Indian Summer in Norwegen mit Gisela Jähn
Gisela Jähn
Indian Summer in Norwegen
„Indian Summer“ ? Gehört dieser Ausdruck nicht in die USA ?
Mitnichten – dieses Naturschauspiel passt auch nach Norwegen. 47 Personen aus diversen Landesteilen der Schweiz ließen sich von diesem verheissungsvollen Titel überzeugen und starteten an einem frühen Montagmorgen mit unserem Chauffeur Rolf von Sargans via Pfäffikon, Basel Richtung Skandinavien.
Nach einer Zwischenübernachtung in Hannover ging die Reise am folgenden Morgen so richtig los. Die Stadt Kiel, genauer gesagt, der Kieler Hafen war unser nächstes Etappenziel, von wo aus wir mit der phantastischen norwegischen Fähre „Color Line Fantasy“ die Überfahrt nach Oslo antreten durften. Auf diesen Fähren der „Color Line“, es gibt zwei davon- die „Color Fantasy“ und die „Color Magic“ wähnt man sich eher auf einem Kreuzfahrt- , denn auf einem Fährschiff. Was gibt es da nicht alles für Annehmlichkeiten: angefangen mit diversen Restaurants, die für jeden Geschmack etwas anbieten, über einen grossen Taxfreeshop, Souvenirläden, Casino, Bars und nicht zuletzt ein Wellness- und Fitnesscenter. Auch die Kabinen sind, im Vergleich zu anderen Fährgesellschaften, sehr gemütlich mit bequemen Betten. Einen Nachmittag und eine Nacht lang (mit zeitweisem heftigem Seegang) durften wir all dies genießen, bevor wir am nächsten Morgen bei herrlichstem Wetter in Oslo ankamen.
Oslo, die Olympiastadt von 1952 und Hauptstadt des Königreichs Norwegen hat sehr viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Wir wählten den Holmenkollen für einen Photostop, den 371 Meter hohen Berg, der im späten 19. Jahrhundert für den Tourismus erschlossen wurde und noch heute für Skispringen, Langlauf und Biathlon genutzt wird. Da wir noch eine weite Strecke bis zu unserem heutigen Etappenziel vor uns hatten, erlaubte der Aufenthalt in Oslo keine weiteren Besichtigungen. Entschädigt wurden wir aber mit einer abwechslungsreichen Fahrt durch den Indian Summer, der sich uns am heutigen Tag von der allerbesten Seite zeigt. Die typisch gelb-rot verfärbten Blätter an den Bäumen, die klare Luft, einige kleine Fjorde und der tiefblaue Himmel liessen die Handykameras fast ununterbrochen klicken. Ein wahrer Farbenrausch der Sinne !
Nach der Übernachtung in einem kleinen, sehr gemütlichen Hotel im 600-Seelen Dorf Hafslo stand ein weiterer Höhepunkt auf dem Programm. Die Fahrt mit der legendären Flam-Bahn, „Flåmsbana“ wie sie norwegisch heisst. Dabei handelt es sich um eine eingleisige normalspurige Nebenstrecke, die von der norwegischen Bergenbahn abzweigt und wegen der durchfahrenen Landschaft und ihrer erheblichen Steigung heute eine Touristenattraktion in Westnorwegen darstellt. Die Strecke führt durch 20 Tunnels, deren Gesamtlänge über 5 Kilometer beträgt. Mit dem Bau wurde 1923 begonnen, um eine Verbindung für den Güterverkehr von der Bergenbahn hinunter zum Sognefjord in der Gemeinde Flåm zu schaffen, der ganzjährig durch Schiffe befahren werden kann.
Die Bahnstrecke ist 20 Kilometer lang und überwindet dabei einen Höhenunterschied von 864 Metern. 16 Kilometer der Strecke haben eine Steigung von über 28 ‰; die größte Steigung beträgt 55‰. Auf ihrem Weg nach Myrdal, dem Wendebahnhof, hält der Zug für einige Minuten beim „Kjofossen“-Wasserfall, einem spektakulären Naturschauspiel. Dort erschien den Passagieren auf einem Felsvorsprung zudem „Huldra“, eine wunderschöne Waldfee mit langen blonden Haaren, die, einer skandinavischen Legende nach, die Männer mit ihrem Gesang betört und sie vom Weg abbringt. Bei unserem Zugführer gelang ihr das allerdings nicht und wir kamen nach 2 Stunden Fahrt unversehrt wieder in Flåm an.
Da die Landschaft in Norwegen zahlreiche Fjorde aufweist, ist es oftmals unumgänglich, diese mal breiteren, mal schmaleren Wasserstrassen per Fähre zu überwinden, um einen kilometerlangen Umweg zu vermeiden. Dabei handelt es sich um einfache Transportfähren, auf die man mit dem Bus auffährt und im Bus sitzend die Überfahrt, die meistens 15-20 Minuten dauert, abwartet.
Unsere Fahrt vom nächsten Tag führte uns am Böyabreengletscher, einem Ausläufer des riesigen Jostedalsbreen vorbei. Der Bröyabreen gehört zu den sich am schnellsten bewegende Gletschern Norwegens, das Eis bewegt sich rund 2 Meter pro Tag. Via der Stadt Förde erreichten wir am frühen Nachmittag, bei leider konstantem Regenwetter, die Stadt Florö, an der norwegischen Küste gelegen. Florö ist eine der 34 Hafenstädte, die von den „Hurtigruten“-Schiffen angefahren werden. Diese ehemalige Postschiffroute, heute vor allem touristisch genutzt, führt von der Stadt Bergen hoch nach Kirkenes und wieder zurück. Die Gesamtstrecke beträgt über 5000 Kilometer und man benötigt dafür 12 Tage. 1893 von Richard With gegründet mit dem Ziel, die im Winter kaum erreichbaren Häfen trotz Eis und Schnee mit Waren beliefern zu können. Da der Atlantik an der norwegischen Küste, dank des warmen Golfstroms, nie zufriert, war und ist diesem Unternehmen bis heute Erfolg beschieden.
Wir durften am kommenden Tag bei wieder schönstem Wetter die Annehmlichkeiten auf einem dieser typisch weiss-rot-schwarzen Schiffe, der „MS Nordlys“ (Nordlicht), von Florö nach Bergen geniessen. Auf der 6-stündigen Fahrt wurden wir mit einem leckeren Frühstück und einem Mittagessen vom reichhaltigen Buffet verwöhnt. Vorbei an wunderschönen Landschaften, zahlreichen kleinen Inseln mit den typisch roten Holzhäuschen, verging die Zeit wie im Flug und unmittelbar nach Ankunft in der Stadt Bergen, zeigte uns unsere lokale Reiseführerin Maya diese bezaubernde Stadt. Seien es die bunten Häuser der ehemaligen Handelskontoren „Bryggen“, der Hausberg „Floi“ oder das Hafenviertel mit seinen guterhaltenen Holzhäusern – Bergen war, ist und bleibt eine Reise wert.
Die Reise näherte sich ihrem Ende aber bevor es wieder Richtung Heimat ging, war uns eine weitere Schifffahrt gegönnt. Dieses Mal fuhren wir mit der dänischen „Fjordline“ über Nacht nach Hirtshals in Dänemark. Die 19-stündige Überfahrt auf der „MS Bergensfjord“ verlief sehr ruhig. Auch auf dieser Fähre kann man diverse Annehmlichkeiten geniessen, verschiedene Restaurants, Bars, Unterhaltungsmöglichkeiten oder einen Taxfree-Shop. Ausgeruht nahmen wir am zweitletzten Tag die knapp 700 Kilometer bis nach Hannover unter die Räder. Nach einer letzten Übernachtung im gleichen Hotel, in dem wir bereits die erste Nacht verbracht hatten, hiess es am Folgetag Abschied nehmen von einer unvergesslichen Reise, von neuen Bekanntschaften und einem grossartigen Land.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern für die gemeinsame Zeit – es war wunderbar mit Euch !
Auf irgendwann und irgendwo wieder
Herzlichst
Gisela & Rolf (ich sage nur Hundeflossen – Ihr wisst, was gemeint ist )