Liparische Inseln & Ätna
Es berichtet für Sie unsere Reiseleiterin
Karin Bösch
Freue dich am Leben!
Wie wurdest Du Reiseleiterin?
Andere Länder und Kulturen haben mich schon immer fasziniert und so startete ich schon sehr jung auf eine längere Lateinamerika Reise. Als ich zurückkam in die Schweiz, wusste ich, dass ich kein Büro-Job mehr machen wollte und so fing ich vor über 25 Jahren bei Kuoni als stationäre Reiseleiterin an. Nach einigen Jahren in Europa wechselte ich zu Imholz und endeckte da meine Leidenschaft für Rundreisen. Bis heute fasziniert mich dieser Beruf und ich bin sicher, dass dies noch lange so bleiben wird.
Welche Eigenschaften braucht es, um diesen Beruf professionell auszuüben?
Man nehme eine grosse Prise Offenheit, Geduld und Freundlichkeit, mische dies mit der Freude an anderen Menschen, Ländern und Kulturen, gebe noch eine Spur Organisationstalent sowie einige Sprachen dazu, verrühre alles mit grossem Optimismus und man hat eine perfekte Mischung. Ich bin der Meinung, dass jeder der Reiseleiter diese Eigenschaften besitzt, nur die Mischung ist unterschiedlich. Aber alle haben immer dasselbe Ziel, die Reise soll ein Erfolg werden und die Gäste glücklich wieder zu Hause ankommen.
Was sind Deine liebsten Reiseziele als Reiseleiterin?
Das ist so schwierig zu beantworten, da ich soviele Länder besuchen durfte. Ich bin sehr gerne in Asien, Kanada. Eigentlich ist es egal, Hauptsache ich bin mit einer Gruppe unterwegs.
Verreist Du auch in den eigenen Ferien? Wenn Ja, wohin?
Wenn ich Ferien mache, dann meistens auf Bali oder in Indien. Da wohnen Freunde und Bekannte, die ich immer wieder gerne besuche. Ich liebe die Farben in Indien und den Sanftmut der Balinesen.
Liparische Inseln und der Ätna – Ein Tanz auf dem Vulkan
Auf geht die Reise, Wandern auf den Liparischen Inseln.
7 kleine Hügel im weiten Tyrrhenischen Meer, so muss man sich die Liparischen Inseln vorstellen. Reich an griechischer, römischer Kultur, eine unverfälschte Natur und glasklares Wasser in wunderschönen Buchten. Die Bewohner sagen, dass Gott bei den Liparischen Inseln besonders strahlende Farben genommen hat und diese Inseln am Sonntag, dem heiligen Tag erschaffen hat. Wer weiss, man kann es sogar glauben……
Jede Insel präsentiert sich völlig anders, während die einen grün und saftig erscheinen, sind andere nur karger Fels oder besitzen sogar aktive Vulkane.
Lipari die Hauptinsel empfängt uns mit der hübschen Hauptstrasse voller Cafés und kleinen typisch italienischen Geschäften, guten Restaurants und einer tollen Lage. Die griechisch-römische Geschichte klebt hoch oben am Hang, am Fusse findet das tägliche Leben statt. Dolce far niente liegt überall in der Luft. Man entdeckt diese Insel am besten zu Fuss. Mal geht es hoch, mal runter, hinter jeder Kurve liegt eine neue atemberaubende Aussicht. Man riecht die Macchia des Mittelmeers, sieht wunderbare Blumen und Pflanzen und fühlt sich angekommen. Angekommen in den Ferien oder sogar bei sich selbst? Keine Strasse, kein Lärm, nur die Sonne, das Meer und die weissen Häuschen, die ab und zu mal irgendwo stehen. Balsam für die Seele.
Die Reise mit dem Schiff von Insel zu Insel ist immer ein Höhepunkt. Was sehen wir heute? Lipari wird immer kleiner am Horizont, die Insel Vulcano kommt ins Blickfeld. Der Name sagt schon alles, wir besteigen heute den Vulkan. Es riecht nach Schwefel……man sieht den warmen Schlamm, die heissen Strände und wandert an Kaktusfeigen und Khaki-Bäumen vorbei Richtung Gran Cratere, dem aktiven Vulkan auf dieser Insel. Der Weg ist gut ausgebaut und im Zickzack geht es hoch…… landen wir direkt im Schlund des römischen Feuergottes, Vulcanus? Nein, wir sitzen am Rand des Kraters, essen köstlich belegte Paninis und bestaunen die Umgebung, Filicudi, Alicudi, die kleinen Inseln in der Ferne, Panarea die Schöne und den rauchenden, majestätisch aufragenden Stromboli. Ja, die Fumarolen des gelblichen Schwefels, die man hier sieht und vor allem riecht sind schon etwas ganz besonders. Wieder runter im Dorf, darf natürlich ein Bad am Strand mit den heissen Quellen nicht fehlen, auch ein Schlammbad wäre nicht schlecht oder vielleicht eine «Siesta» am schwarzen Strand? Ja, wer die Wahl hat, hat die Qual. Zurück auf Lipari geht es wie immer zum «Apèro» wo wir uns unsere tägliche Granita genehmigen. Ist das Leben nicht schön?.
Am heutigen Tag geht es später los mit dem Boot, heute sogar viel weiter. Wir fahren nach Panarea. Die kleinste Insel, der Rückzugsort für die «Schönen und Reichen». Also genau die Insel, wo unsere Gruppe hingehört. Unterwegs sehen wir sogar Delphine, leider etwas weit weg und selbst unsere Lockrufe und das Winken mit Schweizer Schokolade nützt nichts. Seltsam, eigentlich kriegt man mit unserer Schokolade fast alles. Angekommen machen wir einen Inselrundgang, durch eine Pflanzen- und Blumenpracht, dem schönsten Strand der Insel entgegen. Kaum angekommen, hüpft schon die ganze Gruppe im Wasser r rum. Herrlich, und das im Oktober. Leider ist die Zeit in Panarea beschränkt, obwohl sich jeder in dieses Idyll verliebt hat. Am Hafen noch Zeit für eine Granita oder ein Gelato und schon geht die Fahrt weiter zu einem weiteren Höhepunkt, nämlich Stromboli.. Einer der aktivsten Vulkane der Welt. Die Insel ist urchig, wild und ungezähmt. Der Berg ist allgegenwärtig und bestimmt hier das Leben. Natürlich wandern wir auch hier durch die Insel wenn auch etwas gemütlicher, da wir ja Zeit haben. Stromboli bei Nacht ist heute unser Ziel. Schliesslich wollen wir ja was sehen von der berühmten «strombolischen Aktivität». Aber schon vorher gibt es viel zu sehen, das Haus wo Ingrid Bergmann gewohnt hat, als der Film Stromboli gedreht wurde. Natürlich gibt es hier auch eine Liebesgeschichte mit ihrem Regisseur, Roberto Rosselini. Wir sind uns alle einig, hier hätte sich jede von uns verliebt. Kleine, gepflegte Dörfer, schwarze Strände und tolle Aussichten auf die, der Insel vorgelagerten in allen Farben leuchtenden Felsen. Zurück auf dem Schiff am frühen Abend geht die Fahrt Richtung Feuerrutsche, also dahin, wo man bis vor wenigen Jahren die Lava beobachten konnte. Im Moment macht der Stromboli ja Pause, d.h. keine Lava, aber trotzdem bei Nacht sieht man die Eruptionen, die ca. alle 15Minuten stattfinden. Der Sonnenuntergang ist mehr als nur romantisch und wir haben vor lauter fotografieren fast keine Zeit, das köstliche Abendessen auf dem Schiff zu geniessen. Frisch aus dem Meer, dazu ein bisschen Wein und am Schluss noch ein köstlicher Malvasia. Der bekannte Süsswein aus Salina Dann wird gewartet, langsam wird es dunkel. Sehen wir was?…….Ja, ein Ausstoss, leuchtend rot, direkt vor uns….zu kurz um zu fotografieren, zu lang um diesen Anblick je wieder zu vergessen. Leider schiebt sich genau heute eine Wolke vor den Stromboli, sodass man das rote Leuchten zwar sieht, aber nicht so klar wie gewünscht. Ja, die Natur macht halt was sie will. Müde und zufrieden machen wir uns auf den Rückweg nach Lipari. Auf der dunklen See sieht man einen unglaublichen Sternenhimmel….eine kleine Entschädigung.
Heute steht Salina auf dem Programm. Ein richtiges Abenteuer. Wir wandern ca. 5 -6 Stunden über die Insel und zwar umrunden wir einen der Vulkankegel. Klingt fantastisch, aber anstrengend. Also wieder hopp aufs Boot. Heute sogar mit 2 Paninis im Rucksack, die Wanderstöcke angespitzt und voller Elan kommen wir auf der grünen Insel an. An jeder Ecke wachsen Kapernpflanzen und Palmen in allen Farben und Formen. Schnell rein in den Minibus der uns zum Ausgangspunkt bringt. Von hier sieht man auch wunderschön auf die Bucht, wo man den berühmten Film «Il Postino» gedreht hat.
Nadine, unsere fantastische Wanderführerin gibt uns noch die letzten Instruktionen und dann geht’s los, hoch vorbei an Ginster, Erdbeerbäumen und wildem Fenchel, hinein in den Wald. Dieser «Urwald» präsentiert sich fast mystisch, Flechten hängen weit runter, alte knorrige Bäume trotzen Wind und Wetter. Ja, man findet sogar Steinpilze in dieser Gegend, aber wir haben ja unsere dick belegten Paninis dabei. Oh ja, wir haben Hunger. Keine Strasse, kein Lärm, nur wir, die tolle Aussicht auf Filicudi und Alicudi. Wir sind uns einig, das ist das Paradies. Ja, aber dieses Paradies hat auch einen kleinen Fehler, wir müssen wieder runter. Der Weg ist steil und teilweise etwas rutschig durch die vielen kleinen Steine. Manch einer von uns landet im Dornenbusch. Also eine fast schon biblische Angelegenheit. Endlich ist es geschafft, den schwierigen Teil haben wir überstanden. Von jetzt an geht es dem Vulkan entlang weiter Richtung Zivilisation. Wir freuen uns, als wir den Minibus sehen, der uns runter ans Meer bringt. Auch hier wieder ab in die Bar, ein riesiges «Pane Cunzato* belegt mit den Schätzen der Insel, also Kapern, Tomaten, geräuchertem Ricotta Käse und eine Granita runden diesen anstrengenden, aber traumhaften Tag ab. Ein Erlebnis mit einigen Blessuren, die aber niemand missen will. Auch Nadine ist erleichtert, man sieht ihr das an…
Oh Nein, schon der letzte Tag auf der Insel, aber auch heute ein tolles und volles Programm. Einige spüren noch den Tag von gestern in den Knochen, der Himmel ist bewölkt und es ist Regen und Sturm angesagt. Also teilen wir uns auf. Nadine macht die grosse Wanderung zu den Kaolin .Brüchen und ich die kleine mit restlichen Gruppe. Treffpunkt die Tenuta, wo wir heute den Insel. Wein probieren und schon wieder was köstliches essen werden. Ja, das Essen ist ein fabelhaft, egal ob wir von Pasta, Fisch oder Dessert sprechen. Ich glaube, wenn wir nicht soviel gelaufen wären, hätte man uns von den Inseln rollen können.
Also los, mit dem öffentlichen Bus fahren wir über die Insel, endlich kriegen wir auch noch das Hochplateau von Lipari zu sehen. Das Wetter ist immer noch auf unserer Seite und nach einer kurzen Wanderung treffen wir auch schon die restliche Gruppe. Die berühmten Kaolin-Brüche sind ein Farbenspiel der Natur, dank des vulkanischen Gesteins. Wir sehen violette und weisse Berge, gelbe Streifen, rote Punkte. Fantastisch. Zurück in der Weinkellerei, der einzigen auf Lipari lassen wir uns den guten Tropfen und die Köstlichkeiten der Nonna aus der Küche schmecken. Ja, und schon bald heisst es aufbrechen zum Abendessen im Hotel. Noch mehr essen? Der öffentliche Bus bringt uns zurück und leider bricht der Sturm jetzt auch über Lipari herein. Aber auch das muss man erleben. Die See aufgewühlt, die Windböen heftig, heute haben die griechischen Götter wohl eher schlechte Laune.
Wir müssen schon viel früher aufs Boot. Es ist vermutlich das einzige, das heute fährt. Nach einem letzten Frühstück in unserem schönen Hotel gehts auf zum Hafen. Wir sind nicht mal sicher ob und wann das fährt, aber eigentlich ist es allen egal. Hier könnte man noch viel länger bleiben. Ja, auch der Abschied von Nadine fällt uns schwer.
Nach einer erstaunlich ruhigen Überfahrt erwartet uns der Bus und wir fahren nach Giardini Naxos, dem hübschen Ort an Siziliens Ostküste. Auch hier ein wunderbares Hotel direkt am Meer. Nach einer kurzen Pause geht es los, auf zum Ätna, den wir schon seit dem frühen Morgen sehen. Es hat geschneit letzte Nacht, mal schauen, was wir machen können. Die Fahrt geht auf rund 1900m hinauf, vorbei an riesigen Lava-Feldern, Obst- und Nussbäumen in eine unwirkliche Mondlandschaft. Uh, hier ist es kalt und windig, aber wir sind ja vorbereitet. Hoch geht es auf die Silvestri-Krater. Aber nein, es fängt leicht an zu schneien, der Wind wird immer stärker. Wir tanzen im Wind auf dem Vulkan. Ein Erlebnis, das wir wohl nie mehr vergessen. Aber bevor uns die Hände abfrieren oder der Wind uns wegfegt, ab ins nächste Lokal. Die heisse Schokolade ist so dick und dunkel wie Lava und holt jeden von uns wieder zurück ins Leben. Wir brechen ab und schon während der Fahrt ins Tal, fängt die Sonne wieder an zu scheinen und geniessen unseren letzten Abend……ja «Er» so wird der höchste Vulkan Europas von den Einheimischen genannt, treibt gerne seine Spässe.
Der letzte Tag ist frei und jeder kann machen was er will. Aber wir sind zu einem neuen Ausflug bereit. Wir fahren nach Taormina. Diese hübsche, hochgelegene Stadt gehört zu den meistbesuchten Attraktionen in Sizilien. Heute sind fast keine Leute da, wir geniessen den Bummel durch die Stadt, kaufen die letzten Souvenirs und setzen uns nochmals in eine der vielen Bars, lachen und geniessen die tolle Atmosphäre sowie das letzte Beisammensein.
Ja, so geht auch der letzte Tag vorbei und in Catania wartet unser Flieger. Müde, vollbepackt mit Kapern, Wein und geräuchertem Ricotta-Käse, unseren Wanderstöcken und gefühlten 10000 Fotos steigen wir ins Flugzeug und sind nach 2 Stunden zurück in Zürich. Ja, es heisst Abschied nehmen und selbst in Corona – Zeiten geht dies nicht ohne Umarmung.
Ja, diese kleine Gruppe ist zu einer Familie zusammengewachsen. Jeder hat die Reise genossen, einige möchten nochmals zurückkommen und die restlichen Inseln besuchen. Filicudi und Alicudi, da gibt es nicht mal Strassen und das einzige «Fahrzeug» ist 1PS, nämlich die Transport-Esel. Da muss man unbedingt mal hin.
Diese Reise hat eine bleibende Erinnerung hinterlassen, nicht nur wegen den Kilos, die wir mehr haben, nicht wegen dem Muskelkater in den Oberschenkeln, nein weil diese Inseln was ganz Spezielles sind. Auch wenn man nicht wandern will, kommt man auf den Perlen des tyrrhenischen Meeres voll auf seine Kosten. Viel Spass beim Entdecken.