Trentino & Bernina Express
Es berichtet für Sie unsere Reiseleiterin
Priska Stettler
„Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon“ – Augustinus Aurelius
Wie lange begleitest Du schon Reisen von Car-tours?
Ich habe im Dezember 2018 meine erste Volksmusik-Reise begleitet (Francine Jordi und Oesch’s die Dritten).
Wie wurdest Du Reiseleiterin?
In früheren Jahren war ich schon einmal mehrere Jahre als Reiseleiterin beim Reisebüro Imholz tätig. Reisen war schon immer mein Traum, darum habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht. Angefangen habe ich mit stationären Einsätzen an diversen Badeferien Destinationen. Später durfte ich Städtereisen in ganz Europa begleiten, sowie auch eine Nordamerika-Rundreise. Im Frühling 2018 war ich als Gast auf der 5-Städte-Safari dabei. Dort hat mich das Reisefieber wieder voll gepackt. Nach einem 20-jährigen Mutterschaftsurlaub habe ich nun den Wiedereinstieg in die Reisebranche gewagt. Ich liebe es, meine Begeisterung über die schönen Dinge der Welt mit anderen Menschen teilen zu dürfen.
Was sind Deine liebsten Reiseziele als Reiseleiterin?
Mir gefällt es eigentlich überall auf der Welt. Jeder Ort ist speziell und hat viel Interessantes zu bieten. Das „Dolce vita“ des Südens finde ich aber besonders reizvoll.
Verreist Du auch in den eigenen Ferien? Wenn Ja, wohin?
Mit meinem Mann mache ich jedes Jahr Veloferien und immer in einem anderen Land. Die Nähe zur Natur und der Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung schätze ich sehr. Das grösste Highlight war jedoch unsere Expeditions-Reise mit einem Eisbrecherschiff in die Antarktis. Die faszinierende Eislandschaft und die einmalige Tierwelt bleiben immer in meinem Herzen.
Trentino & Bernina Express
Unser Ziel heute ist das Val di Sole, auf Deutsch das Tal der Sonne, im Trentino. Das Val di Sole im nordwestlichen Trentino ist eine authentische grüne Oase und von spektakulären Hochgebirgsketten umgeben: die Brenta-Dolomiten wurden erst kürzlich von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt. Die Perle im alpinen Raum, die im Norden vom berühmten Stilfserjoch-Nationalpark und im Süden vom Adamello-Brenta-Naturpark eingeschlossen ist, bietet Natur pur.
Wir starten frühmorgens bei frischen Temperaturen in Bern, fahren Richtung Thun. Die Sonne geht auf und wir sehen die Silhouetten von Eiger, Mönch und Jungfrau. Am Thuner- und Brienzersee entlang überqueren wir den Brünig, wo am Waldrand einige Rehe gemütlich äsen. Dann erreichen wir auch schon bald Luzern. Die letzten Gäste steigen zu und unsere Reise geht weiter über den Hirzel ins Glarnerland, wo wir unsere erste Kaffeepause machen. Die Stimmung ist fröhlich und der erste Prosecco wird auch schon serviert. Das Wetter ist super schön und unser Chauffeur Jürg Fahrni von Roki Reisen beschert uns deshalb eine wunderschöne Panoramafahrt über den Arlbergpass.
Während der Mittagspause erfahren wir, dass sich in der Gegend von Innsbruck und auf der Brennerautobahn die Autos über mehrere Kilometer stauen. Deshalb hat Jürg, „als alter Chauffeur-Hase“ vorgeschlagen, eine andere Route zu wählen. Das, was uns dann geboten wurde, war einfach fantastisch und einzigartig. Auf der Fahrt über den Reschenpass hinunter nach Meran, durch das Vinschgau bis nach Bozen reiht sich ein Highlight an das nächste.
Was ist denn das? Im Reschensee ragt ein Kirchturm aus dem Wasser… Jürg erzählt uns, dass Teile des Dorfes überflutet werden mussten, um den Stausee zu füllen. Die Bewohner mussten ihre Häuser verlassen und in höher gelegene Gebiete umziehen. Eine Legende sagt, dass man noch heute den Glöckner die Kirchglocken läuten hört. Das Vinschgautal ist geprägt von vielen Reben und Apfelplantagen und verleiht ein mediterranes Flair. Bei so viel Schönheit vergeht die Zeit wie im Fluge und wir erreichen unser Ziel für die nächsten drei Tage.
Das Hotel empfängt uns mit einem Willkommensdrink und kleinen Häppchen. Die Gäste unterhalten sich über verschiedene tolle Reisedestinationen und schliessen erste Bekanntschaften. Nach dem feinen Abendessen fallen wir müde, aber zufrieden in unsere Betten.
Nach dem Frühstück fahren wir zum kleinen Bahnhof Male, wo wir die trentinische Schmalspurbahn nach Trento besteigen. Vorbei an kleinen Dörfern, unzähligen Apfelplantagen und Reben erreichen wir Trient, die Hauptstadt des Trentinos.
Trento nennt sich nicht umsonst die schönste Stadt der Alpen. Die Stadt liegt, umgeben von Bergen, im Flusstal der Etsch. Bei einer ortskundigen Führung erfahren wir viel über das „Castello Buonconsiglio“ (gute Wünsche), seine spätmittelalterlichen Fresken und seine Geschichte. Wir bestaunen den imposanten Dom und den Neptunbrunnen, der das Symbol für Reichtum an Wasser ist. Wasser – ist dann auch das Stichwort. Es ist ziemlich heiß geworden. Durst und Hunger machen sich bemerkbar. Wir verabschieden uns von Carmen und jeder sucht sich ein schattiges Plätzchen für einen kühlen Aperol Spritz oder ein Bierchen. Ach, ist das Leben schön!
Mit einem feinen italienischen Gelato machen wir uns gemütlich auf den Weg zu unserem Bus. Die Landschaft durch die Täler Val di Non und Val di Sole begeistert uns immer wieder aufs Neue. Wir überqueren die Staumauer vom See „La Giustina“ und bestaunen das parallel
verlaufenden Viadukt der Eisenbahn, welches mit seinen 140 Metern eines der Höchsten in Europa ist. Auf der ganzen Fahrt werden wir begleitet von Apfelplantagen soweit das Auge reicht. Die Ernte steht kurz bevor. Man sagt, dass jeder dritte Apfel, der in Europa verkauft wird, aus dem Trentino stammt. Mit einem typischen Trentiner Abendessen bei Kerzenschein und Musik, einer Flasche gutem Wein und einem Grappa, geht ein interessanter Tag zu Ende.
Sonnenschein pur, blauer Himmel und bereits frühmorgens schon angenehme Temperaturen. Der Tag verspricht viel und dementsprechend hoch sind auch die Erwartungen der Gäste. Die Fahrt nach Madonna die Campiglio ist sehr kurvenreich und die Landschaft wird durch Fichten- Kiefern-Pinien- und Lerchenwälder geprägt. In diesen Bergwäldern sollen noch etwa 100 Braunbären hausen. Wussten Sie, dass Madonna di Campiglio eigentlich kein richtiges Dorf ist? Es wohnen dort keine Einheimischen. Das Dorf besteht nur aus Hotels und Ferienwohnungen. Während der Vor- und Nachsaison ist M. di Campiglio eine tote Stadt. Jährlich werden dort im Winter die Skiweltcuprennen der Damen ausgetragen. Das ganze Skigebiet verfügt über 250 km Skipisten und ist eines der teuersten Wintersportorte in den Brenta Dolomiten. Wir fahren talwärts und die Nadelbäume werden durch Laubbäume ersetzt. Der Fluss Sarca, der seinen Ursprung im Adamellogebirge hat, begleitet uns bis zum Gardasee. Wir fahren durch viele kleine Dörfer. Jedes einzelne Dorf hat seinen eigenen Kirchturm, jeder auf seine Art einzigartig. Der Brunnen auf dem Dorfplatz bildet das Zentrum, wo sich das tägliche Leben abspielt. Bis ins Jahr 1960 haben die Frauen ihre Wäsche noch im Dorfbrunnen gewaschen und sich dabei den neusten „Tratsch“ erzählt. Die Landschaft wird durch die Landwirtschaft geprägt. Mais- und Kartoffelfelder wechseln sich ab. Wussten Sie, dass sich die Trentiner als Polentafresser bezeichnen?
Vor uns der „Lago di Tenno“, einer der 297 Seen im Trentino. Wir staunen. Unsere Gefühle sind fast nicht in Worte zu fassen. Das Wasser reflektiert den stahlblauen Himmel und die Farbe erscheint türkis. Unbeschreiblich schön. Einige Gäste nehmen die vielen Stufen auf sich und wandern hinunter zum See. Andere gönnen sich einen Aperol Sprizz und geniessen die Aussicht von oben.
Jürg offenbart sich als wahrer Kurvenkünstler! Die Gäste im Bus würdigen das mit einem kräftigen Applaus. Auch von den engen, steilen Serpentinenkurven hinunter bis zum Gardasee, lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. Die Aussicht ist atemberaubend. Die Vegetation ist inzwischen mediterran geprägt. Das milde Klima des Gardasees lässt Palmen, Oliven- und Zitrusbäume gedeihen.
Riva del Garda, ein mittelalterliches Städtchen am See, liegt direkt vor uns. Ein schöneres Plätzchen für die Mittagspause ist wohl schwer zu finden.“Carne salada“ ist eine Spezialität aus der nördlichen Gardasee Region. Hauchdünn geschnittenes Rindfleisch mit Olivenöl, Salz und Pfeffer. Dazu ein feines Gläschen „Heiliger Wein“. Woher stammt wohl dieser Name? Der süssliche Wein wird aus der weissen Nosiola-Traube hergestellt, welche auf Holz getrocknet und kurz vor Ostern gepresst wird. Ostern ist ein heiliges Fest und so darf sich auch der Wein heilig nennen.
Die Rückfahrt führt uns am Lago di Toblino mit seinem Wasserschloss vorbei. Die ganze Gegend ist von Schlössern geprägt, welche heute teilweise in Privatbesitz sind.
Kurz nach Trento werden wir in der Weinkellerei „Rotari Mezzocorona“ erwartet. Die charmante Veronica zeigt uns stolz die moderne Verarbeitung der Trauben bis hin zum trinkfertigen Spumante oder Wein. Natürlich dürfen wir die edlen Tropfen auch probieren und dazu werden uns kleine Stückchen vom „Trentinograna“-Käse serviert.
Vor dem Abendessen gönnen wir uns noch ein Aperöli draussen auf der Terrasse und lassen uns von den letzten warmen Sonnenstrahlen verwöhnen. Der Tag war anstrengend, aber wunderschön. Nach dem Essen verabschieden sich die Gäste und freuen sich auf das morgige Highlight mit dem „Bernina Express“.
Frühmorgens, kurz vor Sonnenaufgang, steigen wir in den Bus und machen uns auf den langen Heimweg.
Die Fahrt durch das Val di Sole hinauf auf den 1776 m hohen Tonalen Pass ist sehr eng und kurvenreich. Ueber den Bergspitzen des Presanella-Gebirges erblicken wir die ersten Sonnenstrahlen. Der Wettergott ist auf unserer Seite. Über den noch kurvenreicheren Aprica Pass erreichen wir Tirano. Jürg hat die vielen brenzligen Situationen, sowie Kreuzen mit Lastwagen, super gemeistert. Im Bus war öfters zu hören: „Das längt nie“! Und doch hat es immer geklappt. Applaus!
Vom 429 m hohen Palmenparadies Tirano fahren wir mit dem Bernina Express, kurz BEX, hoch hinauf zum Gletscherglitzern der Berge. Die faszinierende Reise führt entlang der UNESCO-Welterbestrecke.
Über das Kreisviadukt gewinnen wir schnell an Höhe. Der Lago di Poschiavo präsentiert sich in den schönsten Farben. In mehreren Schleifen fährt der Zug hinauf zur Alp Grüm. Der mächtige Morteratschgletscher liegt direkt vor uns und wir dürfen den Parnoramawagen kurz verlassen.
Weisser Gletscher, blauer Himmel und klare Luft – Postkartenbilder sind garantiert.
Aber auch hier ist die globale Erwärmung nicht spurlos vorbeigegangen. In den vergangenen 100 Jahren sind 2500 m des Morteratsch-Gletschers geschmolzen. Das stimmt uns schon etwas nachdenklich.
Die Fahrt geht weiter vorbei am 2235m über Meer liegenden Bernina Hospiz, wo sich die Bergspitzen majestätisch im „Lago Bianco“ spiegeln.
Mein Gott, ist die Schweiz schön!!! Eine einzigartige und atemberaubende Kulisse!
Vorbei an der Diavolezza-Bahn geht es talwärts nach Pontresina und St. Moritz. Wir sind tief berührt, ab so viel Schönheit.
Nach einem feinen Mittagessen fährt uns Jürg zurück zu unseren Einsteigeorten.
Mit etwas Wehmut im Herzen verabschiede ich meine Gäste. Dass diese Reise so ein toller Erfolg geworden ist, ist auch Euer Verdienst. Dafür bedanke ich mich recht herzlich. Ihr wart eine coole Truppe und wir hatten viel Spass zusammen.
Wer weiss, vielleicht sehen wir uns bald wieder einmal auf einer anderen tollen CarTours Reise.Es würde mich freuen.
Machets guet!