Sardiniens zauberhafter Norden
Es berichtet für Sie unsere Reiseleiterin
Susanna Giovanoli
Sardiniens zauberhafter Norden
LA VITA È BELLA
Voller Vorfreude und Erwartungen fahren wir – die Gäste des Busses 29 – aus den Regionen Basel, Olten, Aarau, Zürich, Pfäffikon und Sargans – über den San Bernardino Richtung Süden. Gedanken und Bilder von Sardinien gehen uns durch den Kopf. Denkt man an Sardinien, denkt man oft nur an die Costa Smeralda, die der Milliardär Agha Khan vor 50 Jahren für seinesgleichen entwarf. Es gibt aber viel mehr zu erkunden auf Sardinien.
Wenn ich «meinen Gästen» im Bus über Italien erzähle, sage ich ihnen gleich am ersten Tag der Reise, dass jede Reise nach Italien ein Abenteuer ist und keine Reise gleich verläuft. Am besten sei es immer, wenn man offen, gelassen und neugierig bleibt….
Bella Italia hat uns bereits in Livorno «gezwungen», uns in Geduld zu üben. Das Einschiffen auf die Grimaldi Fähre war ein Abenteuer per se. Wer schon einmal in Italien war, weiss, dass im Bel Paese alles etwas langsamer geht. Beim Warten auf dem Hafengelände in Livorno staunen wir nicht schlecht, wie viele Autos, Motorräder, Lieferwagen, Busse und Laster aus den Fähren rausfahren. «Unsere Grimaldi Fähre» verfügt über eine Passagierkapazität von 1800 Leuten und hat eine Garagenkapazität von 1’950 Lademeter.
Dann endlich, nach langem hin und her dürfen wir aufs Schiff. Wir beziehen unsere Kabinen und erkunden die Fähre. Mit eineinhalb Stunden Verspätung verlässt unser schwimmendes Hotel den Hafen von Livorno. Verspätung hin oder her – wir fahren los. Nicht auszudenken, wenn das Hafenpersonal gestreikt hätte oder die Restaurantbesatzung die Arbeit niedergelegt hätte…. Alles schon dagewesen….
Sardinien empfängt uns am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein, und unser Roadtrip auf Sardinien wird ein echtes Highlight.
Man mag es kaum glauben, aber Sardinien sieht an vielen Stellen wie die Karibik aus: türkisblaues Meer, kristallklares Wasser, traumhafte Buchten und weiße Sandstrände. Eigentlich fehlen nur noch saftig grüne Palmen.
Unser Localguide Tiziano erwartet uns im Hafengelände von Olbia und kaum an Bord des Busses übernimmt er das Kommando. Es stellt sich bald heraus, dass Tiziano ein Genie des Wissens ist. Egal ob Geschichte, Geografie, Botanik… er weiss einfach alles und wird nicht müde uns in einem perfekten Deutsch über «Gott und die Welt» zu informieren…. und singen kann Tiziano auch – immer wieder gibt er uns eine Kostprobe seiner wunderbaren Stimme…. im Bus, in der Kirche, bei der Malvasia-Verkostung…. Mamma mia….
Mit unserem konfortablen Bus verlassen wir Olbia und fahren nordwärts der wunderschönen Küste entlang. Die Costa Smeralda, die Küste der Reichen und Schönen, ist eine der bekanntesten Regionen dieser Insel. Hier trifft sich im Sommer die High Society mit ihren teuren Autos und großen Yachten. An der Promenade wird in einem der vielen Clubs und Bars bis in die Morgenstunden gefeiert.
Wir fahren durch die Gallura und erfreuen uns den vielen Korkeichen die hier wachsen. Tiziano lehrt uns, dass die Korkeiche ein Überlebenskünstler und wertvoll für Flora und Fauna in ihrer Umgebung ist. Ihre feuerfeste Rinde aus Kork schützt sie vor Buschbränden, die Baumkrone spendet Schatten und schützt die im Wald lebenden Pflanzen und Tiere vor der brennenden Sonne. Die ätherischen Öle im Blattwerk sind für schmarotzende Pflanzen und Tiere ein wahres Gourmetfrühstück. Korkeichen sind übrigens optimale Klimaverbesserer. Über die Baumkrone nehmen die Bäume CO2 auf und verringern die Umweltverschmutzung. Nach der Entrindung lassen Korkeichen Sauerstoff in einer größeren Menge frei. Auch die Qualität des Korks steigt mit der Zeit. 90 % der gesamten Korkproduktion Italiens stammt aus Sardinien. Mittlerweile werden nicht nur Bodenbeläge und Zapfen hergestellt, sondern auch viele Souvenirgegenstände, von Masken über Vasen oder Schmuckkästchen – ja, sogar Kleidung wird neuerdings aus Kork hergestellt.
Schafe. Schafe. Schafe. Aktuell leben auf Sardinien über 4,7 Millionen dieser zotteligen Viecher. Einwohner hingegen “nur” 1,6 Millionen. Das sind pro 1’000 Einwohner fast 3’000 Schafe. Die Sarden haben die Schafszucht und die Verarbeitung von Käse, von Generation zu Generation weitergegeben. Der Pecorino sardo hat je nach Art eine Reifezeit von 3 – 6 Monaten. Beim Pecorino sardo werden zwei Sorten unterschieden, der “dolce“ und der “maturo“ und verkauft wird der Pecorino weltweit.
Via Porto Rotondo, Porto Cervo, Baja Sardegna und Castelsardo erreichen wir am frühen Abend unser Hotel Corte Rosada in Alghero.
Das Hotel liegt traumhaft schön direkt am Strand und macht mit seinen kleinen Bungalows einen sehr aparten Eindruck. Man erwartet uns mit einem Begrüssungsapéro an der Hausbar und einem feinen Nachtessen.
Drei Nächte logieren wir an diesem wunderschönen Ort und geniessen täglich feine Frühstücks- und Abendessenbuffets. Der dritte Tag unserer Reise führt uns nach Bosa. Die Fahrstrecke dorthin könnte nicht schöner sein. Die Strasse führt etwas höher gelegen direkt am Meer entlang. Bei einer Aussichtplattform machen wir einen Fotostopp. Welch grandiose Aussicht…. und welch ein Glück – wir können sogar Gänsegeier beobachten.
Bosa ist ein kleines Handwerksstädtchen und steht in der Liste der „10 schönsten Dörfer Italiens“. Die Altstadt wird von der Burgruine des Castello Malaspina aus dem 12 Jh. überragt. Wir streifen durch die Strassenschluchten und den Gassen und bewundern die bunt gestrichenen Häuser.
Olivenhaine und Weinberge prägen das bergige Umland. Nach der Mittagspause geht es in ein kleines Lokal zu einer Malvasia-Degustation. Malvasia di Sardegna ist eine sehr alte Weissweinsorte, süss und aromatisch und der Anbau ist überall auf der Insel zugelassen. Zugleich gab die Insel Sardinien dem Wein seinen Namen.
Wir machen einen kleinen Abstecher nach Tinnura. Tinnura, ein kleines Dorf zwischen Tresnuraghes und Suni überrascht uns mit bunt gestalteten Häuser und mit vielen Murales an den Hauswänden und Kunstwerken im ganzen Dorf. Seit Ende der 1990er präsentieren die Künstler Monne und Pilloni bekannte Szenen aus dem bäuerlichen Leben wie z.B. der Kornernte, der Korbmacherei, der Schafschur oder der Olivenernte…. Uns allen hat es gefallen, durch die Gassen zu schlendern.
Der vierte Tag unserer Reise steht zu unserer freien Verfügung. Der Tag ist sonnig, aber auch windig. Einige Gäste geniessen das dolce far niente am Hotelpool oder am Strand, andere zieht es ins Städtchen Alghero und wiederum andere machen einen Spaziergang.
Der fünfte und letzte Tag auf Sardinien führt uns nach Alghero. Um einen ersten Eindruck von Alghero zu gewinnen, führt uns unsere lokale Reiseleiterin Imme auf einen Rundgang durch die überwiegend gotische Altstadt. Durch die Via Roma gelangen wir zur Kathedrale Santa Maria. Diese Kirche ist ein wahres Sammelsurium an architektonischen Einfällen und Baustilen, da im Laufe der Zeit viele Herrscher, Baumeister und auch Religionen ihre unverwechselbaren Spuren an dem Gebäude hinterlassen haben. Bei unserem Spaziergang über die Mauerkrone der Stadtmauer geniessen wir einen beeindruckenden Blick auf die Bucht von Alghero und auch den herrlichen Meerblick und fühlen uns ganz nebenbei wie ein Eroberer aus früheren Zeiten.
Alghero mag vielleicht nicht die typischste Stadt Sardiniens sein, doch ihr strenger spanisch-aragonischer Charakter, der sich harmonisch mit der sardischen Lebensart verbindet, gibt ihr das Flair einer fremdartigen, herben Schönheit, die es meisterhaft versteht, die Besucher in ihren Bann zu ziehen.
Infolge von Wind und Wellen ist die Tropfsteinhöhle Grotta di Nettuno geschlossen und wir können die Bootstour zum Capo Caccia nicht unternehmen. Somit bleibt mehr Zeit, uns in den Gassen von Alghero treiben zu lassen, in dem einen oder anderen Restaurant Halt zu machen und ebenso in den vielen «Lädeli» zu stöbern. Am späteren Nachmittag fahren wir nach Porto Torres. Hier besuchen einige Gästen die Basilika San Gavino – ein Meisterwerk romanischer Kirchenbaukunst und grösster Sakralbau der Insel. Andere Gäste wiederum geniessen ein Café oder aber nutzen die Zeit für letzte Einkäufe in bella Italia.
Anschliessend fahren wir zum Fährhafen und nach genauster Kontrolle unserer Ausweisspapieren dürfen wir bald auf die Tirrenia Line einschiffen. Die Übernachtung erfolgt an Bord und trotz Sorgen des einen oder anderen Gastes, ist die Überfahrt nach Genua nicht so stark vom Wellengang begleitet wie befürchtet. Bereichert mit vielen neuen Eindrücken treten wir am sechsten Tag die Heimreise an. Manch einer von uns döst vor sich hin und träumt und zehrt von den vielen schönen eben erst gelebten Erlebnissen in BELLA SARDEGNA.
Wir kommen wieder nach Sardinien, denn wir haben «nur» den Norden Sardiniens gesehen. Wir bleiben neugierig und werden den Rest der Insel «la prossima volta» ansehen und erkunden ?
Petrus war uns gnädig – ganz nach dem Motto: wenn Engel reisen…. ? Wir durften jeden Tag die Sonne geniessen.
Ein grosses Dankeschön an jeden einzelnen Gast des Busses 29 für die gute Laune, die Freundlichkeit, das Mitmachen…. ? Alle haben dazu beigetragen, dass dies eine tolle Reise wurde ?und natürlich auch ein grosses Dankeschön an unseren sympathischen Busfahrer Luis, der die vielen Kilometer landauf und landab so einwandfrei gefahren ist ?
Liebe Gäste, es war fantastisch mit Euch ?
Herzlichst, Eure Reiseleiterin Susanna Giovanoli