unter Marcellas kundiger und charmanter Begleitung erkunden wir die Sehenswürdigkeiten der Altstadt und die Zeit reicht auch für ein süsses Gelato. An Zitrusplantagen und zahlreichen Weinreben vorbei geht die Fahrt durch Mittelsardinien. Ein Besuch der Halbinsel Sinis mit der antiken Ausgrabungsstätte von Tharros, wahlweise verbunden mit einem weiteren Bad im Meer, unterbricht die Reise zu unserer letzten Station Alghero. (Hab ich übrigens erwähnt, dass wir immer noch sommerliche Temperaturen mit viel Sonne geniessen dürfen? Auch nachts wird es nicht kalt, es ist äusserst angenehm und der Winter noch ganz weit weg.)

Während unsere bisherigen Hotels ausgesprochene Ferienanlagen waren, wohnen wir in Alghero in einem Stadthotel, aber auch nur 200 m vom Strand entfernt, was den meeresbegeisterten Teilnehmern sehr behagt.

Bereits ist das Ende unserer grossen Rundfahrt durch Sardinien absehbar, doch ein Leckerbissen erwartet uns heute noch: der Besuch von Bosa, einem Dorf welches von Italienkennern als eines der zehn sehens-wertesten Dörfer bewertet wird. Bosa erreicht man mit einer atemberaubend schönen Fahrt an der Westküste, denn die Strasse windet sich entlang der Klippen hoch über dem türkisblauen Meer und nach jeder Kurve bieten sich wunderbare Aussichten. Dass wir auch noch die seltenen, hier ansässigen Gänsegeier fliegen sehen (die kommen von der Grösse her gleich nach den Bartgeiern!), ist ein weiteres Highlight. Im mittelalterlich anmutenden Bosa lohnt sich der Aufstieg durch die schmalen Gässlein hoch zum Castello di Serravalle, eigentlich eher eine trutzige Festung. Von hier oben hat man einen tollen Ausblick über den Temo-Fluss und die farbigen Häuser, welche Bosa zu seiner Bekanntheit verhalfen. Natürlich abgesehen von den umliegenden Weinbergen, aus denen schon seit Jahrhunderten der golden samtige Malvasia-Süsswein gewonnen wird! In einem ursprünglichen Weinkeller durften wir davon einen (grossen) Schluck probieren.

Der letzte Tag auf Sardinien muss ausgekostet werden und so erforschen wir erstmal zu Fuss die Altstadt mit den eindrücklichen Stadtmauern. Weil heute Samstag ist, wird in jeder der grossen Kirchen fleissig geheiratet – mit jeweils einer grossen festlich gekleideten Gästeschar, welche die eigenen Brautpaare mit ganzen Tüten voller Reis bewerfen und ausgelassen feiern. Derweil schippern wir mit einer Barkasse hinüber zu den Neptun-Grotten, die man sich nur ansehen kann wenn das Meer schön ruhig ist. Die Tropfsteinhöhlen sind riesig und unbedingt einen Besuch wert – wir hatten grosses Glück dass es heute geklappt hat. Man kann die Grotten auch mit dem Auto erreichen, doch hätte man dann je 650 Treppenstufen zu überwinden, rauf und runter versteht sich. So sind wir doch froh, dass wir per Boot nach Alghero zurückfahren dürfen. Eine letztes Stück Strasse zurück nach Porto Torres, wo schon wieder die Fähre auf uns wartet. Diese ist über und über mit Comichelden bemalt, und auf dem Achterdeck überwacht eine Batman-Figur die Einfahrt der ca. 800 Fahrzeuge, die retour aufs Festland wollen. Wir sinken in die blütenweissen Laken und träumen wohl alle von den wunderbaren Tagen, die wir auf der Trauminsel Sardinien verbringen konnten. Das Meer zeigt sich von seiner besten Seite, und die Ueberfahrt ist ganz ruhig. Planmässig erreichen wir Genua – und es regnet!! Schnell in den Bus und auf die Heimreise in Richtung Norden. Ein letzter Caffe in bella Italia, bevor uns der Gotthardstau und der gesperrte Tunnel auf eine Geduldsprobe stellen, sodass sich unser Chauffeur kurzerhand für eine Fahrt über den Gotthardpass entscheidet. Die Strassen sind ja jetzt wieder bequem breit, und so sind wir im Nu in Luzern, wo sich die ersten Gäste verabschieden, bis sich der Bus nach einigen weiteren Fahrkilometern durch die Schweiz wieder ganz geleert hat. Dafür bleiben die vielen schönen Erinnerungen an eine tolle Fahrt.

Es war mir ein grosses Vergnügen, euch auf dieser Reise zu begleiten. Herzlichen Dank!

Susann Bovay Flisch

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