Portofino & Cinque Terre mit Viola Schärer
Viola Schärer
Portofino & Cinque Terre
Wenn ich einmal reich wär…
Ja dann würde ich mit einer Luxusyacht im Hafen von Portofino ankern, ein feines ligurisches Fischgericht geniessen und mich von der italienischen Sonne verwöhnen lassen.
Nun – reich bin ich nicht, aber zusammen mit einer Gruppe car-tours.ch Gästen komme ich diesem Traum schon ziemlich nahe.
Nicht mit der Luxusyacht, aber mit einem komfortablen Reisebus und einem professionellen und gutgelaunten Chauffeur beginnen wir in Basel unsere Reise an die ligurische Küste. Wir werden Portofino besuchen und auch die berühmten 5 Dörfer, die Cinque Terre, die sich wie Schwalbennester an den Felswänden der Riviera de Levante festkleben.
Um 7 Uhr morgens fahren wir los, unsere 46 Gäste steigen in den verschiedenen Einsteigeorten ein und bis wir die Grenze zu Italien erreichen ist schon Mittag. Während der Fahrt erzählt uns auch unser Chauffeur Urs Felix einiges über die Gegend. Er hat sehr viel Erfahrung und kennt wirklich jede Ecke. Da bleibt mir Zeit unseren Kunden einen feinen Espresso zu servieren. Dabei lerne ich auch unsere Gäste ein bisschen kennen. Es freut mich jedes Mal, wenn ich im Bus in Gesichter blicke die neugierig schauen und mich freundlich anlächeln. Nebst dem Reisen ist das auch einer der Gründe die unseren Reiseleiterberuf so interessant und spannend macht.
Gegen Abend erreichen wir unser Hotel La Primula. Wohl einst eine ehemalige Villa mit einem lauschigen Garten liegt das Hotel an der Versilia Küste in Forte die Marmi in der Toskana. Die Küste der Versilia am Tyrrhenischen Meer beginnt im Süden mit der Hafenstadt Viareggio (auch bekannt für den zweitgrößten Karneval Italiens) und endet im Norden mit dem Küstenort Marina di Massa. Bei der Anfahrt erblicken wir plötzlich «weisse Berge» bei Carrara. Aber es ist nicht Schnee der auf den Berggipfeln liegt, sondern der weltberühmte weisse Carrara Marmor. Der Name Carrara leitet sich aus dem keltischen ab und heißt übersetzt „Steinbruch“. Die Preise von Marmor sind so unterschiedlich wie die Kosten einer Flasche Rotwein. Günstiger Marmor aus China oder Indien sind teilweise bereits für ein paar Euro pro Quadratmeter zu haben. Exklusive und seltene Materialien kosten dann schon hunderte und sogar über tausend Euro pro Quadratmeter.
Nachdem wir unsere Zimmer im Hotel bezogen haben, reicht die Zeit sogar noch für einen Aperol Spritz bevor wir uns zum Abendessen begeben. Die Meisten sind schon etwas müde von der Fahrt und schon bald seh ich kein Licht mehr brennen. Buona notte!
Am Morgen beim Frühstück stellen wir fest, dass wir alle dasselbe Problem hatten- es war kalt im Zimmer! Jetzt wissen wir aber, dass die kleine, weisse Fernbedienung nicht für den Fernseher gedacht ist, sondern um die Klimaanlage / Heizung einzuschalten oder zu regulieren. Gott sei Dank – wir sind gerettet!
Um 8 Uhr fahren wir los Richtung La Spezia. Heute besuchen wir drei der fünf Cinque Terre Dörfer- Monterosso al Mare – Vernazza- und Manarola.
Das Gebiet der Cinque Terre, ist ein etwa zwölf Kilometer langer Küstenstreifen entlang der italienischen Riviera, das als Nationalpark sogar unter Naturschutz steht. Seit über 20 Jahren gehören die Cinque Terre sogar zum UNESCO Weltnaturerbe.
Alena, unsere lokale Reiseführerin, die uns für die nächsten 2 Tage begleitet, besorgt für uns am Hafen die Tickets für die Bootsfahrt nach Monterosso. Das Meer ist ruhig, schimmert im Sonnenlicht azurblau und wir fahren bei leichtem Wellengang der ligurischen Küste entlang. Nach 2 Stunden haben wir sicher 100 Fotos gemacht, uns durch den Fahrtwind die Haare zerzaust und ein kleines Magenknurren im Bauch. Dementsprechend gibt es auch nur eine kleine Führung durch den beschaulichen Ort, damit wir uns einen feinen italienischen Kaffee bestellen können. Die Zeit reicht auch noch für eine Focaccia, ein ligurisches Fladenbrot aus Hefeteig, das vor dem Backen mit Olivenöl, Salz und eventuell Kräutern oder Pesto belegt wird. Ursprünglich stammt die Brotspezialität aus Genua und wird traditionell zum Frühstück verspeist.
Nach einem kurzen Aufenthalt geht es wieder mit dem Boot zurück, zum nächsten Dorf – Vernazza. Das Ort hat 950 Einwohner und ist gemäss Aussage von Alena das schönste der fünf Dörfer der Cinque Terre. Auf der breiten Hauptgasse zwischen dem Bahnhof (der zur Hälfte in einem Tunnel gelegen ist) und der Piazza am Hafen spielt sich das vom Tourismus geprägte Leben der Stadt ab. Im Jahr 2011 wurde die Stadt durch eine tsunamiartige Flutwelle verwüstet, ein großes Wandplakat in der Nähe des Bahnhofs erinnert mit beeindruckenden Fotos an diese Katastrophe.
Da wir ja noch das dritte Dorf- Manarola besuchen wollen, müssen wir uns an den Zugfahrplan halten. Leider bleibt uns deshalb auch sehr wenig Zeit um an diesem romantischen Ort zu verweilen. Sehr zum Unmut für einige Gäste- ja auch wir Guides wären hier gerne länger verweilt.
Doch dafür bleibt uns in Manarola mehr Freizeit zur Verfügung. Mit einem sehr modernen Regionalzug erreichen wir Manarola. Der Ort liegt zwischen Corniglia und Riomaggiore und ist nach Corniglia das zweitkleinste Dorf in den Cinque Terre.
In den vergangenen Jahrhunderten lebten die Menschen hier vom Fischfang und Weinbau. Meist übernahmen Frauen die Arbeit im Dorf, während die Männer im Arsenal von La Spezia oder im Hafen von Genua ihrer Arbeit nachgingen. Das Leben war ein ewiger Kampf gegen die Natur und gegen Seeräuber, die in die Dörfer einfielen und Frauen und Kinder raubten. Heute raubt uns hier nur noch die Aussicht aufs Meer den Atem, einfach nur wunderschön! Endlich haben wir Zeit und können gemütlich spazieren gehen und anschliessend eine traditionelle Trattoria besuchen. An der ligurischen Riviera locken natürlich Fischgerichte / Meeresfrüchte, sowie der Cinque Terre Weisswein. Oberhalb der Ortschaften werden Wein, Zitrusfrüchte und Oliven angebaut. Durch den Weinanbau entstanden bereits im Mittelalter die ersten Terrassen, die noch heute so typisch für die Region sind. Wir staunen als wir die steilen Rebhänge erblicken und fragen uns, wie hier wohl geerntet wird?
Noch ein letztes Mal steigen wir in den Zug und fahren zurück nach La Spezia. Nach einem kurzen Spaziergang zurück zum Hafen erreichen wir unseren Bus. Urs erwartet uns schon und ist gespannt was wir ihm so alles vom heutigen Tag zu erzählen haben.
Zurück im Hotel nutzen einige der Gäste die Zeit und machen einen Spaziergang entlang der Strandpromenade. Oder sie mieten sich im Hotel ein Fahrrad und besuchen das Zentrum. Forte die Marmi ist der exklusivste Badeort an der Versilia Küste, in der Einkaufsstrasse findet man die Modeboutiquen von Dior und Co.
Wenn ich einmal reich wär…
Gut ausgeschlafen und mit einem reichhaltigen Frühstück gestärkt starten wir heute zusammen mit Alena unseren Ausflug nach Portofino. Mit dem Bus fahren wir nach Santa Margherita Ligure, wo uns das Boot nach einer 15-minütiger Fahrt nach Portofino bringt.
„Love in Portofino“ -mit diesem Lied aus dem Jahre 1958 begann sich das südöstlich von Genua gelegene Fischerdorf in einen Luxus Ort zu verwandeln. Portofino ist vor allem bekannt für seinen kleinen Hafen, in dem die Schiffe der Schönen und Reichen anlegen, und daneben für Luxus-Boutiquen sowie schicke Restaurants. Wir folgen den Spuren von Hollywood-Legenden wie Humphrey Bogart, Liz Taylor, Clark Gable und Ingrid Bergmann.
In den 1950er-Jahren war Portofino der Treffpunkt der italienischen Noblesse. Ein Fischerdorf, das lange Jahre von der europäischen Hocharistokratie unter Beschlag genommen wurde. Später kam der internationale Jetset hinzu. Das machte auch die Einheimischen reich. Noch heute ist Portofino der Ort mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen aller italienischen Kommunen, die Wohnungen mit Meerblick haben Quadratmeterpreise wie man sie bei Luxusappartements in Mailand oder Paris findet.
Wer Lust hat spaziert mit Alena hoch zur Chiesa San Giorgio, eine orange und weiß gestrichene Kirche auf dem Hügel mit einer Wahnsinns-Aussicht übers offene Meer und Portofino. Hinter der Kirche führt der Weg weiter hinauf zum Castello Brown, einer Festung aus dem 16. Jahrhundert. Die Burg, die über dem Meer thront, erblickt man schon von weitem wenn man mit dem Schiff ankommt. Im Innern gibt es eine Ausstellung. In den Zimmern sieht man Kunstwerke, Möbel und private Gegenstände des einstigen Besitzers, Sir Montague Yeats Brown.
Der war Ende des 19. Jahrhunderts britischer Botschafter in Genua und hatte hier viele hochkarätige Gäste zu Besuch. Es gibt zum Beispiel eine Fotosammlung von Kaffeekränzchen mit Winston Churchill oder Walt Disney.
Auch heute sind immer wieder Promis in der Burg: 2022 fand hier die Hochzeit der Kardashians statt.
Unten am Hafen auf der Piazetta gibt es diverse Lokale und auch eine leckere Gelateria. Heute gönne ich mir ein Amarena Glace- mhhhh, so guet!
In den Augenwinkel entdecke ich ein kleines Modegeschäft: MC2 Saint Barth. Ein Luxusbademodegeschäft mit Sitz in Milano. Im Schaufenster lächeln mir die Modepuppen zu!
Wenn ich einmal reich wär…
Gegen 14 Uhr sind wir dann wieder zurück und zusammen mit Urs beschliessen wir noch einen Abstecher nach Rapallo zu machen. Die Stadt mit ihren rund 30.000 Einwohnern zählt zu den größeren Ferienorten an der Riviera di Levante. In den 1920er Jahren kam hier der Vertrag von Rapallo zustande, der für Deutschland von großer Bedeutung war. Darin verzichtete die damals frisch gegründete UDSSR auf Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg. Von meiner letzten Reise ist mir noch ein schönes Kaffee in Erinnerung geblieben. Hier findet man viele kleine süsse Versuchungen, wer kann dazu schon Nein sagen. Unseren Chauffeur Urs dürfen wir dabei aber nicht vergessen- ja klar, auch er bekommt ein Mini Früchte- Törtchen um ihm die Wartezeit im Bus zu versüssen.
Pünktlich um 15 Uhr fahren wir zurück nach Forte die Marmi. Pünktlich- ja das sind sie- unsere Gäste. Niemanden mussten wir suchen, verloren haben wir auch keinen- alle sind immer zurzeit im Bus. Es reicht sogar (wenn auch knapp 😊) um noch eine Salami zu kaufen, an der letzten italienischen Raststätte, bevor wir wieder in der Schweiz ankommen.
Urs fährt uns wieder sicher zurück, obwohl heute schon einiges los ist auf dem Weg über den Cisa Pass und um Mailand herum. Urs, du machsch das super- dies ist auch die Meinung aller Gäste, die dies mit einem grossen Applaus bekräftigen. Wir sind ein Team und es ist eine tolle Zusammenarbeit. Merci!
4 Geburtstage haben wir gefeiert und im Bus gemeinsam ein Geburtstagsständchen gesungen. Ja, und unsere Jodlerin hat uns noch 2 Lieder im Bus vorgetragen- eine tolle Stimmung, fast wie auf einer Volksmusikreise! 46 aufgestellte Gäste- in nur 4 Tagen haben wir uns schon ziemlich gut kennengelernt und am liebsten würde ich die ganze Gästeschar noch einmal einladen um mitzukommen- wenn….
Wenn ich einmal reich wär!
Bis zur nächsten Reise
Viola Schärer