Küstenwandern auf Sardinien mit Ines Brändle
Ines Brändle
Küstenwandern in Sardinien
Nach einer ruhigen Nacht auf der Fähre von Livorno nach Olbia empfängt uns ein wunderschönes Morgenrot im Osten und leichte Bewölkung über Sardinien, die sich im Laufe des Tages auflöst. Unser Bus mit Yvo erwartet uns bereits neben der Fähre. Nun beginnt wieder das Zählen. Vier Gäste fehlen, irren noch auf der Fähre herum oder geniessen einfach das bunte Treiben vom Aussichtsdeck. Am Hafengate erwarten uns auch schon unsere Wanderleiter, Sophie und Antonio, die uns die nächsten 4 Tage begleiten. Beides sind echte Sarden und lieben ihre schöne Heimat.
Nach einer kurzen Fahrt beginnt schon die erste Wanderung an der Costa Smeralda, die ihren Namen vom smaragdblauen Wasser erhalten hat. Selbst bei bewölktem Himmel macht sie dem Namen alle Ehre. Sanft geht es durch die Macchia, die immergrüne Buschlandschaft Sardiniens, die sich jetzt ihn ihren bunten Frühlingsfarben zeigt. Immer wieder müssen wir stehen bleiben, die überwiegend gelben und weissen Blüten der Büsche oder eine seltene Blume bewundern, die in einem herrlichen Kontrast zum smaragdblauen Meer stehen. Manchmal sieht man einander kaum, da die Büsche in die schmalen Wege greifen. Dann wieder öffnet sich der Busch und wir haben Meer, Sand und Steine vor uns. Eine Landschaft, so ganz anders als bei uns. Da wir keine Gelegenheit hatten, ein Picknick einzukaufen, ist die Mittagspause kurz. Dafür sind wir gegen 14uhr an der Baja Sardinia, ein noch schlafender, kleiner Badeort, der sich auf die kommende Saison vorbereitet. Im einzigen offenen Restaurant gibt es für jeden Geschmack etwas zu essen und die erste Gelegenheit, den lokalen Wein zu probieren. Die Mutigen geniessen ein erstes Bad im kühlen Meer. Etwa um 16.30 Uhr fahren wir in unserm schönen Hotel in Cannigione ein und können endlich die Koffer auspacken. Die Bar am Pool oder die kleinen Lokale im Dörfli laden zu einem Apero ein. Das grosse Buffet am Abend lässt keine Wünsche übrig.
Am nächsten Tag dürfen wir während einer zweistündigen Busfahrt die nördliche Landschaft Sardiniens bewundern, mit Busch und Graslandschaft, kleinen Dörfern und immer wieder bizarren Felsen. Die Ziegen, aus deren Milch der berühmte Pecorino Käse hergestellt wird, sind rar. Sie leben hauptsächlich in Mittel- und Südsardinien. Unser heutiges Ziel ist Isla Rossa, mit den rötlichen, zerklüfteten Felsen, die uns während er ganzen Wanderung begleiten. Die Büsche sind heute nicht so hoch, dafür die Wege etwas holpriger und anspruchsvoller. Leicht erhöht folgen wir dem smaragdblauen Meer. Zusammen mit dem stahlblauen Himmel, den rötlichen Felsen, den grünen und den blühenden Büschen wieder eine einmalige Landschaft. Zum Glück ist das Zeitalter der Papierbilder vorbei, wir schiessen unzählige Bilder, eines schöner wie das andere. Die heutige Mittagspause ist inmitten der Felsen, mit der steinigen Costa Paradiso im Hintergrund. Ein wunderschöner Wandertag. Am Abend glühen einige Gesichter, nicht nur wegen dem Erlebten, sondern der Mittelmeersonne, die heute sehr intensiv war und selbst Sonnenfaktor 50 ignorierte.
Der dritte Wandertag führt uns mit der Fähre auf sie Insel La Maddalena und weiter mit dem Bus nach Caprera. Beide Inseln gehören zum La Maddalena Archipel, das aus 7 grossen und etwa 55 kleinen Inseln besteht. Hinter den Insel kommt nur noch Wasser und dann Korsika. Caprera ist vor allem bekannt durch seinen berühmten Bewohner und Förderer, den Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi. Sein Haus, eines der wenigen auf Caprera, ist heute ein Museum. Sein Grab befindet sich daneben. Wir aber wandern daran vorbei, durch die blühende Macchia mit Blick auf La Maddalena und andere Inseln des Archipels. Der Weg ist fast eine Autobahn (im Vergleich zu den schmalen, steinigen Wegen von gestern). Aber auch dies dauert nicht ewig. Ein steiniger Abstieg führt uns an die Cala Napoletana, wo die herrliche Bucht mit dem klaren Wasser zum Bade lädt. Nur wenige Weicheier, darunter ich, bleiben im Trockenen sitzen. Alle andern geniessen ein erfrischendes Bad im ca. 17/18 Grad warmen (oder kalten) Wasser. Zurück in La Maddalena reicht es gerade noch für ein feines Glace, bevor die Fähre uns wieder aufs Festland bringt.
Schon heisst es wieder packen, dabei das separate Overnightbag für die Fähre nicht vergessen. Heute bewandern wir Capo Testa, eine kleine, felsige Insel ganz im Norden von Sardinen, die durch einen natürlichen Damm mit dem Festland verbunden ist. Die beeindruckenden Felsformationen lassen uns immer wieder staunen. Die Findigen sehen in jedem Felsen ein Tier oder sonst ein Objekt. Es wird ein richtiger Sport, eine zusätzliche Herausforderung zum felsigen auf und ab der Wanderung. Die langsameren haben das Glück, eine echte Landschildkröte zu sehen. Das Ziel ist der Leuchtturm, von wo aus ein einfacher Weg zum wartenden Bus führt. Das Baden unter dem bewölkten Himmel lassen wir heute aus und freuen uns dafür auf einen Bummel und ein feines Nachtessen in Olbia, bevor die Fähre uns wieder in ihrem Bauch verschluckt.
Wir blicken auf vier wunderschöne Wandertage, durch eine eindrückliche, für uns ungewohnte Landschaft zurück. Die harmonische Gruppe hat zu einer unvergesslichen Reise beigetragen. Danke an alle, ihr wart super.