Mittelmeer trifft Orient auf der Costa Fortuna mit Margrit Heinimann
Mittelmeer trifft Orient auf der Costa Fortuna
Was für eine tolle Reise, diese Kreuzfahrt vom Mittelmeer zum Atlantik – fröhliche, nette Gäste, eine tolle Schifffahrt mit vielseitiger Unterhaltung und feinstem Essen sowie Destinationen, von denen eine schöner und interessanter war als die andere! Am frühen Morgen fuhren wir los, via Martigny, durch den grossen St. Bernard, das schöne Aostatal und den Piemont gings an die Ligurische Küste, nach Savona, wo die Costa Fortuna bereits im Hafen lag. Die Einschiffung war einfach und schnell, sodass die Gäste bald schon beim Mittagsbuffet auf Deck 9 sassen, während ihre Koffer direkt zur Kabine gebracht wurden. Danach gings auf, das “Was-Wo” auf der Costa Fortuna zu entdecken. Im Theater gab es eine Informationsveranstaltung in verschiedenen Sprachen zu allem Wissenswerten des Lebens an Bord und ein paar geschichtliche Hintergründe über die Destinationen. Bald darauf ertönten die Schiffssirenen für die obligatorische Rettungsübung, bei der sich jeweils alle neu-angekommenen Passagiere mit Schwimmweste an den ihnen zugeteilten Sammelplatz begeben müssen.
Am späteren Nachmittag hiess es “Leinen los”, und die Costa Fortuna steuerte erst durch den Golf von Genua und die Thyrrenische See in Richtung Civitavecchia, den Hafen von Rom, an der Küste Latiums.
Bei unserer Ankunft am nächsten Morgen warteten bereits viele Ausflugsbusse darauf, die Passagiere an ihre verschiedenen Wunschdestinationen zu bringen. Einzelne fuhren ins Zentrum von Civitavecchia sowie die geschichtsreiche Umgebung, wo Sehenswürdigkeiten wie das Fort Michelangelos, mehrere Kirchen, das archäologische Museum und die römische Ausgrabungsstätte “Terme Taurine” von der Bedeutung dieses Gebietes in der Antike zeugen.
Die meisten Busse aber fuhren nach Rom, wo einige eine übersichtliche Rundfahrt in und um die ewige Stadt zum Ziel hatten, während andere sich auf die antiken Zeitzeugen im Zentrum konzentrierten und wieder andere auf den Vatikan mit der prachtvollen sixtinischen Kapelle und den grossartigen Vatikanischen Museen .
Was immer die Teilnehmer gewählt hatten, am Abend kamen alle begeistert von ihrem Ausflug zurück. Auch diejenigen, die auf dem Schiff geblieben waren, zeigten sich zufrieden, denn für sie gab es nicht nur verschiedenste Unterhaltungsangebote, sie hatten auch Swimmingpools und Liegestühle fast ganz für sich – ideal, um die Stille zu geniessen und in einem Buch zu schmökern.
Danach waren zwei Tage auf See angesagt.
Für die “Nachteulen” sind See-Tage oft besonders willkommen, weil sie dann ausschlafen können, ohne Risiko, den Ausflugsbus zu verpassen. Das Frühstück ist ohnehin kein Problem, denn auf dem Schiff gibt es immer auch ein spezielles Frühstücksbuffet für Langschläfer. Allseits beliebt an den Tagen auf See sind jedoch die vielen Möglichkeiten für Sport, Spiel und Unterhaltung wie zum Beispiel bei schönem Wetter am Morgen auf Deck ein paar Runden zu drehen, sein Fitnessprogramm im Gym an den Geräten zu absolvieren oder etwas gemässigtere Fitnessübungen unter Anleitung zu machen, in ein erfrischendes Bad in einem der Swimmingpools einzutauchen, an einem Spiel, Tanz- oder Bastelkursen teilzunehmen, schon bei Tag in einer der Bars Live Musik zu geniessen und vielleicht sogar das Tanzbein dazu zu schwingen. Die Gäste hatten auch die Möglichkeit, sich im Beautycenter verwöhnen zu lassen oder ihr Glück im Casino zu versuchen. Und jeden Abend, ob auf See oder im Hafen, gab es tolle Shows im Theater.
Für mich sind die See-Tage besonders wertvoll, weil ich dann überall meine Gäste antreffe, wobei nicht nur eventuelle Probleme unkompliziert ausserhalb der Sprechstunde gelöst und Fragen beantwortet werden können, sondern weil meist auch ein fröhlicher Funken überspringt und viel gelacht wird, was jeder Seele gut tut. Die Gäste sagen auch oft, wie viel es ihnen bedeutet, nach einer stressreichen Zeit zuhause oder im Geschäft, wieder mal richtig loslassen und lachen zu können.
Während dieser zwei Tagen (und Nächten) steuerte der Kapitän sein Schiff erst zwischen den Inseln Korsika und Sardinien durch, später zwischen den Balearen und dem spanischen Festland, und letztlich zwischen dem afrikanischen und europäischen Kontinent. Auf dieser Route hat man manchmal Land in Sicht, besonders in der Meerenge von Gibraltar, wo die engste Stelle zwischen Europa und Afrika nur gerade 14 km beträgt. Und mit etwas Glück kann man auch Delfine und Orkas sehen, die sich gerne in diesen Gewässern tummeln.
Am Morgen des fünften Tages legten wir an der Westküste der spanischen Halbinsel an, im Hafen der sich auf einer Landzunge befindenden andalusischen Stadt Càdiz. Diese Hochburg für Flamenco ist eine der ältesten Städte des westlichen Europas. Neben bemerkenswerten historischen Bauwerken sind auch die hübschen kleinen Gassen und Häuser mit bunt verzierten Fassaden ein Blickfang, und die prächtigen Parkanlagen sowie die lange Strandpromenade, die zu einem schönen, weitläufigen Strand führt, luden zum Verweilen ein.
Aber weiter nördlich, in der charmanten portugiesischen Hauptstadt Lissabon, warteten schon die nächsten Sehenswürdigkeiten darauf, von den Gästen entdeckt zu werden. Zuerst aber galt es, mit einer der nostalgischen Strassenbahnen einen der Hügel hochzufahren, um die Aussicht zu geniessen. Selbstverständlich wollte auch niemand die Denkmäler, die an Portugals grossartige Vergangenheit als Seefahrernation erinnern, ausser Acht lassen und ebenso wenig die mächtigen alten Sakralbauten sowie die interessanten technischen Bauwerke. Glücklicherweise blieb unser Schiff hier zwei Tage im Hafen, sodass man nicht hetzen musste. Am Abend hatte man sogar noch Gelegenheit, über die kopfsteingepflasterten Strassen und die die beleuchteten mittelalterlichen Gassen zu schlendern, während wehmütige Klänge aus den typischen Fado-Lokalen ans Ohr drangen.
Danach ging es wieder zur Südspitze der iberischen Halbinsel aber diesmal direkt auf das umstrittene britische Übersee-Kleinod, Gibraltar. Ganz klar, dass alle auf den berühmten “Affenfelsen” hoch wollten. Vor der Seilbahn bildeten sich entsprechend lange Schlangen, aber stattdessen mit einem Sammeltaxi zu fahren, war ebenso schön. Die Aussicht aus den verschiedenen Perspektiven der kurvigen Strasse auf die wunderschöne Bucht (und unser Schiff!), waren atemberaubend. Eindrücklich auch die grosse beleuchtete Tropfsteinhöhle, die wir oben besuchen konnten, doch das ganz Besondere war natürlich die Begegnung mit den Berberaffen, die uns ohne jegliche Scheu auf der Kühlerhaube, am offenen Autofenster, auf den Felsen und den Geländern sitzend begrüssten. Ein unvergessliches Erlebnis!
Unsere nächste Destination für zwei Tage war Casablanca. Einige Gäste benutzten die Möglichkeit, von da aus Marokkos weisse Königsstadt, Rabat, zu besuchen. Die Fahrt war etwas lang, aber für die Teilnehmer ein weiteres Highlight der Reise.
Für mich war die vor etwas mehr als 20 Jahren erbaute Hassan-II.-Moschee in Casablanca mit ihrer Gebetshalle für 25’000 Personen, dem 210 m hohem Minarett, ein absolutes Highlight. Von den vielen Moscheen, die ich in allen Teilen der Welt gesehen habe, ist diese eine der eindrücklichsten, die vor allem im grandiosen Innenausbau kaum zu überbieten ist.
Mit Casablanca verabschiedeten wir uns vom afrikanischen Kontinent und steuerten wieder Europa zu.
Unser nächstes Ziel: Valencia, deren Innenstadt zwischen gemütlichen Flaniermeilen grossartige Meisterwerke der gotischen Architektur aufweist, von denen das ehemalige Seidenhandelszentrum, “Lonja de la Sede”, und die auf einem römischen Tempel aufgebaute Kathedrale mit dem Glockenturm “El Miguelete” besonders hervorstechen.
Faszinierend ist auch die futuristische Architektur der sogenannten “Stadt der Künste und Wissenschaften”, einem vom berühmten spanisch-schweizerischen Architekten, Bauingenieur und Künstler Santiago Calatrava geschaffenen, höchst beeindruckenden Gebäudekomplex, der verschiedene Museen, das grösste Aquarium Europas sowie ein IMAX-3D-Kino umfasst und sich in der gross angelegten Wasserfläche spiegelt. Dazu gehört eine riesige Gartenanlage mit mediterranen Pflanzen und zeitgenössischen Skulpturen. Dieses Gesamtkunstwerk zu besuchen, ist fast schon ein Muss!
Am nächsten Tag stand mit der katalanischen Hauptstadt Barcelona eine weitere künstlerische Hochburg auf dem Programm. Wenn man vom Hafen kommend die “las Rambla de las Flores” hoch schlendert, spürt man erst mal das pulsierende Leben einer modernen Stadt, gleich nebenan aber, in den engen, verwinkelten Seitengassen des “Barrio Gótico” findet man sich ins 14. und 15. Jahrhundert zurückversetzt. Wenige Minuten entfernt davon, im Pablo-Picasso Museum, taucht man – ebenso wie im Museum von Joao Miró – in eine ganz andere Welt. Aber ein Besuch Barcelonas wäre nicht komplett, wenn man nicht den Spuren von Antoni Gaudí Spuren nachginge,wobei die “Basilica de la Sagrada Familia” sicher das Prunkstück ist, gefolgt vom farbenfrohen Park Güell sowie dem Casa Vicens, seinem ersten bedeutendem Werk, in orientalischem und neomaurischem Stil, dem Casa Milà (La Pedrera) mit spektakulärem Dach und wellenförmiger Fassade
Wellenförmig ging es auch weiter zu unserem letzten Besuch, Marseille, der zweitgrössten und gleichzeitig ältesten Metropole Frankreichs. An der sonnigen Côte d’Azur gelegen, besitzt sie eine einzigartige Mischung aus mediterranem Flair und historischen Charme, etwa mit dem “Vieux Port” und dem Altstadtviertel “le Panier” sowie dem vor seiner Küste gelegenem “Château d’If”. Sein Wahrzeichen ist das auf einem Hügel über der Stadt thronende neuromanisch-byzantinischen Gotteshaus “Notre-Dame de la Garde”, bietet einen fantastischen Blick über Marseille und auf das Mittelmeer. Wie viele Leute haben wohl unserer Costa Fortuna nachgeschaut, wie sie am Abend den Hafen verliess, um unsere finale Destination, Savona, anzusteuern?
Und wir schauten auf die Stadt an der zauberhaften Küste zurück und auf eine wunderschöne Kreuzfahrt mit vielen unvergesslichen Eindrücken und Erlebnissen. Als wir am nächsten Morgen ausschifften, zeigten sich die Gäste etwas wehmütig, aber zufrieden und voll des Lobes, was ich als allerschönstes Andenken an die Reise mit nach Hause nahm.